Bundeswehreinsatz in Afghanistan:Klare Worte für tote Soldaten

Der Bundeswehrverband fordert Klartext, wenn es um tote deutsche Soldaten in Afghanistan geht. Für Verbandschef Gertz geht es um die Wortwahl: Sie seien "für Deutschland gefallen".

Der Bundeswehrverband wirft der Bundesregierung vor, mit "gestelzten Wendungen" die Wahrheit über den deutschen Einsatz in Afghanistan zu verschleiern. "Wir befinden uns in einem Krieg gegen einen zu allem entschlossenen, fanatischen Gegner", sagte der Verbandsvorsitzende Bernhard Gertz der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Bundeswehreinsatz in Afghanistan: Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, kritisiert die Sprachregelung der Bundesregierung.

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, kritisiert die Sprachregelung der Bundesregierung.

(Foto: Foto: AP)

Der bei Kundus getötete 29-jährige Soldat aus Zweibrücken sei nicht ums Leben gekommen, wie bei seiner Beisetzung erklärt worden sei. "Richtig ist: Dieser Hauptfeldwebel ist für die Bundesrepublik Deutschland gefallen", sagte Gertz.

Die Regierung wäre gut beraten, dies in aller Klarheit zu sagen. Denn mit der Sprache fange es an: "Da wird schon verschleiert, da wird die Wahrheit verschwiegen." Man müsse sich dann nicht wundern, "dass unsere Gesellschaft nicht versteht, was wir in Afghanistan wollen".

Vergangene Woche hatte bereits Verbands-Vize Ulrich Kirsch eine Beschönigung des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch kritisiert. "Zu einem Kampf sollte man auch Kampf sagen", so Kirsch zu sueddeutsche.de.

Bisher 28 tote Bundeswehrsoldaten

Beim 2002 begonnenen Afghanistan-Einsatz sind bisher 28 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Zuletzt starb am vergangenen Mittwoch ein Soldat aus Zweibrücken durch einen Sprengstoffanschlag. Am Tag darauf wurden an einer Straßensperre bei Kundus eine afghanische Frau und zwei Kinder in einem Auto vermutlich von deutschen Soldaten erschossen.

Gestern besuchte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) überraschend das deutsche Feldlager in Kundus und räumte ein, dass die Sicherheitslage in Afghanistan angespannt sei. Es gebe Bedrohungen durch Sprengstoffanschläge und Selbstmordkommandos. Mit Blick auf den Zwischenfall, bei dem Soldaten der Bundeswehr drei afghanische Zivilpersonen erschossen, sagte der Minister in der ARD, Ziel sei es, den Menschen zu helfen, ein sicheres Umfeld zu schaffen und alles daran zu setzen, zivile Opfer zu vermeiden.

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes betonte, dass sich deutsche Soldaten in Afghanistan "bislang nicht die Hände schmutzig gemacht" hätten. Wer damit rechnen müsse, bei jeder Patrouille von Attentätern oder Sprengsätzen bedroht zu sein, agiere in Krisensituationen gelegentlich sehr schnell, sagte er mit Blick auf den tödlichen Zwischenfall an der Straßensperre.

"Dass wir auch im Norden Afghanistans eine signifikante Häufung von Anschlägen auf unsere Soldaten haben, nagt am Nervenkostüm der Männer. Das wird niemanden wirklich überraschen." Dies schrecke auch Bewerber für die Bundeswehr ab, fügte Gertz hinzu. "Eltern sagen ihren Söhnen, wir haben euch nicht groß gezogen, damit ihr in Afghanistan getötet werdet", sagte der Oberst.

Die Grünen stehen trotz der jüngsten Verschärfung der Lage in Afghanistan weiter zum dortigen Einsatz der Bundeswehr. Im ARD-Morgenmagazin sagte der stellvertretende Bundestagsfraktionschef Jürgen Trittin: "Es gibt keine Alternative, in Afghanistan ohne Soldaten auszukommen." Wenn man diese Soldaten nicht falschen Gefährdungen aussetzen wolle, müsse man aber mehr für die zivile Hilfe tun, fügte Trittin hinzu und hob hervor: "Daran werden wir unser Verhalten zu einem solchen Mandat messen."

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