Bundeswehr in Afghanistan:De Maizière weist Vorwurf über Ausrüstungsmängel zurück

Die Kritik des Wehrbeauftragten Königshaus ist schwerwiegend. Bei der Bundeswehr in Afghanistan mangele es an medizinischer Versorgung und wichtiger Ausrüstung. Verteidigungsminister de Maizière wehrt sich: Er nehme die Sicherheit der Soldaten "besonders ernst". Die Anschuldigungen versucht er zu entkräften.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat die Vorwürfe des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus (FDP) zu bestehenden Ausrüstungsmängeln bei der Bundeswehr in Afghanistan zurückgewiesen. "Wir nehmen den Schutz unserer Soldaten durch Ausrüstung und Material besonders ernst", sagte de Maizière der Bild am Sonntag.

Bundeswehr - Verteidigungsminister de Maiziere

"Ausrüstung erheblich verbessert": Verteidigungsminister Thomas de Maizière weist die Vorwürfe des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus zurück

(Foto: dpa)

Er bezeichnete es als großes Verdienst seines Vorgängers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), "die Ausrüstung der Soldaten in Afghanistan erheblich verbessert zu haben". Zu den konkreten Vorwürfen, im Schützenpanzer Marder werde es 60 Grad heiß, sagte der Minister: "Der angesprochene Marder hat eine Klimaanlage. Die war in diesem Fahrzeug aber ausgefallen. Die Reparatur dauert."

Für Engpässe beim Blutplasma machte der Minister das Arzneimittelrecht verantwortlich. "In Deutschland ist es Vorschrift, dass Blutplasma nur fünf Tage aufbewahrt werden darf. Das deutsche Arzneimittelrecht ist besonders streng", sagte de Maizière. Er verwies auf Erfahrungen anderer Länder; die Niederlande etwa lagerten Blutplasma bis zu zwei Jahre. Die Bundeswehr müsse ausweichen und ausländische Blutkonserven einzusetzen. "Wir sind dabei, diese bürokratischen Überspannungen zu beenden", versicherte der Minister.

In der Tatsache, dass die Bundeswehr aus Mangel an eigenen Hubschraubern auf Hilfe der US-Armee zurückgreifen muss, sieht de Maizière kein Problem. "Das ist nicht Abhängigkeit, sondern Zusammenarbeit", stellte er fest. Die Bundeswehr sei schließlich zusammen mit Verbündeten im Einsatz.

Der Wehrbeauftragte Königshaus hatte in einem als geheim eingestuften Bericht, der am Freitag bekannt wurde, zahlreiche Mängel bei der Bundeswehr in Afghanistan beklagt. Der Grünen-Sicherheitsexperte Omid Nouripour äußerte sich besorgt zu dieser Kritik.

Speziell zu den angeführten Mängeln im Bereich der medizinischen Versorgung sagte Nouripour der Passauer Neuen Presse: "Etwas Schwerwiegenderes kann man sich nicht vorstellen. Das muss man sehr ernst nehmen. Wenn es in diesem Bereich Defizite gibt, besteht dringender Handlungsbedarf."

Gleichzeitig lobte Nouripour das "Problembewusstsein - zum Beispiel beim Thema Minenräumen und Sprengfallenräumen." Das Verteidigungsministerium habe die Anschaffung automatischer Systeme zur Beseitigung von Sprengfallen angekündigt. Wichtig sei, dass die Soldaten nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag auf Verbesserungen warten müssten.

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