Bundeswehr:Tote bei Helikopter-Absturz

Technisches Versagen oder Abschuss? Erstmals sterben Bundeswehr-Soldaten beim Einsatz in Mali.

Von Stefan Braun, Berlin

Bislang sieht alles nach einem Unglück aus, einem mit dramatischen Folgen: Am Mittwochnachmittag sind gut 70 Kilometer nordöstlich der malischen Stadt Gao zwei Bundeswehrpiloten beim Absturz eines Kampfhubschraubers ums Leben gekommen. Das teilte Verteidigungsministerium Ursula von der Leyen am späten Abend in Berlin mit. Als am Nachmittag erste Meldungen über den Absturz bekannt geworden waren, hoffte man in der Führung des Verteidigungsministeriums noch, dass die beiden gerettet werden könnten; dann aber wurde aus der Sorge Gewissheit, dass die Piloten den Absturz nicht überlebt haben. "Der Tod dieser Männer im Dienste unseres Landes trifft uns alle tief, und er macht uns unendlich traurig", sagte von der Leyen.

Die Minusma-Mission soll den Waffenstillstand zwischen Rebellen und Regierung sichern

Damit sind erstmals auch in diesem als besonders gefährlich eingestuften Einsatz in Mali zwei Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen. Sie gehören zu der gut 15 000 Mann starken UN-Mission Minusma, die einen Waffenstillstand zwischen der malischen Führung und den islamistischen Rebellen im Norden überwachen sollen. Im weiteren Sinne geht es bei dem Einsatz aber auch darum, eine Ausbreitung der Extremisten in der gesamten Sahelzone zu verhindern. Bislang stärkste Nation in der Mission ist Frankreich.

Die weiteren Umstände des Absturzes blieben zunächst offen. Spekulationen, der Kampfhubschrauber Tiger könnte auch abgeschossen worden sein, wurden in Bundeswehrkreisen jedoch als sehr unwahrscheinlich bezeichnet. Und das, obwohl es seit dem Bürgerkrieg im benachbarten Libyen immer häufiger Geheimdienstberichte gibt, wonach islamistische Rebellen aus den alten Depots des libyschen Regimes von Muammar al-Gaddafi auch Luftabwehrraketen erbeutet haben könnten. Ein UN-Sprecher hatte allerdings schon früh nach dem Absturz von einem Unfall gesprochen.

Nicht auszuschließen ist, dass je nach Ursache nun erneut eine Debatte über die technische Tauglichkeit der Bundeswehrhubschrauber aufbrechen könnte. Der Tiger gilt zwar bislang nicht als so anfällig wie der ebenso in Mali eingesetzte NH 90. Gleichwohl musste auch der Tiger nachgerüstet werden, um in den extremen klimatischen Bedingungen in Mali eingesetzt werden zu können. Der Tiger ist ein zweisitziger Kampfhubschrauber vom Hersteller Airbus Helicopters. Nach Angaben der Bundeswehr wird die Maschine unter anderem für den Kampf gegen gepanzerte Einheiten oder logistische Einrichtungen eingesetzt. Die Besatzung besteht aus einem Piloten und dem hinter ihm sitzenden Schützen. Der Tiger kann unter anderem mit Panzerabwehrraketen oder schweren Maschinengewehren ausgestattet werden. Der etwas mehr als 14 Meter lange Hubschrauber kann der Bundeswehr zufolge 290 Kilometer pro Stunde schnell fliegen (ohne Bewaffnung bis zu 315 km/h). Die Einsatzreichweite beträgt laut Bundeswehr bis zu 725 Kilometer. In Mali sind vier Tiger im Einsatz. Sie waren im Frühjahr im nordhessischen Fritzlar für den Einsatz in Westafrika verladen worden. Seit 2013 sind Bundeswehrsoldaten in Mali im Einsatz. Erst im Januar hatte der Bundestag die Mission auf bis zu 1000 Soldaten erweitert.

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