So ein Thema, so ein Titel: „Geschichte der Bundeswehr in 100 Objekten“. Ohne verbales Tschingderassabum wird sie in hundert kurzen Artikeln verständlich erklärt und ist passend mit meist farbigen Abbildungen von militärischen Gegenständen illustriert. Chronologisch reicht dieses informative Kompaktkompendium von der Gründungsphase (um 1955) bis zur politischen „Zeitenwende“ unserer Tage; und ist zudem mit kompetenter Hand zusammengestellt von den Herausgebern Sven Lange und Heiner Möllers, beide hochrangige Mitarbeiter beim Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.
Auch die Mehrzahl der fast fünfzig Autoren arbeitet dort. Sie alle liefern historische Einblicke in die facettenreiche Entwicklung der Bundeswehr, in ihren materiellen Bestand und selbstverständlich in das Soldatenleben. Hierzu sind aus dem militärischen Betrieb zwischen Kasernenalltag, Hilfe bei deutschen Flutkatastrophen und auswärtigem Kriegseinsatz unterschiedlichste Objekte als visueller Blickfang zu sehen; ein ausnahmsweise rot lackierter Spind, die berühmten Hartkekse („Panzerplatten“), ein „Damenwinkel“ (Krawattenersatz) für Soldatinnen, das Schnellfeuergewehr G 3 oder die Carbonprothese eines deutschen Soldaten, der 2003 bei einem Taliban-Anschlag in Afghanistan sein rechtes Bein verlor.

Bei der Fülle an Informationen und Illustrationen wäre es vor allem für Zivilisten unter den Lesern von Vorteil, wenn auf den ersten Seiten ein bebilderter Überblick zu den zahlreichen Bundeswehr-Dienstgraden und eine Deutschlandkarte mit all den Standorten vorhanden wären. Im Anhang würden außerdem ein Sach- und Personenregister manchmal bei der Suche helfen. Doch immerhin ist das vierseitige Inhaltsverzeichnis recht anschaulich gestaltet, sodass beispielsweise neben einem abgebildeten Kampfjet-Schleudersitz gleich die Kapitelüberschriften „Die Starfighter-Krise“ und „Von Aufregern und Affären“ auffallen. Die dazugehörigen Artikel stammen von einem der Herausgeber – nämlich von Oberstleutnant Heiner Möllers, der bereits 2019 die vorzüglich verfasste Studie über „Die Affäre Kießling. Der größte Skandal der Bundeswehr“ (Ch. Links Verlag) publizierte. Darin kritisierte er die damalige Bundeswehrführung deutlich; und auch jetzt sind die zwei oben erwähnten Beiträge dieses Offiziers mit Zivilcourage besonders lesenswert.
Übrigens, in einem Geschichtsbuch, in das vorneweg als poetische Parole gut der Aphorismus „Qualifikation“ des Schriftstellers Ingo Cesaro passen würde: „Kein einziger Mitdenker/ konnte sich als Mitläufer qualifizieren.“
Werner Hornung bespricht seit mehr als 50 Jahren politische Bücher und kartografische Literatur.

