Bundeswehr:"Puma"-Ausfall: Selbstgemachtes Problem

Bundeswehr: Der Totalausfall des Schützenpanzers "Puma" bei einer Bundeswehr-Übung im Dezember geht offenbar vor allem auf Bedienungsfehler durch die Truppe zurück.

Der Totalausfall des Schützenpanzers "Puma" bei einer Bundeswehr-Übung im Dezember geht offenbar vor allem auf Bedienungsfehler durch die Truppe zurück.

(Foto: Alexander Koerner/Getty Images)

Was der wahre Grund dafür ist, dass der neue deutsche Schützenpanzer nicht einsatzbereit war.

Von Mike Szymanski

Es ist ein bemerkenswertes Eingeständnis. Der Totalausfall des Schützenpanzers Puma bei einer Übung im Dezember geht offenbar vor allem auf Bedienungsfehler durch die Truppe zurück. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung räumten Spitzenvertreter von Ministerium und Heer am Mittwoch im Verteidigungsausschuss des Bundestags ein, dass die Einheiten schlecht vorbereitet sowie mit dem System zu wenig vertraut gewesen seien und dass es an Ersatzteilen und Werkzeug gefehlt habe. Unterstützung seitens der Industrie sei nicht in Anspruch genommen worden, obwohl die Möglichkeit dazu bestanden habe. Alle 18 Fahrzeuge waren damals ausgefallen. Die inzwischen zurückgetretene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte die Verantwortung für das Debakel zunächst der Industrie zugeschoben und die anstehende Entscheidung über die Beschaffung weiterer Pumas auf Eis gelegt.

Eigentlich sollte der Puma, der auf dem Gefechtsfeld die stärkeren Leopard-2-Kampfpanzer unterstützt, dieses Jahr den Nato-Verbündeten als modernster Schützenpanzer präsentiert werden. Seit Januar führt Deutschland die schnelle Eingreiftruppe an. Dabei handelt es sich um einen Kampfverband, der innerhalb einer Woche überall hingeschickt werden kann - als sogenannte Speerspitze der Nato. Die Bundeswehr setzt nun alte Marder-Schützenpanzer ein.

Bei der Übung sind im Großen und Ganzen Probleme aufgetaucht, die vorher bereits bekannt waren. Beispielsweise fällt offenbar eine elektronische Schlüsselkomponente für den Datenaustausch aus, wenn sie zu warm wird. Bei der Treibstoffzufuhr mache eine Sicherheitsabschaltung Probleme. Manche Teile müssten besser gewartet, mit anderen Komponenten müsse sorgsamer umgegangen werden. Sie gingen schnell kaputt, wenn die Soldaten mit ihren Gefechtshelmen oder schweren Kampfstiefeln dagegenkämen - Sicherungen etwa, heißt es.

Ein Teil der Fehlermeldungen hätte von den Einheiten in der Übung behoben werden können, wenn sie besser am System geschult worden wären. Aber auch die Industrie sei gefordert, nachzubessern. Heeresinspekteur Alfons Mais soll vor Abgeordneten ausgeführt haben, dass bei mehreren vergleichbaren Übungen mit dem Puma im vergangenen Jahr "Klarstände" von akzeptablen 70 bis 80 Prozent erreicht worden seien, also ein Großteil der Fahrzeuge durchhielt.

"Ausbildung, Planung und Logistik rund um den ,Puma' waren mangelhaft."

Der CSU-Verteidigungsexperte Florian Hahn sagte der SZ: "Ausbildung, Planung und Logistik rund um den Puma waren mangelhaft." Die hohe Ausfallrate sei ein "singuläres Ereignis", das nicht auf ein Versagen der Industrie zurückzuführen sei. Die Bundeswehr müsse daher am Puma festhalten. Der Grünen-Abgeordnete Sebastian Schäfer sieht eine "exzellent geschulte Truppe" als Voraussetzung für den Einsatz des Panzers, der technisch hoch komplex sei. Bevor aber weitere Fahrzeuge angeschafft würden, müsse sichergestellt sein, dass der Panzer auch unter schwierigen Bedingungen "verlässlich funktioniert". Von den 350 Schützenpanzern, die angeschafft wurden, gelten bis heute nur 41 als "kriegstauglich".

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