Süddeutsche Zeitung

Bundeswehr:Neonazi soll in Kundus gedient haben

Ein mutmaßlicher Neonazi war drei Monate lang als Soldat in Afghanistan eingesetzt. Das hat die Bundesregierung auf Anfrage der Partei Die Linke bestätigt. Der Mann aus Hessen soll vor einigen Jahren versucht haben, Mitglied der NPD zu werden.

Ein mutmaßlicher Neonazi ist drei Monate lang als Reserveoffizier der Bundeswehr in Afghanistan eingesetzt worden. Die Bundesregierung bestätigte in einer an diesem Freitag veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion den Einsatz des Hauptmanns der Reserve, allerdings nicht die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.

Demnach war der Mann vom 15. Juli bis zum 13. Oktober 2012 als Verbindungsoffizier in Kundus im Norden Afghanistans eingesetzt. Nach einem Hinweis aus der Truppe auf Medienberichte über rechtsextreme Aktivitäten des Offiziers habe der Militärische Abschirmdienst (MAD) den Fall überprüft.

Das Sicherheitsüberprüfungsverfahren sei aber am 16. Oktober eingestellt worden, da der Offizier seinen Einsatz zu diesem Zeitpunkt beendet hatte und nicht beabsichtigt war, ihn erneut heranzuziehen. Die Bearbeitung des Falls insgesamt dauere nach Angaben der Bundesregierung aber noch an.

Die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke verwies auf Berichte, wonach der Reserveoffizier Mitglied der Gruppe "Freier Widerstand Kassel" ist. Diese werde im hessischen Verfassungsschutzbericht als neonazistische Gruppierung aufgeführt. Der Mann soll auch einen Mitgliedsantrag bei der NPD gestellt haben. Jelpke kritisierte, dass der MAD offensichtlich nicht von sich aus aktiv wurde, sondern erst, nachdem er aus der Truppe heraus auf die Medienberichte aufmerksam gemacht wurde.

Über den Offizier war unter anderem Mitte September im Hessischen Rundfunk sowie Anfang Oktober im Magazin Stern berichtet worden.

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