Bundeswehr: Afghanistan-Einsatz:Wehrbeauftragter bemängelt schlechte Ausrüstung

Stromausfälle, fehlende Blutkonserven, unmotivierte Sicherheitskräfte: Hellmut Königshaus, der Wehrbeauftragte des Bundestages, hat in einem internen Bericht zahlreiche Mängel bei der Bundeswehr in Afghanistan aufgelistet.

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP), beklagt in einem als geheim eingestuften Bericht zahlreiche Mängel bei der Bundeswehr in Afghanistan. Sie betreffen unter anderem eine schlechte medizinische Versorgung und fehlendes Material. Außerdem würden deutscher Soldaten afghanischen Sicherheitskräften misstrauen.

Nach seiner viertägigen Afghanistanreise im Mai 2011 schrieb Königshaus an den Parlamentarischen Staatssekretär im Verteidigungsministerium, dass in einigen Bundeswehrlagern Blutkonserven fehlten, um verletzte Soldaten ausreichend zu versorgen. "Wie dringend die Versorgung ist, zeigt der Fall, als das Leben eines deutschen Soldaten nur durch die Lieferung (...) von US-Verbündeten gerettet werden konnte", heißt es in dem Bericht, der sueddeutsche.de vorliegt.

Ärzte hätten sich auch über Probleme mit Schmerzmitteln nach Verletzungen im Gefecht beklagt. Die schmerzlindernde Wirkung setze "bei günstigen Bedingungen frühestens nach 15 bis 30 Minuten ein".

Im einem Bundeswehr-Camp in Masar-i-Sharif sei die Wasserversorgung "kritisch": "Zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung ist dringend ein weiterer Brunnen nötig", schreibt Königshaus. Probleme gebe es auch mit der Stromversorgung, sodass es in einem Außenposten immer wieder Stromausfälle gebe, weil die Aggregate wegen Hitze mehrmals täglich ausfielen.

Außerdem müssten Bundeswehrsoldaten immer wieder ungeschützt Sprengsätze entschärfen, weil automatische Systeme zur Entschärfung nicht einsatzbereit seien. Bei der Waffenreparatur fehlten zudem häufig passendes Werkzeug und Ersatzteile. Ein weiteres Problem sind laut Königshaus Fahrzeuge mit Fehlkonstruktionen. So gebe es im "Eagle IV" Probleme bei der Aufnahme von Patienten auf Tragen. Ein Verletzter sei deshalb aus 1,5 Metern beinahe auf den Boden gestürzt. Wegen Kühlungsproblemen steige die Temperatur im Schützenpanzer "Marder" regelmäßig auf mehr als 60 Grad.

Deutsche Soldaten beklagen sich laut Königshaus auch darüber, dass afghanische Kräfte bei der Sicherung des Lagers "unmotiviert und unvorsichtig agierten". Die Kontrollen an Eingängen einiger Lager seien unzureichend. In dem Bericht heißt es: "Deutsche Soldaten haben das Gefühl, dass die afghanischen Soldaten kein Interesse an der Bewachung des Main-Gates haben und deshalb so nachlässig handeln."

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