Bundeswehr:Franco A. besaß Handbuch für Dschihadisten

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Der Rechtsextreme Franco A. hatte Anschläge auf Politiker gepant, die er Flüchtlingen in die Schuhe schieben wollte. (Foto: dpa)
  • Ein Oberleutnant aus dem Standort Augustdorf wurde wegen rechtsextremer Äußerungen vom Dienst suspendiert.
  • A. soll mit mindestens zwei Komplizen Anschläge auf Politiker und andere Personen geplant haben, um sie dann Flüchtlingen in die Schuhe zu schieben.
  • Ermittler fanden das "Mujahideen Explosives Handbook" in seinem Besitz, das Anleitungen zum Bombenbau enthält.

Von Christoph Hickmann, Berlin

Der Fall der unter Terrorverdacht festgenommenen Bundeswehr-Offiziere zieht weitere Kreise. Das Verteidigungsministerium bestätigte auf Anfrage, dass bereits Anfang Mai ein Oberleutnant aus dem Standort Augustdorf wegen rechtsextremer Äußerungen vom Dienst suspendiert wurde. Er darf keine Uniform mehr tragen. Wie der Spiegel berichtete, wurde sein Fall an die Bundesanwaltschaft übergeben. Sie solle klären, ob der Offizier nähere Kenntnisse von den Planungen der Gruppe um den Oberleutnant Franco A. hatte.

A. soll mit mindestens zwei Komplizen Anschläge auf Politiker und andere Personen geplant haben, um sie dann Flüchtlingen in die Schuhe zu schieben. Dazu hatte er sich eine zweite Identität als syrischer Asylbewerber zugelegt. Bei einem der drei festgenommenen Verdächtigen wurden gut 1000 Schuss Munition gefunden, die größtenteils aus Bundeswehr-Beständen stammen.

Über den Offizier aus Augustdorf hatte die Süddeutsche Zeitung bereits berichtet. Laut Zeugenaussage eines anderen Soldaten soll er gesagt haben, er wisse von einer Gruppe von Offizieren, die Waffen und Munition beiseiteschafften, um im Fall eines Bürgerkriegs auf der vermeintlich richtigen Seite zu kämpfen. Dabei bezog er sich der Aussage zufolge auf den Standort Illkirch, wo Franco A. und der ebenfalls inhaftierte Maximilian T. stationiert waren.

Zudem soll der suspendierte Offizier sinngemäß geäußert haben, wenn die Flüchtlinge an der Grenze wenigstens Waffen hätten, dann könne man auf sie schießen. Zumindest Maximilian T. soll er persönlich kennen.

A. war im Besitz eines Handbuchs mit Anleitungen zum Bombenbau

Auf einem elektronischen Datenträger von Franco A. fanden die Ermittler zudem das "Mujahideen Explosives Handbook", das Anleitungen zum Bombenbau enthält und laut Spiegel in islamistischen Terrorkreisen lange als Lehrbuch galt. Die SZ hatte bereits berichtet, dass die Ermittler bei A. auf ein Werk mit dem Titel "Der totale Widerstand" gestoßen waren.

Rätsel gibt den Behörden die Frage auf, ob ein am Donnerstag bekannt gewordener Fall von Waffendiebstahl in Zusammenhang mit den Verdächtigen steht. Auf einem Truppenübungsplatz in der Lüneburger Heide waren aus einem Panzer Gewehre gestohlen worden. Das gab das Verteidigungsministerium bekannt. Demnach wurden Mitte Februar auf dem Truppenübungsplatz Munster ein Fuchs-Panzer aufgebrochen und zwei G36-Sturmgewehre, eine P8-Pistole, eine Signalpistole, zwei Funkgeräte, zwei Magazine ohne Munition und ein Doppelfernrohr gestohlen. Die Gewehre seien nicht geladen gewesen, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Die Staatsanwaltschaft Lüneburg leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall in Tateinheit mit dem Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ein. Das Verfahren richtet sich gegen unbekannt.

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Die Ministerin steht unter Druck, denn der Skandal um den terrorverdächtigen Oberleutnant zieht immer weitere Kreise.

In Niedersachsen war es im Februar 2014 zum Diebstahl großer Mengen von Munition in einer Kaserne gekommen. Von den entwendeten 35 000 Schuss Munition tauchten 30 000 mehrere Monate später wieder auf.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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