Bundestagswahl:FDP: Lindners Truppe strebt in den Bundestag

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Auf nach Berlin! Alexander Graf Lambsdorff, hier mit seiner Frau Franziska, will für die FDP in den Bundestag und den Liberalismus in Deutschland stärken. (Foto: Henning Kaiser/dpa)
  • 2013 wurde die FDP aus dem Bundestag herausgewählt.
  • Ein Jahr vor Beginn des nächsten Wahlkampfes zeichnet sich nun ab, wer an der Seite von Parteichef Lindner ins Parlament strebt.
  • Der prominenteste Kandidat ist Alexander Graf Lambsdorff. Er wolle dazu beitragen, "dass der politische Liberalismus wieder einen festen Platz im Bundestag einnimmt", sagte er in der SZ.

Von Stefan Braun, Berlin

Am Anfang gab es nur noch Christian Lindner. Als die Liberalen im Herbst 2013 aus der politischen Arena verjagt wurden, lastete das Gewicht des Neubeginns allein auf seinen Schultern. Der damals 34-Jährige wurde zum Vorsitzenden gewählt, als alle anderen von Bord gingen; er sollte der FDP neues Leben und Zuversicht einhauchen, als sich kaum noch jemand mit den Liberalen identifizieren wollte. Lindners Macht machte es ihm möglich, engste Vertraute um sich zu scharen. Zugleich war diese Macht wenig wert, solange sich niemand für die FDP interessierte.

Zweieinhalb Jahre und einige Wahlerfolge später wandelt sich das Bild. Gut ein Jahr vor Beginn des Bundestagswahlkampfs zeichnet sich ab, wer an der Seite des Parteichefs ins Parlament strebt. Der prominenteste Name ist einer, den man bislang mit Europa in Verbindung brachte: Alexander Graf Lambsdorff. Der Neffe des früheren Parteichefs Otto Graf Lambsdorff hat sich entschieden, im Herbst 2017 für den Bundestag zu kandidieren. "Wir sind 2013 in die Wüste geschickt worden. Jetzt will ich dazu beitragen, dass der politische Liberalismus wieder einen festen Platz im Bundestag einnimmt", sagte Lambsdorff der Süddeutschen Zeitung.

Der 49-jährige gehört seit der Niederlage 2013 zum engeren Kreis um Lindner. Bis zuletzt aber war unklar, ob er den Sprung nach Berlin versuchen würde. Jetzt sagt er: "Wir haben die Chance, uns neue Glaubwürdigkeit aufzubauen - und zwar so, dass die Leute 2021 hoffentlich sagen werden: es war richtig, der FDP wieder das Vertrauen zu schenken."

Der ausgebildete Diplomat sitzt seit 2004 im EU-Parlament. Er liebt das weltoffene, international denkende Brüssel, in dem Parteizugehörigkeit nach seinem Erleben weit weniger wichtig ist als die Fähigkeit, auch mal fraktionsübergreifende Bündnisse zu schließen. Entsprechend schwer könnte es ihm fallen, in die Berliner Welt zu wechseln. Hier werden die Konflikte zwischen den Parteien härter ausgefochten; oft genug herrscht ein Klima, in dem Politiker mehr das Trennende als das Verbindende suchen. Lambsdorff hofft, dass sich das ändert. "Die Demokratie steckt in einer Legitimationskrise; da sind Streit und Abgrenzung nicht mehr das, was die Menschen als erstes von uns erwarten." Vielleicht bringe er also etwas mit, was immer wichtiger werden könnte.

Was seine FDP mitbringen muss, um wieder gewählt zu werden, steht für den gebürtigen Bonner außer Zweifel. "Wir dürfen nicht mehr rumlaufen als wüssten wir alles am besten." Politik sei bei aller Entschlossenheit "immer auch trial and error, also die Suche nach dem richtigen Weg, der manchmal der falsche sein kann." Wer glaubwürdig sein wolle, müsse die Kraft zur Korrektur haben. "Wir wollen eine liberale Partei sein, wir wünschen uns eine liberale Gesellschaft, dann müssen wir auch selbst offen sein und dürfen nicht mit dem Zeigefinger daherkommen." Pikant an Lambsdorffs Kandidatur: Er will in jenem Wahlkreis antreten, den vor ihm viele Jahre lang der vor kurzem verstorbene Guido Westerwelle vertreten hat.

Nur Zastrow wäre kein Lindner-Getreuer

Neben dem EU-Parlamentarier haben sich auch andere mittlerweile für eine Kandidatur entschieden. Das gilt für die früheren Bundestagsabgeordneten Johannes Vogel und Marco Buschmann. Beide sind eng mit Lindner befreundet, beide arbeiten für ihn seit dem Absturz der Partei vor zwei Jahren. Buschmann wurde Bundesgeschäftsführer und Chef der stark geschrumpften Parteizentrale; Vogel wurde Landesgeneralsekretär in Nordrhein-Westfalen und hat das Rentenkonzept der Partei mit entworfen. Er zählte in der Vergangenheit zu den Kritikern eines harten marktliberalen Kurses.

Mit an Bord sind außerdem die Düsseldorfer Kommunalpolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und der Kieler Wolfgang Kubicki, beide sind seit 2013 stellvertretende Parteichefs. Ob die Hamburgerin Katja Suding und der Sachse Holger Zastrow dabei sein werden, gilt zwar als wahrscheinlich, ist aber nicht beschlossen. Zastrow wäre unter allen ein Solitär: Er ist der einzige, der nicht als Lindner-Getreuer antreten würde.

© SZ vom 07.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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