Obwohl die Regierung also inzwischen sogar die Angriffe in Syrien für vereinbar mit dem Völkerrecht hält, verzichtet sie auf ein zusätzliches Engagement. Sie hat sich selbst gebunden. Sie könnte nicht, selbst wenn sie wollte. Also fliegen Amerikaner, Franzosen, Briten, Holländer und Belgier.
Beispiel zwei: Als deutsche Soldaten Anfang dieses Jahrtausends in Afghanistan stationiert waren und außerdem in Usbekistan, in Kuwait, am Horn von Afrika, in Kosovo, in Bosnien und in Mazedonien, da war die Bundeswehr bereits überfordert und unterfinanziert, waren die Soldaten schlecht ausgestattet und die Waffensysteme antiquiert. Unzählige Reformen später steht die Bundeswehr trotz weniger Auslandseinsätze wieder - oder immer noch? - genau so da: Hubschrauber können nicht fliegen, Transportfahrzeugen fehlen die Ersatzteile.
Die Politik weiß nicht, was sie eigentlich will mit den Soldaten
Es gibt da einen Zusammenhang: Die Unklarheit der Politik, was sie eigentlich will mit der Bundeswehr, verhindert auch, dass die Bundeswehr Klarheit darüber hat, was sie können muss. Von einer Armee zur Landesverteidigung sollte sie zu einer Interventionsarmee umgebaut werden.
Jetzt plötzlich gäbe es einen vertretbaren Anlass zur Intervention, aber die Bundeswehr ist nicht dabei. Dafür machen sich die ersten Strategen schon wieder Gedanken darüber, ob mit dem Ende der Wehrpflicht nicht die Landesverteidigung vernachlässigt wurde.
Das Missverhältnis zwischen politischem Anspruch und militärischer Wirklichkeit tritt immer dann zutage, wenn das Weltgeschehen schneller ist als die deutschen Debatten. So war es 1999 und 2001, so ist es 2014. Dem kann die Politik nur vorbeugen, wenn sie klarstellt, was sie mit der Bundeswehr will. Und nur dann stört es nicht mehr bloß Experten, wenn die Ausrüstung veraltet und dezimiert ist. Die Bundeswehr braucht eine politische und gesellschaftliche Lobby.
Jahrelang waren die Verzögerungen beim Transportflugzeug A400M halt ein schlechter Witz. Jetzt sind sie plötzlich Anlass zur Klage. Ja, es ist ein zynischer Gedanke, aber einen Effekt würde es haben, wenn die Transportflugzeuge mit den deutschen Helfern für die Ebola-Gebiete sich wegen derselben Missstände verzögerten wie derzeit der Transport von Waffen und Ausbildern in den Irak. Es würde demonstrieren, dass fehlender Einsatz für die unpopulären Aufgaben der Bundeswehr auch die Hilfseinsätze der anderen, der guten Bundeswehr gefährdet.