Beim ersten bundesweiten Warntag vor vier Jahren ging vieles schief. Sirenen blieben stumm oder schlugen verspätet Alarm, auch Warnungen auf Mobiltelefonen kamen vielfach nur mit Verspätung oder gar nicht an. Seit 2022 sind dank einer neuen Technologie viel mehr Menschen direkt über das Handy erreichbar – ohne dass sie etwas dafür tun müssen. Wie gut das im Ernstfall klappt, soll mit dem Aktionstag am 12. September erneut geprobt werden.
Was passiert am Warntag?
Jährlich am zweiten Donnerstag im September testen das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), die Innenministerien der Länder und die Kommunen ihre Warnsysteme. Dafür lösen sie um elf Uhr vormittags Meldungen auf verschiedenen Kanälen aus. Gewarnt wird im Radio und im Fernsehen, aber auch über das Internet, in sozialen Netzwerken, auf Mobiltelefonen und auf Anzeigetafeln der Deutschen Bahn. Kommunen können außerdem über Sirenen und andere lokale Warnsysteme alarmieren. Gegen 11.45 Uhr folgt dann die Entwarnung.
Wie funktioniert die Warnung per Mobiltelefon?
Es gibt zwei Wege, um auf dem Smartphone benachrichtigt zu werden. Die erste Möglichkeit sind Apps wie „Nina“, die offizielle Notfall-Informations-App des Bundes. Auch der Deutsche Wetterdienst und private Anbieter haben kompatible Angebote. Seit 2022 können Warnungen aber auch ohne App direkt auf die Handys der Bürger geschickt werden – über den Mobilfunkdienst Cell Broadcast. Dafür muss das Mobiltelefon nur eingeschaltet sein und das Netz intakt, eine Internetverbindung ist nicht notwendig.
Allerdings sollte das Betriebssystem möglichst aktuell sein, ein Teil älterer Geräte können Cell-Broadcast-Nachrichten nicht empfangen. Darüber hinaus informiert das BBK, dass über Cell Broadcast derzeit noch keine Entwarnung versendet wird, die Möglichkeit dazu wird derzeit geprüft.
Werden überall die Sirenen heulen – und was bedeuten die Töne?
Nein, denn die Teilnahme ist freiwillig. Viele Kommunen informieren die Bevölkerung vorab, ob und wie sie mitmachen. Oberhausen etwa beteiligt sich mit seinen städtischen Sirenen und erklärt auf seiner Homepage ausführlich, was welcher Warnton bedeutet: Ein anhaltender, einminütiger Ton kündigt den Probealarm an und gibt hinterher Entwarnung, dazwischen ertönt eine Minute lang das auf- und abschwellende Warnsignal. Im Fall einer Katastrophe würde es dazu aufrufen, sich in Sicherheit zu begeben und den Rundfunk einzuschalten. Auch auf dem offiziellen Münchner Stadtportal sind Informationen zu finden.
Was bezweckt der Warntag überhaupt?
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz will damit die technische Warninfrastruktur testen und mögliche Lücken erkennen. Darüber hinaus geht es aber auch darum, Menschen mit der Katastrophenwarnung vertraut zu machen. „Wenn die Abläufe der Warnung vertraut sind, kann man im Ernstfall besser reagieren“, heißt es auf der Website des BBK. 2021 hatte die Jahrhundertflut im Westen gezeigt, wie katastrophal schlechte Vorbereitungen sein können: Die Warnungen kamen viel zu spät bei den Betroffenen an, allein im Ahrtal starben 135 Menschen.
Beschlossen wurde der Aktionstag allerdings schon vor der Flutkatastrophe, durch die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern. Die Terminwahl fiel auf den zweiten Donnerstag im September. Eigentlich sollte der Warntag von 2020 an jedes Jahr stattfinden, doch weil der erste zahlreiche Probleme offenlegte, fiel der zweite im Jahr 2021 aus. Man wollte Zeit gewinnen, um die Warnsysteme auszubauen. Der diesjährige bundesweite Aktionstag ist nun der vierte.
(Bei diesem Artikel handelt es sich um die aktualisierte Fassung der Version vom September 2023)