Bundeswehr:Hubschrauber, die auch wirklich fliegen

Die Deutsche Marine erhält 31 Helikopter zum Preis von 2,3 Milliarden Euro - andere Wünsche der Bundeswehr werden wegen Corona wohl nicht erfüllt.

Von Joachim Käppner, München

In einem wenig wohlwollenden Film über Franz Josef Strauß sah man einst einen Starfighter-Jet der Luftwaffe oben am Himmel Kondensstreifen ziehen. Dazu sagt die Erzählerstimme trocken: "Ein Starfighter. Er fliegt." Es war eine bittere Pointe, gemünzt auf den damaligen Kanzlerkandidaten Franz Josef Strauß (CSU), der einst als Verteidigungsminister für die Anschaffung der Starfighter F-104 verantwortlich gewesen war. Es war das desaströseste Rüstungsprojekt der Bundeswehr, zu Dutzenden stürzten die Maschinen ab, viele Piloten starben. Heute, 40 Jahre später, hat viel Fluggerät der Bundeswehr andere Probleme: Es ist veraltet, teilweise nicht einsatzbereit, mit anderen Worten: Es fliegt eben gerade nicht.

Vor allem die Hubschrauberflotte litt in den vergangenen Jahren unter Mängeln. Zu wenige Maschinen, zu wenige Ersatzteile, als Folge zu wenig Ausbildung. 2019 mussten die Tiger-Kampfhubschrauber wegen technischer Schwächen vorsichtshalber für einige Zeit komplett am Boden bleiben.

Zumindest bei der Deutschen Marine soll das jetzt anders werden, zumindest vom Jahr 2025 an. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat am Donnerstag nach Angaben eines Insiders grünes Licht für den Kauf von 31 Airbus-Helikoptern Sea Tiger NH 90 zum Preis von 2,3 Milliarden Euro für die Bundeswehr gegeben. Die hohe Summe ist auch ein Hinweis darauf, welchen finanziellen Aufwand die geplante Modernisierung aller Teilstreitkräfte erfordern würde.

Trotz gestiegener Wehretats klaffen vielerorts große Lücken, doch die Kosten der Corona-Politik werden den Haushalt künftig stark belasten. Die Wunschliste der Bundeswehr aber ist so lang, dass vor wenigen Tagen erst Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer warnte: "Nicht jeder wird mehr das bekommen, was er sich erträumt hat." Einige Großprojekte wie das neue Luftverteidigungssystem TLVS gelten als Kandidaten, erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben zu werden.

Anders die Sea Tiger, eine Version des Nato-Standard-Helikopters NH 90, für die Marine. Sie werden dort eine erhebliche Lücke schließen und die arg veralteten Sea Lynx ersetzen. Sie sollen als Bordhubschrauber auf den Fregatten der Marine eingesetzt werden. Ihre Hauptaufgabe ist die U-Boot-Jagd. Die Hubschrauber haben eine wesentlich größere Reichweite als die Vorgängermodelle und können mit Lenkwaffen, Torpedos und Maschinengewehren bewaffnet werden.

Die Chance ist groß, dass der "Sea Tiger" pünktlich zur Verfügung steht

Für den Einsatz als Aufklärungshubschrauber besitzt der Sea Tiger ein 360-Grad-Seeraum-Überwachungsradar, eine Infrarot- und Videokamera mit Laser-Entfernungsmesser sowie Sensoren für gegnerische Radare und eine digitale Vernetzung mit Schiffen und Flugzeugen der Flotte.

Der Helikopter kann auf größeren Schiffen der Marine mit Flugdeck landen, er ist auch geeignet, um Boarding-Teams von Soldaten auf verdächtigen Schiffen abzusetzen. Der neue Marinehubschrauber kann zum Eigenschutz Täuschkörper gegen feindliche Raketen werfen.

Da es sich um ein Modell handelt, das nicht völlig neu entwickelt werden muss, gelten die Chancen als groß, dass es tatsächlich in fünf Jahren auch zur Verfügung stehen wird. Ein Konsortium um den deutsch-französischen Luftfahrtkonzern Airbus liefert die 31 Hubschrauber an die Bundeswehr. Geliefert werden die Maschinen von 2025 an vom Joint Venture NH-Industries, an dem Airbus Helicopters mit 62,5 Prozent, die italienische Leonardo mit 32 Prozent und die britische GKN Fokker mit 5,5 Prozent beteiligt sind.

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