Bundeswehr-Helfer:Alleingelassen

Die Bundeswehr darf ihre afghanischen "Ortskräfte", die oft als Dolmetscher arbeiten, nicht im Stich lassen.

Von Bernd Kastner

Soldaten, die Deutschland ins Ausland schickt, kämpfen nicht nur für mehr Sicherheit. Sie sind zugleich Botschafter der Demokratie, zum Beispiel in Afghanistan. An ihrer Seite arbeiten Hunderte Einheimische, vorwiegend fürs Verteidigungsministerium. Die "Ortskräfte" sind Dolmetscher, sie übersetzen Sprache und Kultur, in beide Richtungen. Ohne sie wäre die deutsche Mission noch viel gefährlicher.

Die afghanischen Diener des deutschen Staates gehen oft ein großes Risiko ein, weil die Taliban sie wegen ihres Engagements für eine Demokratie bedrohen. Sie bitten deshalb um Hilfe. Ihr Arbeitgeber aber, die Bundesrepublik, lässt sie zunehmend allein, er verweigert die Aufnahme in Deutschland. Dass es seit 2017 nur noch drei Schutzzusagen gab, ist wohl kein Zufall. Dahinter steht die Linie einer Koalition, die das Wort Flüchtlingsabwehr groß schreibt, zu groß.

Die Berliner Politik gefährdet nicht nur die Ortskräfte, sondern auch deutsche Soldaten und den Ruf der Demokratie. Die Bundeswehr darf sich nicht wundern, wenn irgendwann kein Einheimischer mehr für sie arbeiten will. Und wenn sich schon ein Rechtsstaat nicht angemessen um seine Mitarbeiter kümmert, wie glaubwürdig können deutsche Soldaten erklären, dass sich der Einsatz für die Demokratie lohnt?

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