Verteidigung:Bewerberzahlen bei der Bundeswehr steigen

Ein Reservist in Ausbildung hält während eines Ausbildungsmoduls seinen Helm in der Hand. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Weil es an Ausrüstung und Soldaten fehlt, plant das Verteidigungsministerium ein neues Wehrdienstmodell. Doch schon bevor es in Kraft tritt, melden sich 15 Prozent mehr Menschen freiwillig zum militärischen Dienst als im Vorjahr.

Die Bundeswehr verzeichnet eine steigende Anzahl von Bewerbern. Immer mehr Menschen meldeten sich freiwillig, weil sie für ihr Heimatland Dienst leisten wollen, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) der Rheinischen Post und dem General-Anzeiger. Im Vergleich zum Vorjahr hätten sich zum Stichtag 8. Juli 15 Prozent mehr Menschen für den militärischen Dienst beworben.

Um grundsätzlich mehr Interessierte für die Truppe zu gewinnen, setzt Pistorius auf ein neues Wehrdienstmodell. Es sieht einen Grundwehrdienst von sechs Monaten mit einer Option für einen zusätzlichen freiwilligen Wehrdienst von bis zu zusätzlichen 17 Monaten vor. Dazu wird eine verpflichtende Erfassung eingeführt, in der junge Männer ihre Bereitschaft und Fähigkeit zu einem Wehrdienst benennen müssen – junge Frauen können dies freiwillig tun. Aus dem Pool von 400 000 Kandidaten eines Jahrgangs sollen von 2025 an jährlich zunächst 5000 zusätzliche Wehrpflichtige, später auch mehr, gewonnen werden.

Der Minister will seine Pläne vorerst ohne eine Änderung des Grundgesetzes realisieren, die für eine allgemeine Dienstpflicht nötig wäre. „Ich sehe nicht, dass wir in dieser Legislaturperiode noch eine Grundgesetzänderung hinbekommen, auch wenn die Union mitmachen würde“, sagte der Minister. „Ich brauche aber einen schnellen Einstieg in die Wehrerfassung, weil wir bedroht werden. Deswegen jetzt der Weg mit den Männern, schnellstmöglich sollen dann die Frauen hinzukommen“, argumentierte Pistorius. Der Gesetzentwurf soll im Herbst fertig sein. Er rechne mit einem Inkrafttreten noch vor der Sommerpause 2025, „vielleicht sogar noch im ersten Quartal“.

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