Bundeswehr:Tödliche Aufklärung

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Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. (Foto: Getty Images)
  • Bei einem Luftangriff in Syrien, für dessen Vorbereitung die Bundeswehr Aufklärungsbilder lieferte, soll es zivile Opfer gegeben haben.
  • Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben bis zu 33 Zivilisten.
  • Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker informierte den Verteidigungsausschuss des Bundestags in geheimer Sitzung über den Sachverhalt.

Von Christoph Hickmann, Berlin

Bei einem Luftangriff in Syrien, für dessen Vorbereitung die Bundeswehr Aufklärungsbilder lieferte, soll es nach Vorwürfen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zivile Opfer gegeben haben. Bei dem Angriff am 20. März sollen nach Angaben der in London ansässigen Organisation bis zu 33 Zivilisten gestorben sein.

Am Tag zuvor, dem 19. März, waren Aufklärungs- Tornados der Bundeswehr über das später angegriffene Gebäude in der Ortschaft Al-Mansura geflogen und hatten Bilder gemacht, die sie an die internationale Koalition gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) lieferten. Diese griff dann das Gebäude an, bei dem es sich um eine ehemalige Schule handeln soll. Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker informierte am Mittwoch den Verteidigungsausschuss des Bundestags in geheimer Sitzung über den Sachverhalt.

Fotos der Bundeswehr liefern nur einen kleinen Teil der Daten für einen Angriff

Das Verteidigungsministerium wollte sich zum konkreten Fall nicht äußern und verwies auf Geheimhaltungsgründe. Ein Sprecher bestätigte allerdings, dass es im Rahmen des Mandats für den Einsatz der Bundeswehr-Jets über Syrien und dem Irak zur täglichen Routine der Tornados gehöre, Bilder von möglichen Zielen zu machen.

Diese würden jedoch so lange Zeit vor einem möglichen Angriff gemacht, dass auf Basis der Bilder nicht feststellbar sei, ob und welche Personen sich aktuell dort oder im Umfeld aufhielten. Diese für die Entscheidung über den Angriff relevanten Informationen würden aus einer Vielzahl anderer Quellen gewonnen. An diesem Prozess, in dem dann tatsächlich zeitnah über einen Angriff entschieden werde, sei die Bundeswehr nicht beteiligt.

Die Bundeswehr fliegt in Syrien und im Irak nicht selbst Angriffe, sondern liefert lediglich Bilder. Dafür fliegen die Piloten sogenannte Ziellisten ab, die das deutsche Kontingent von der Koalition genannt bekommt. Die dabei gewonnenen Bilder werden dann durch das deutsche Kontingent bewertet. So identifiziert ein Analyst etwa, welche Fahrzeugtypen sich im Umkreis befinden.

Hauptzweck dieser Bilder ist es, Konstruktion und Zustand des möglichen Ziels zu bewerten. Da zwischen der Anfertigung dieser Bilder und einem Angriff stets einige Zeit vergeht, müssen dann jedoch durch die Koalition zusätzliche Quellen herangezogen werden, etwa Drohnen oder menschliche Quellen, um zu entscheiden, ob das Ziel attackiert werden kann.

Nachdem im konkreten Fall das Gebäude angegriffen worden war, flogen am 24. März noch einmal deutsche Tornados darüber, um die Zerstörungen im Bild festzuhalten. Derzeit läuft eine Untersuchung durch das zuständige US-Hauptquartier, ob und wie viele tote Zivilisten es gegeben hat.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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