Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahl:Schröder verzichtet auf Spitzenkandidatur der Hessen-CDU

Eigentlich hätte es ihr zugestanden, die Nummer Eins der Landesliste zu werden - doch Familienministerin Schröder verzichtet darauf, als Spitzenkandidatin der Hessen-CDU in den Bundestagswahlkampf zu ziehen. Grund für ihre Absage sollen die unterschiedlichen Meinungen zur Gleichstellung homosexueller Paare gewesen sein.

Von Silke Bigalke, Frankfurt

Die hessische CDU wird Kristina Schröder voraussichtlich nicht zu ihrer Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl machen. Als Bundesfamilienministerin hätte es der 35-jährigen Wiesbadenerin zugestanden, Nummer Eins der Landesliste zu werden. Schröder hat darauf jedoch verzichtet und konzentriert sich nun auf das Direktmandat in ihrem Wahlkreis Wiesbaden. Grund für ihre Absage seien die unterschiedlichen Meinungen zur Gleichstellung homosexueller Paare gewesen, die Schröder befürwortet, die Mehrheit der Hessen-CDU aber ablehnt, hieß es.

Als Spitzenkandidaten der Landespartei wird Ministerpräsident Volker Bouffier nun Franz Josef Jung vorschlagen, meldet die Nachrichtenagentur dpa. Jung hat die Liste bereits 2009 angeführt, damals noch als Verteidigungsminister im Bundeskabinett. Ein Sprecher des CDU-Landesverbands wollte am Freitag nichts zur Kandidatenkür sagen: "Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen."

Ihre Liste zur Bundestagswahl stellt die Landespartei am 25. Mai auf. Nach SZ-Informationen war zunächst geplant gewesen, dass Schröder an der Seite von Bouffier als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf zieht. Die Hessen wählen ihren Landtag am 22. September - zeitgleich mit der Wahl des Bundestags. Schröder, die im Landesverband als Außenseiterin gilt, hätte als jüngere, weibliche Kandidatin den 61-jährigen Bouffier ergänzen sollen, hieß es. Bouffier will als Ministerpräsident wiedergewählt werden.

Mit ausschlaggebend dafür, dass Schröder anders entschieden hat, soll die Niederlage der CDU bei der Stichwahl zum Wiesbadener Oberbürgermeisters vor zwei Wochen gewesen sein. Der Gewinner der Wahl, Sven Gerich (SPD), lebt in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit einem Mann. Die Hessen-CDU konnte mit ihrer Haltung selbst in der als konservativ geltenden Landeshauptstadt nicht punkten.

Schröder, die die Forderung nach einer steuerlichen Gleichstellung der Lebenspartnerschaften mit der Ehe unterstützt, will sich dem Landesverband im Wahlkampf offenbar nicht unterordnen müssen. Sie gilt als Favoritin für das Wiesbadener Direktmandat. Über die Landesliste ist 2009 kein einziger Kandidat der Hessen-CDU in den Bundestag eingezogen.

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