Süddeutsche Zeitung

Bundeswehr:Skandal um Geheimnisverrat bei MAD weitet sich aus

Einige Soldaten der Eliteeinheit KSK sollen regelmäßig mit Dienstgeheimnissen aus dem Militärischen Abschirmdienst versorgt worden sein.

Von Florian Flade, Georg Mascolo und Ronen Steinke, Berlin

Der Skandal um den Verrat von Dienstgeheimnissen aus dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) an Soldaten des Kommando Spezialkräfte (KSK) weitet sich offenbar aus. Nach Recherchen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR sollen mindestens acht KSK-Soldaten offenbar regelmäßig unberechtigerweise über Ermittlungsinterna aus dem MAD informiert worden sein.

Offenbar hatte mindestens ein KSK-Mann die vertraulichen Informationen von einem Oberstleutnant des MAD erhalten und dann innerhalb der Truppe weitergegeben. Der Bundeswehrgeheimdienst hat seine Ermittlungen dazu nun ausgeweitet. Am Freitag waren auch Parlamentarier in einer geheimen Sitzung darüber informiert worden.

"Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass ich zu den laufenden Ermittlungen keine weiteren Angaben machen kann", teilte ein Sprecher des MAD zu den neuen Entwicklungen mit. In Kreisen des Verteidigungsministeriums heißt es, inzwischen liefen umfangreiche Ermittlungen. Schließlich sei es von entscheidender Bedeutung, dass ein Amt, welches extremistische Umtriebe innerhalb der Truppe aufzuklären habe, absolut unangreifbar sein müsse. Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sei entschieden, dies nun umfassend und schnell aufzuklären.

Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass ein MAD-Mitarbeiter offenbar Dienstgeheimnisse an einen befreundeten KSK-Soldaten verraten hatten. Dabei ging es um Ermittlungsergebnisse zum Fall des KSK-Soldaten Philipp Sch., der im Mai festgenommen worden war. In dessen Garten in Sachsen war ein privates Waffenversteck samt Sturmgewehr und Plastiksprengstoff entdeckt worden.

Der MAD-Mitarbeiter soll Fotos der gefundenen Waffen einem anderen KSK-Angehörigen gezeigt und diesen gewarnt haben, der Bundeswehr-Geheimdienst könne sich möglicherweise auch für ihn interessieren. Inzwischen wurde der Oberstleutnant suspendiert und soll keinen Zugang mehr zur Liegenschaft des Geheimdienstes haben. Es wird nun zudem geprüft, ob diese Person auch weiteren KSK-Soldaten Informationen verraten hat.

Nach mehreren rechtsextremen Vorfällen im KSK hatte das Bundesverteidigungsministerium erklärt, die Eliteeinheit genauer in den Blick zu nehmen. Eine Arbeitsgruppe, zu der KSK-Kommandeur Markus Kreitmayr und Generalinspekteur Eberhard Zorn gehören und die von der neuen Wehrbeauftragen Eva Högl begleitet wird, soll bis Ende Juni einen Bericht dazu vorlegen.

Dem KSK gehören mehr als 1.000 Soldaten an, die besonders gefährliche Mission im Ausland durchführen. Dazu gehören Anti-Terror-Einsätze in Afghanistan oder Geiselbefreiungen.

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