Bush zum Afghanistan-Einsatz:Moderate Töne Richtung Berlin

Neue Signale aus Washington: Nach monatelanger Debatte hat US-Präsident Bush angekündigt, dass die USA - anders als bisher - nicht mehr auf einen deutschen Einsatz im umkämpften Süden Afghanistans dringen werden.

Wenige Tage vor dem Nato-Gipfel in Bukarest sagte Bush in einem Interview der Welt, er sei dankbar, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Deutsche Bundestag "unser Engagement mit Truppen im Norden Afghanistans unterstützen".

Bush zum Afghanistan-Einsatz: Moderate Töne: US-Präsident George W. Bush

Moderate Töne: US-Präsident George W. Bush

(Foto: Foto: AP)

Auf die Frage, ob die USA das Engagement Deutschlands auch im Süden Afghanistans fordern, sagte Bush: "Nein. Ich will Entscheidungen, die unsere Partner tragen können. Ich möchte, dass Kanzlerin Merkel mit den Ergebnissen gut leben kann. Mit anderen Worten, ich möchte von anderen Staaten nichts fordern, wozu sie politisch nicht in der Lage sind."

Auf die Nachfrage, Deutschland werde also nicht aufgefordert, Bodentruppen für den Einsatz im Süden des Landes zu stellen, stellte Bush klar: "Nein, das wird nicht geschehen."

Bush hatte erst Anfang März deutlich gemacht, dass die Nato-Verbündeten mehr Truppen nach Afghanistan schicken sollen. Er erwarte, dass die Alliierten eine "schwere Bürde übernehmen, wenn sie nach Afghanistan gehen", sagte der Präsident offenbar mit Blick auf Deutschland und andere Länder, die ihre Truppen in relativ ruhigen Regionen Afghanistans stationiert haben. "Wenn wir in dem Kampf als eine Allianz antreten, dann müssen wir auch wie eine Allianz kämpfen."

Washington hatte in der Vergangenheit mehrfach gefordert, dass Deutschland und andere europäische Länder ihre Soldaten auch im gefährlichen Süden Afghanistans einsetzen, wo es immer wieder zu Kämpfen mit den radikalislamischen Taliban-Rebellen kommt. Die Bundesregierung hat dies bislang strikt abgelehnt.

Derzeit sind insgesamt etwa 43.000 Nato-Soldaten in Afghanistan. Deutschland sowie Frankreich und Italien haben Truppen in eher ruhigen Gebieten, dagegen kämpfen etwa die USA, Großbritannien, Kanada und die Niederlande im riskanten Süden des Landes.

Bush sprach sich in dem Interview vehement dafür aus, Georgien und der Ukraine den Weg in die Nato zu öffnen. Den Einwand des designierten russischen Präsidenten Dmitri Medwedew, Russland wolle kein fremdes Militärbündnis an seinen Grenzen dulden, ließ Bush nicht gelten. "Wenn jemand vor seinen Grenzen Demokratien hat, ist das gut und nicht schlecht", sagte Bush. Es gebe keine Absicht, in der Ukraine einen ständigen Militärstützpunkt zu errichten.

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