Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, teilt die Sorgen der deutschen Soldaten in Afghanistan über eine mögliche Unterwanderung der afghanischen Sicherheitskräfte durch Aufständische. "Ich kann an den Fakten nicht vorbei. Wir können einem Soldaten, der einen Angriff auf seine Kameraden erlebt hat, nicht erklären, vergiss, was du gesehen hast", sagte Königshaus der Süddeutschen Zeitung. Zugleich betonte er jedoch, dass die Bundeswehr am sogenannten Partnering festhalten müsse. Partnering bedeutet, dass deutsche und afghanische Soldaten gemeinsam in Einsätze gehen. So sollen die Afghanen lernen, im Verbund, aber zunehmend auch selbständig zu operieren.
Über das Konzept wird wieder diskutiert, seit berichtet worden war, der Anschlag auf den Gouverneurssitz in Talokan vom vergangenen Samstag sei von einem Selbstmordattentäter in afghanischer Uniform verübt worden. Inzwischen gehen die Sicherheitsdienste davon aus, dass die Taliban eine versteckte Bombe gezündet haben. Erst am Montag wurde allerdings ein australischer Soldat von einem Angreifer in afghanischer Armeeuniform erschossen.
Königshaus bestätigte, dass die deutschen Soldaten angesichts der wachsenden Zahl solcher Vorfälle sehr verunsichert seien. Er habe Verständnis für das Misstrauen, auch wenn er sagen müsse, dass es sich immer noch um Einzelfälle handele.
Dennoch könne er den Soldaten nur zu größter Vorsicht raten. "Den Respekt vor der scharfen Waffe darf man nicht verlieren - egal, wer sie trägt", sagte Königshaus. Das Partnering dürfe man nicht aufgeben: "Wem sollen wir denn die Sicherheitsverantwortung übertragen, wenn niemand dafür ausgebildet ist?" Gleichwohl müssten die afghanischen Behörden mehr tun, um die Verlässlichkeit ihrer Sicherheitskräfte zu garantieren. So könnten Referenzpersonen wie örtliche Würdenträger oder Geistliche für Rekruten bürgen. Außerdem sprach sich Königshaus für den Einsatz biometrischer Daten bei Zugangskontrollen zu Stützpunkten der Bundeswehr in Afghanistan aus.