Bundeswehr:Ansgar Meyer übernimmt als KSK-Chef

Bundeswehr: Brigadegeneral Ansgar Meyer
(Foto: Hauke-Christian Dittrich/picture alliance/dpa/dpa-Pool)

Der Brigadegeneral und letzte deutsche Afghanistan-Kommandeur tritt seinen schwersten Job an: Ruhe und Zuversicht in das skandalumwitterte KSK zu bringen.

Von Joachim Käppner

Zuletzt hat Ansgar Meyer seine künftigen Untergebenen direkt im Einsatz erlebt, und zwar in eigener Sache: Soldaten des Kommandos Spezialkräfte, des KSK, sicherten in Masar-i-Scharif den Abzug des letzten deutschen Kontingentes dort ab. Meyer war dessen Kommandeur, und die Sicherheitslage hatte sich bereits damals, Ende Juni, drastisch verschlechtert, man musste mit Anschlägen der Taliban oder des IS rechnen.

Von diesem Mittwoch an wird Meyer also in einige bekannte Gesichter blicken: Er übernimmt das KSK nun als Kommandeur und Nachfolger des glücklosen Markus Kreitmayr. Dieser war zu der herkulischen Aufgabe angetreten, das von rechtsextremen Umtrieben erschütterte Kommando auszumisten, und trotz bestem Willen an handwerklichen Fehlern gescheitert. Meyer übernimmt aber einen Verband, den sein Vorgänger und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) so gründlich reformiert haben wie nie zuvor. Eine von vier Einsatzkompanien wurde komplett aufgelöst, sie galt als Keimzelle der von anderen KSK-Soldaten beklagten "toxischen Verbandskultur" und neonazistischer Skandale wie der berüchtigten "Schweinekopfparty".

Der Brigadegeneral ist als langjähriger Panzeroffizier bei den Spezialkräften zwar ein Außenseiter. Aber das muss kein Schaden sein bei diesem Versuch eines Neustarts der Truppe in Calw. Meyer gilt als einer der fähigsten Generäle der Bundeswehr, als ruhig und fair im Umgang, zugleich als durchsetzungsfähig und als Mann von natürlicher Autorität. Bemerkenswerte Gelassenheit bewies er zuletzt, als er viel Luft aus der schnell überdrehenden Debatte ließ, warum Kramp-Karrenbauer die letzten Soldaten aus Masar nicht offiziell feierlich bei der Landung in Deutschland empfangen habe: weil, sagt Meyer, er selbst sie darum gebeten hatte - aus Sicherheitsgründen, damit der Flugtermin unbekannt blieb und islamistische Terroristen nicht am Ende noch "ein letztes Zeichen" setzen würden. Das war, wie der grauenvolle Anschlag von Kabul nahelegt, wohl nicht der schlechteste Gedanke.

Mehrmals war er im Einsatz in Afghanistan

Meyer, geboren 1965 im niedersächsischen Lorup, trat 1984 in die Bundeswehr ein. Er war bereits in Kosovo eingesetzt und 2007, noch während des Kampfeinsatzes, in Faizabad, Afghanistan. Bis 2019 befehligte er die Panzer-Brigade 21 in Augustdorf. In seinem neuen Job soll er das bislang abgeschottete KSK wieder an die übrige Bundeswehr heranführen. Dabei wird ihm helfen, dass er mehrmals im Verteidigungsministerium arbeitete und dort sehr gut vernetzt ist.

Um seine letzte Verwendung in Afghanistan haben ihn gewiss wenige beneidet: Er musste einerseits den Nato-Einsatz Resolute Support weiterführen, bei dem es darum ging, die afghanischen Sicherheitskräfte zu beraten und auszubilden. Zugleich musste er ihn abwickeln. Er sprach respektvoll von vielen der afghanischen Partner, tapferen Männern und auch Frauen in Uniform, die ihr Land vor einer neuen Terrorherrschaft der Taliban bewahren wollten. Gleichzeitig wuchsen die Bedenken, ob ihnen das ohne die internationalen Truppen gelingen würde. "Wir wissen nicht, ob und wie das Ganze weitergehen wird", sagte er noch im Februar erkennbar besorgt im Gespräch mit der SZ. "Sicher ist nur: Die Menschen hier sehnen sich nach Frieden." Sie haben ihn nicht bekommen, und Ansgar Meyer gehört zur "Generation Einsatz", die sich nun mit der Sinnhaftigkeit all ihrer Opfer und Mühen auseinanderzusetzen hat.

Wann aber, wenn nicht jetzt, nach den Reformen und mit neuem, von der Vergangenheit unbelastetem Kommandeur, kann das KSK jene letzte Chance nutzen, die ihm Kramp-Karrenbauer gab? Der extrem riskante Einsatz einer ihrer Kompanien beim Evakuierungseinsatz für mehr als 5000 Menschen am Kabuler Flughafen hat zudem gerade erst gezeigt, wozu auch demokratische Staaten solche Spezialeinheiten benötigen: zur Rettung eigener und auch anderer Staatsbürger aus unmittelbarer Lebensgefahr.

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