Nach einem schweren Zwischenfall mit einer Rakete auf der Fregatte Sachsen hat das Verteidigungsministerium das Waffensystem bis zum Ablauf einer Untersuchung auch auf den anderen beiden Schiffen der Fregatten-Klasse 124 bis auf Weiteres für den Einsatz gesperrt. Damit sind drei der modernsten Schiffe der Marine nur eingeschränkt einsetzbar. Die Fregatte Sachsen ist nach Ministeriumsangaben mittlerweile in ihren Heimathafen Wilhelmshaven zurückgekehrt. Allein die Reparatur des Schiffes dürfte Monate in Anspruch nehmen. Eine Untersuchung des Vorfalls wurde eingeleitet.
Vor einer Woche war bei einer Marineübung vor der Küste Norwegens eine Flugabwehrrakete im Startbehälter stecken geblieben und der Antrieb ausgebrannt. Sie hatte ein Feuer auf dem Schiff aufgelöst und das Deck schwer beschädigt. "Wir standen vor einer gleißenden und glühend heißen Feuerwand", berichtete Fregattenkapitän Thomas Hacken, Verbandsführer der Übung, später über den Vorfall. Zwei Soldaten seien bei dem Zwischenfall leicht verletzt worden. Kurz darauf hätten sie ihren Dienst aber fortsetzen können. Die Erleichterung sei groß gewesen, dass niemand schwerer verletzt wurde. Die Sachsen befand sich mit einem kleinen Verband eigens zum Schießtraining wenige Kilometer jenseits des Nordpolarkreises. Dort unterhalten die Norweger ein modernes Testzentrum, das die Marine zum zweiten Mal nutzte. Auf einer Videoaufnahme des Zwischenfalls ist zu sehen, wie sich an Deck der Fregatte Feuer ausbreitet. Der Marine zufolge gelang es der Besatzung aber, die Lage sofort unter Kontrolle zu bringen. Am nächsten Morgen lief das Schiff in den Hafen Harstad ein.
Vor dem Abfeuern der Rakete hatte es nach Angaben der Marine keinerlei Hinweise auf technische Mängel gegeben. Zuvor hatte die Sachsen bereits eine Rakete gleichen Typs abgefeuert, ohne dass es Probleme gegeben habe. Auch die Rakete, die im Startkanister stecken blieb, sei zuvor technisch überprüft worden und habe sich in einem einwandfreien Zustand befunden. Menschliches Versagen gilt andererseits ersten Einschätzungen zufolge aber auch als eher unwahrscheinlich.
"Die Ursache des Vorfalls muss zügig aufgeklärt werden", sagte Tobias Lindner, Verteidigungspolitiker der Grünen. Am Mittwoch wurde der Verteidigungsausschuss des Bundestages über das weitere Vorgehen informiert. "Bereits heute ist die Marine durch Auslandseinsätze und Bündnisaufgaben massiv beansprucht. Ich befürchte, dass die Reparatur der Sachsen diese Probleme noch weiter verschärfen wird", meinte Lindner. Tatsächlich ist beispielsweise das Schwesterschiff, die Fregatte Hamburg, nach einem langen Aufenthalt in der Werft auf Ausbildungsfahrt und muss erst wieder die Einsatzfähigkeit erlangen.