Bundeswehr:Verteidigungsministerium will militärische Reserve aufstocken

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Reservisten der Bundeswehr üben den Umgang mit einem Maschinengewehr. (Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Den Plänen zufolge sollen künftig bis zu 60 000 Männer und Frauen so ausgebildet und ausgerüstet sein, dass sie die aktive Truppe verstärken – oder sogar ersetzen können. Das gab es schon einmal: im Kalten Krieg.

Im Verteidigungsministerium laufen Planungen für eine deutlich verstärkte Reserve der Bundeswehr. Diese soll auch – wie im Kalten Krieg – so ausgebildet und ausgerüstet sein, dass sie die aktive Truppe im Kampf verstärken oder ersetzen kann, sagte Generalleutnant Andreas Hoppe, Stellvertreter des Generalinspekteurs und Beauftragter für Reservistenangelegenheiten, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Ziel der Militärplaner ist es, künftig bis zu 60 000 Männer und Frauen als Reservisten in einer sogenannten Grundbeorderung zu haben, die in diesem Status für eine feste Aufgabe eingeplant und befähigt sind. Hoppe sagte: „Ich bin der Überzeugung, dass wir die Reserve ganz den aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen anpassen müssen, damit sie die Bundeswehr bei der Wahrnehmung der Aufgabe Landes- und Bündnisverteidigung vernünftig unterstützen kann.“ Das Militär rechnet dabei mit gut 10 000 ausscheidenden Zeit- oder Berufssoldaten pro Jahr, die für diese Grundbeorderung gewonnen werden könnten. Rund 44 000 grundbeorderte Männer und Frauen gibt es bisher.

Wie viele könnten im Verteidigungsfall herangezogen werden?

Im Ministerium wird auch geprüft, wie groß die Zahl derer ist, die grundsätzlich im Verteidigungsfall zum Dienst („unbeorderte Reservistentätigkeit“) herangezogen und geeignet sein könnten. Dabei geht es um die Bürger, die Dienst in der Bundeswehr geleistet haben, aber nicht beordert sind. Diese Gruppe ist groß, doch schrumpft sie, seit die Wehrpflicht 2011 ausgesetzt wurde.

„Es gibt dazu unterschiedliche Zahlen. Wir gehen davon aus, dass es etwa 800 000 sind, die noch wehrrechtlich herangezogen werden können. Das sind im Prinzip alle, die irgendwann mal Dienst in der Bundeswehr geleistet haben und ausgeschieden sind und in den Altersgrenzen liegen, also auch die letzten Jahrgänge der Wehrpflichtigen“, sagte Hoppe dazu. Und: „Wenn man sich aber die Altersproblematik vor Augen führt, dann weiß man auch, dass das jedes Jahr weniger werden. Es schmilzt jedes Jahr ab. Das heißt, wir müssen gegensteuern und auch zusätzlich Personal finden und gewinnen für die Reserve. Und das machen wir auch. Stichwort Heimatschutzregimenter: Die werden im Wesentlichen aus Ungedienten gebildet, die sich da melden und eine entsprechende Ausbildung bekommen.“

Für die überarbeiteten Verteidigungspläne der Nato muss die Bundeswehr, die trotz einer sogenannten Personaloffensive im vergangenen Jahr auf 181 500 Soldatinnen und Soldaten geschrumpft ist, allerdings sogar deutlich wachsen. Die Nato-Planungen bedeuteten absehbar eine Erhöhung des Personalziels von bisher 203 000 Soldaten auf „tendenziell deutlich über 272 000“ Männer und Frauen in den Streitkräften, berichtete der Spiegel am Freitag. Die Reserve kann da nur ein Baustein sein.

„Wir brauchen einen Wehrdienst“

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will am Mittwoch seinen Vorschlag für ein Modell der Wehrpflicht erläutern. „Wir brauchen einen Wehrdienst als Grundlage für einen schnellen Aufwuchs und die Durchhaltekraft unserer Bundeswehr im Verteidigungsfall“, sagte Pistorius am Freitag bei einer Veranstaltung des Branchenverbands der Familienunternehmen in Berlin. Auch die Reserve müsse deutlich aufgestockt werden.

„Ohne Reserve geht es nicht. Das sehen wir in der Ukraine“, sagte Hoppe. Das müsse in die Köpfe von allen. Die Strukturen müssten so sein, dass diese Reserve-Einheiten in die aktive Truppe integriert werden könnten. „Das gab es alles im Kalten Krieg, aber es ist eben seit 30 Jahren vernachlässigt worden und einfach nicht mehr existent. Es gibt noch ein paar ganz wenige, die das noch wissen. Die zapfen wir gerade ab, um die Fähigkeiten noch abzubilden“, sagt er.

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