Bundeswehr:Unfreundliche Grüße aus Entenhausen

Die Truppe hilft bei Corona-Tests an Flughäfen und Bahnhöfen - und berichtet von einer "beachtlichen Zahl" an Rückkehrern, die sich nicht testen lassen wollen oder falsche Angaben machen.

Von Mike Szymanski, Berlin

Auch die Bundeswehr macht mittlerweile auf größere Probleme bei den Coronatests für Reiserückkehrer aus Risikoländern aufmerksam. Im Zuge der Amtshilfe unterstützen derzeit 300 Soldatinnen und Soldaten das Personal in Testzentren etwa an Flughäfen und Bahnhöfen und haben eigene Einblicke in die Abläufe gewonnen. Der für den Einsatz zuständige Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis, sprach von einer "beachtlichen Zahl" an Rückkehrern, die das Angebot, sich gleich nach Ankunft zu testen, ignorierten oder gar falsche Angaben machten. So hätten sie bei der Auswertung der "Ausstiegs"-Karten, die Passagiere zur Ankunft ausfüllen müssen, um sie gegebenenfalls später kontaktieren zu können, "nicht wenige Donald Ducks aus Entenhausen" festgestellt.

Auch das Übermitteln der Daten an die jeweils für die Passagiere zuständigen Gesundheitsämter bereite unerwartete Schwierigkeiten. Zunächst habe man per E-Mail die Informationen übermitteln wollen, dagegen habe es jedoch datenschutzrechtliche Bedenken gegeben. Daraufhin sei das Hilfspersonal auf Faxe umgestiegen, die jedoch bald "im Datenstau" feststeckten. Mittlerweile würden die "Ausstiegs"-Karten per Post verschickt. Schelleis zeigte sich unzufrieden, dass bislang keine schnellere Lösung gefunden worden sei. Das System müsse insgesamt noch deutlich verbessert werden, forderte er, es sei "noch nicht fertig". Zudem beklagte Schelleis die "zu schmale" Ausstattung der Gesundheitsämter mit Personal.

Die Bundeswehr ist seit Beginn der Coronakrise über die Amtshilfe am Kampf gegen das Virus beteiligt. In der Anfangszeit ging es vor allem darum, mit medizinischem Personal, Material und Geräten auszuhelfen. Spätestens mit der Urlaubszeit hat sich der Schwerpunkt verlagert. Schelleis sagte, ein Großteil der Soldaten sei mittlerweile damit betraut, in Testzentren mitzuhelfen, Abstriche zu nehmen, die Angaben der Testpersonen aufzunehmen und weiterzuleiten. Allein am Frankfurter Flughafen sind knapp 100 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Derzeit helfen seinen Angaben zufolge weitere 180 Männer und Frauen in Gesundheitsämtern dabei, Personen aufzuspüren, die mit Infizierten Kontakt gehabt haben könnten.

Schelleis geht davon aus, dass seine Leute in den nächsten Wochen und Monaten wieder mehr zu tun bekommen werden. Die Infektionszahlen steigen wieder. Die Schutzvorkehrungen würden teilweise nur noch "nachlässig beachtet", von einigen Personen sogar "demonstrativ abgelehnt". Zudem würde im Herbst die Erkältungssaison beginnen, die Bürger sich wieder in Innenräume zurückziehen. Die Lage bleibe "volatil und risikobehaftet". Die Bundeswehr stehe aber bereit, wenn die Lage sich verschlechtert. Innerhalb von zwei Tagen könnte die Truppe 750 Soldaten für den Coronaeinsatz mobilisieren, innerhalb von zwei Wochen 15 000 Männer und Frauen.

An Spitzentagen waren bisher 850 im Einsatz. Bislang haben sich insgesamt 32 000 Soldaten an der Corona-Amtshilfe beteiligt, umgerechnet seien eine Million Arbeitsstunden geleistet worden. An diesem Freitag sollen 49 Soldaten im Gesundheitsamt in Köln ihren Einsatz starten.

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