Misshandlungen in Burbach:Leiter von Flüchtlingsheim bekommt wohl Bewährungsstrafe

Flüchtlingsheim in Burbach

Das Flüchtlingsheim auf dem Gelände der ehemaligen Siegerland-Kaserne in Burbach.

(Foto: dpa)
  • In einer Unterkunft in Burbach wurden Flüchtlinge monatelang misshandelt.
  • In einem der Prozesse um die Misshandlungen zeichnet sich für den damaligen Heimleiter eine Bewährungsstrafe ab.
  • Der 38-Jährige soll laut Anklage angeordnet haben, Flüchtlinge bei Fehlverhalten in ein sogenanntes Problemzimmer zu sperren.

Nach den monatelangen Misshandlungen von Flüchtlingen in einer Unterkunft in Burbach hat am Donnerstag der Prozess gegen den Leiter der Einrichtung begonnen. Ihm soll bei dem Skandal eine Schlüsselrolle zugekommen sein. Der 38-Jährige soll laut Staatsanwaltschaft angeordnet haben, Flüchtlinge bei Fehlverhalten in ein sogenanntes Problemzimmer zu sperren. Er trage damit die Gesamtverantwortung für die systematische Freiheitsberaubung in der Unterkunft im Siegerland in Nordrhein-Westfalen, warf ihm die Staatsanwaltschaft zum Prozessauftakt vor.

Der gelernte Versicherungskaufmann kündigte ein umfassendes Geständnis zu den Vorfällen an. Im Gegenzug stellten Kammer und Staatsanwaltschaft eine Verurteilung von maximal eineinhalb Jahren auf Bewährung sowie eine Geldbuße in Höhe von 1200 Euro in Aussicht.

In der von einem privaten Unternehmen betriebenen Aufnahmeeinrichtung des Landes waren über Monate hinweg immer wieder Flüchtlinge eingesperrt, geschlagen und gequält worden.

Die Misshandlungen wurden im September 2014 durch Handyfotos und ein Video bekannt und lösten bundesweit Entsetzen aus. Offenbar wurden Bewohner der Unterkunft bei Verstößen gegen die Hausordnung - beispielsweise Rauchen oder Alkoholkonsum auf den Zimmern - teils für mehrere Tage in sogenannten "Problemzimmern" eingesperrt. Das Flüchtlingsheim ist in einer ehemaligen Kaserne eingerichtet. Beim Transport in diese Zimmer soll es Körperverletzungen gegeben haben, außerdem Nötigungen und Diebstähle. Als Motiv für die Misshandlungen vermutet die Staatsanwaltschaft, dass die Wachleute den Ruf der Einrichtung nicht gefährden wollten.

Zahlreiche Wachleute und Betreuer sind deshalb wegen Freiheitsberaubung in einer Vielzahl von Fällen sowie wegen Körperverletzung angeklagt. Der Heimleiter soll über viele Einzelfälle informiert gewesen sein.

Bereits am 8. November hatte ein großer Prozess gegen zunächst 30 Angeklagte begonnen, darunter vor allem Wachleute und Betreuer. Weitere Verfahren wie das gegen den Heimleiter wurden abgetrennt. Inzwischen richtet sich das Hauptverfahren gegen nur noch 26 Beschuldigte. Zusätzlich wurde im Dezember bereits ein Wachmann zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Zwei weitere Angeklagte müssen eine Geldstrafe zahlen.

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