Bundesweite Razzia:Polizei geht gegen Nazi-Netzwerk vor

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Sie hatten zum Hass gegen Ausländer, Juden und Menschen anderer Hautfarbe aufgestachelt und hunderte Tonträger zum Download angeboten. Nun hat das BKA bundesweit Wohnungen der Betreiber des rechtsextremen Thiazi-Forum durchsucht, das zurzeit offline ist. Die Ermittlungen reichen bis ins Ausland.

Die Polizei ist mit einer bundesweiten Razzia gegen die Betreiber des rechtsextremen Internet-Forums Thiazi.net vorgegangen. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Rostock wurden Wohnungen und Geschäftsräume in elf Bundesländern wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung durchsucht, wie das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden mitteilte. Vier Beschuldigte wurden festgenommen.

Das Thiazi.net ist laut BKA das bedeutendste deutschsprachige rechtsextremistische Internetforum. Die Betreiber bezeichnen es als "germanische Weltnetzgemeinschaft" und verstehen dieses als "das größte und bekannteste deutschsprachige Forum seiner Art" mit weit über einer Million Beiträgen. Die Seite war am Donnerstagabend nicht mehr zu aufrufbar.

Die Schwerpunkte der Durchsuchungen von 24 Wohnungen und Geschäftsräumen, bei denen etwa 270 Beamte im Einsatz waren, lagen dem BKA zufolge in Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg. Weitere Durchsuchungen fanden in Niedersachsen, Bayern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen statt. Auch in Großbritannien sei eine Wohnung durchsucht worden. Es wurden zahlreiche Computer, Laptops, Datenträger sowie schriftliche Unterlagen sichergestellt.

Die Ermittlungen richten sich insgesamt gegen 26 Beschuldigte im Alter von 22 bis 64 Jahren. Sie werden verdächtigt, mehr als 2400 Liedtexte und mehr als 1400 Tonträger zum Download angeboten zu haben. Hauptbeschuldigte sind ein 30-jähriger Erzieher sowie eine 30-jährige Hausfrau.

In einer Vielzahl der Liedtexte werde zum Hass gegen Ausländer, Juden und Menschen anderer Hautfarbe aufgestachelt und zu gewalttätigen Übergriffen gegen diese aufgerufen, erklärte das BKA. Zudem werde der Holocaust geleugnet und die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft verherrlicht.

BKA-Präsident Jörg Ziercke wertete die Ermittlungen auch als "klare Botschaft an die Betreiber vergleichbarer Internetforen." Die Verbreitung von rechtsextremistischem und fremdenfeindlichem Gedankengut sowie die Verherrlichung des Nationalsozialismus würden konsequent verfolgt, erklärte Ziercke.

© Süddeutsche.de/dpa/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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