Bundeswehr:Fliegende Intensivstation

A German Air Force Airbus A-400 M aircraft ready to carry out medical evacuations is seen during a media event at Tegel airport in Berlin

Zukünftig ein Lebensretter? Der umgerüstete Airbus A400M in Berlin.

(Foto: Fabrizio Bensch/Reuters)

Vom Pannenvogel zum Hoffnungsträger: Die Bundeswehr rüstet den "A400M" um.

Von Jan Schwenkenbecher, Berlin

Sechs Krankentragen stehen fest verankert im Rumpf des Airbus A400M. Neben jeder von ihnen blinken allerlei Maschinen, Beatmungsgeräte, ein Display zeigt Puls und Lungenwerte an. Ein Arzt erklärt, wie Patienten hier künftig festgeschnallt werden. Mit Patienten meint er wohl vorrangig Soldaten - der hier auf dem Berliner Flughafen Tegel vorgestellte A400M gilt als die Zukunft der Luftwaffe.

Die Krankentragen sind Teil der von der Bundeswehr als "fliegende Intensivstation" bezeichneten neuen Ausrüstungsvariante des Militärtransporters. Mit ihr soll künftig die "medizinische Evakuierung aus der Luft" erfolgen, so sagt es Benedikt Zimmer, beamteter Staatssekretär des Verteidigungsministeriums, der zur Vorstellung auf das Rollfeld gekommen ist. Zimmer sagt auch: "Wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel."

Zwar gilt der A400M als der modernste Militärtransporter der Welt, unter anderem weil er so schnell umgerüstet werden kann. Die Aufrüstung zur Intensivstation dauert etwa vier Stunden. Zudem kann die Maschine schnell Material und Menschen verlagern, sogar kleine Panzer oder Hubschrauber passen in seinen Laderaum. Das Flugzeug kann in der Luft betankt werden, um länger am Himmel zu bleiben, es kann aber auch andere Flugzeuge mit Sprit versorgen. Doch weil sich in der Vergangenheit die Probleme häuften, wurde der Prestigeflieger bereits zum Pannenvogel erklärt.

Schon die Entwicklung dauerte Jahre länger als geplant, immer wieder hatte Hersteller Airbus Probleme mit den Triebwerken. Den ersten Flieger bekam Deutschland nicht wie einst geplant im Jahr 2011, sondern erst 2014. Später bereitete die Software Probleme. Während eines Testflugs 2015 stürzte eine der Maschinen gar in der Nähe der spanischen Stadt Sevilla ab, vier Menschen starben. Der medienwirksamste Patzer ereignete sich hingegen erst vergangenes Jahr. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) war gerade zum ersten Mal dienstlich mit dem A400M geflogen, nach Litauen, dann fiel ein Triebwerk aus. Von der Leyen musste mit einer älteren Transall-Maschine zurückfliegen.

Nun soll aber alles besser werden. Staatssekretär Zimmer sagt, im vergangenen Monat sei es gelungen, stets acht Flugzeuge einsatzbereit zu halten. 19 besitzt die Bundeswehr insgesamt, sie alle stehen auf dem Militärflugplatz im niedersächsischen Wunstorf. Irgendwann einmal sollen es 53 Flieger sein. Als weiterer Lichtblick darf gelten, dass vergangene Woche ein A400M-Transportflug erfolgreich etwa 75 Soldaten ins afghanische Masar-i-Scharif brachte. Sollte ihnen etwas zustoßen, steht nun die fliegende Intensivstation bereit.

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