Bundeswehr in Afghanistan:Wehrbeauftragter dringt auf bessere Ausrüstung

Wieder ist ein deutscher Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Königshaus, macht die Ausrüstungsmängel der Bundeswehr mit verantwortlich.

Nach dem erneuten tödlichen Anschlag auf die Bundeswehr in Afghanistan macht der Wehrbeauftragte Ausrüstungsmängel mit dafür verantwortlich, dass deutsche Soldaten Sprengfallen nicht rechtzeitig orten und entschärfen können. Von diesen "geht die größte Gefahr für unsere Soldatinnen und Soldaten aus", sagte der Beauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), der Mainzer Allgemeinen Zeitung.

Königshaus, Wehrbeauftragter des Bundestags

Mahnt zur Besonnenheit: der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus.

(Foto: dpa)

Die US-Streitkräfte verfügten über besonders geschützte Fahrzeuge, aus denen heraus Sprengfallen per Roboterarm beseitigt werden könnten. Die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan sollten 2012 zwar vergleichbares Gerät erhalten, "jeder Tag Wartezeit ohne solche Spezialfahrzeuge ist aber ein Tag zu viel." In der Neuen Osnabrücker Zeitung räumte Königshaus zugleich ein, dass die Ausrüstung in den vergangenen Monaten "rapide verbessert" worden sei. Bei dem Anschlag war innerhalb von neun Tagen der vierte tote Bundeswehr-Soldat zu beklagen.

Grünen-Chefin Claudia Roth verlangte "eine politische Debatte über die seit Monaten andauernde Offensivstrategie der Isaf in Afghanistan, die bislang auch von der Bundesregierung unterstützt wird". Sie führe offenkundig nicht zu einer zunehmenden Stabilisierung Afghanistans. Die Linken forderten erneut, "die Bundeswehr unverzüglich aus Afghanistan abzuziehen".

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) will aber an der bisherigen Strategie festhalten. Außenminister Guido Westerwelle warnte davor, sich wegen der neuen Anschläge von der bisherigen Afghanistan-Strategie abzuwenden. "Wir müssen weiter alles tun, damit die Afghanen möglichst bald selbst die Verantwortung in ihrem Land übernehmen können", sagte Westerwelle während eines Besuchs in Neuseeland. "Der Weg der inneren Aussöhnung ist äußerst schwierig, aber ohne vernünftige Alternative."

Königshaus mahnte auch zur Besonnenheit: "Wir erleben im Moment in Afghanistan eine sehr, sehr bittere Zeit. Aber wir sollten jetzt trotz allem Ruhe und Nerven bewahren."

Bei dem jüngsten Fall in der Provinz Baghlan war am Donnerstag ein Schützenpanzer "Marder" in einer Sprengfalle getroffen worden. Ein 23-jähriger Oberstabsgefreiter starb; fünf weitere Soldaten wurden verletzt, einer davon befand sich in kritischem Zustand. Unter diesem Eindruck nimmt die Bundeswehr am Freitagmittag Abschied von drei weiteren Soldaten, die bei zwei Zwischenfällen in der vergangenen Woche getötet wurden. Zur zentralen Trauerfeier in Hannover wird auch Minister de Maizière erwartet.

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