Burkina Faso:Französischer Botschafter: 27 Tote in Ouagadougou

French soldiers arrive at the site of the attack in Ouagadougou

Französische Soldaten sichern den Anschlagsort in Ouagadougou.

(Foto: REUTERS)
  • Sicherheitskräfte beenden eine Geiselnahme nach dem Angriff auf ein Hotel in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou. Es soll mehr als 20 Tote gegeben haben, unter ihnen möglicherweise zahlreiche Ausländer.
  • Die Angreifer hatten 126 Menschen als Geiseln festgehalten und sich einen stundenlangen Schusswechsel mit Soldaten aus Burkina Faso und Frankreich geliefert.
  • Zu dem Anschlag bekannte sich ein Ableger der Terrororganisation Al-Qaida.
  • Zugleich sind zwei Australier im Norden von Burkina Faso von Unbekannten entführt worden.

Geiselnahme in Hotel in Ouagadougou beendet

Bei einem Überfall auf ein Hotel in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou sind mehr als zwanzig Menschen ums Leben gekommen. Die genaue Zahl und ihre Nationalitäten sind noch unklar. Der französische Botschafter in Burkina Faso, Gilles Thibault, spricht von 27 Toten. Mehr als 120 Geiseln konnten befreit werden, Dutzende von ihnen sind verletzt. Sicherheitskräfte hatten sich einen stundenlangen Schusswechsel mit den Angreifern geliefert, bevor sie die Geiselnahme beenden konnten. Mindestens drei der Angreifer sollen getötet worden sein. Soldaten durchkämmen die Gegend auf der Suche nach weiteren Bewaffneten.

Im staatlichen Rundfunk hieß es, unter den Opfern seien viele Ausländer mit insgesamt achtzehn verschiedenen Nationalitäten. Ob sich dies auch auf die Toten bezog, ist noch unklar.

Burkina Faso haben mutmaßliche islamistische Extremisten ein australisches Ehepaar entführt. Sie hätten den Arzt und seine Frau in den frühen Morgenstunden bei Djibo nahe der malischen Grenze in ihre Gewalt gebracht, erklärte ein ranghoher Beamter des Innenministeriums am Samstag. Der Arzt betreibt demnach seit vielen Jahren eine Klinik in der Region. Zunächst hieß es, die beiden Entführten seien Österreicher. Die Regierung des westafrikanischen Landes korrigierte am Nachmittag jedoch ihre zuvor gemachten Angaben.

Der Angriff auf das Hotel in Ouagadougou

Die vermummten Attentäter hatten ihren Angriff im Geschäftszentrum von Ouagadougou am Freitagabend gegen 19.30 Uhr Ortszeit begonnen. Nach bisherigen Erkenntnissen eröffneten sie zunächst das Feuer im Restaurant "Cappuccino", auf dessen Terrasse Sicherheitskräfte später zehn Leichen fanden. Danach griffen die Bewaffneten das gegenüberliegende Hotel "Splendid" an. Mit 147 Zimmern gehört es zu den größten der Stadt, es ist bei ausländischen Gästen beliebt. Dort verschanzten sie sich mit mehr als hundert Geiseln.

Fünf Stunden nach dem Angriff begannen Sicherheitskräfte, das Gebäude zu stürmen. Sie sollen Sprengsätze verwendet haben, wodurch das Hotelgebäude in Brand geriet. Es folgten stundenlange Schusswechsel, bevor es den Soldaten gelang, die noch lebenden Geiseln zu befreien.

Soldaten und Spezialkräfte aus Frankreich, der ehemaligen Kolonialmacht im Land, waren an dem Einsatz beteiligt. Ein Mitglied des US-Militärs soll den Franzosen beraten haben.

Al-Qaida-Ableger bekennt sich offenbar

Ein Ableger der Islamisten-Organisation Al-Qaida hat sich zu dem Angriff auf das "Splendid" bekannt. Dabei handele es sich um die Al-Qaida im Islamischen Maghreb, teilte die US-Gruppe Site mit, die Islamisten im Internet beobachtet. Bislang ist die ehemalige französische Kolonie Burkina Faso weitgehend von Anschlägen islamistischer Gruppen verschont geblieben, die in anderen Ländern der Region immer wieder Gewalttaten verüben. So hatte sich die Al-Qaida im Islamischen Maghreb mit anderen Gruppen zu einem Angriff auf ein Hotel im benachbarten Mali bekannt, bei dem im November in der Hauptstadt Bamako 20 Menschen getötet wurden.

Eines der ärmsten Länder der Welt

Das westafrikanische Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die meisten der etwa 19 Millionen Menschen in dem rohstoffarmen Land am Rand der Sahel-Zone leben von der Landwirtschaft. Die vorherrschende Religion ist der Islam; es gibt eine starke christliche Minderheit.

Das Land war bis 1960 als "Obervolta" Teil Französisch Westafrikas. 1984 erfolgte die Umbenennung in Burkina Faso, was mit "Vaterland der Ehrenwerten" übersetzt wird.

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