Bundestagswahl:CDU-Mittelstand kritisiert Merkel-Wahlkampf

Der innerparteiliche Druck auf Merkel wächst. Der Chef des CDU-Wirtschaftsflügels, Josef Schlarmann, will mehr Inhalte und weniger Kanzlerin.

M. König, Berlin

Der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der Union (MIT), Josef Schlarmann, hat die Wahlkampfstrategie von CDU und CSU kritisiert. Die Kampagne sei zu stark auf Kanzlerin Angela Merkel zugeschnitten. "Wir sind die Partei mit der größten Wirtschaftskompetenz. Das muss in den Vordergrund gerückt werden", sagte Schlarmann zu sueddeutsche.de.

Er schließt sich deshalb der Forderung von CSU-Chef Horst Seehofer nach einem stärkeren wirtschaftspolitischen Profil an: "Ich unterstütze diese Initiative voll und ganz." Die bayerische Schwesterpartei der CDU will nun mit einem 100-Tage-Sofortprogramm auf die schwachen Umfrageergebnisse reagieren. Hintergrund ist die Sorge, dass es bei der Bundestagswahl am 27. September wieder nicht, wie 2005, zu einer schwarz-gelben Mehrheit reichen könnte.

Seehofer hatte eine "inhaltliche Zuspitzung" für "notwendig" erklärt, um "das schwarz-gelbe Projekt noch stärker zu begründen". Innerhalb der CDU hatten die Ministerpräsidenten Roland Koch (Hessen) und Christian Wulff (Niedersachsen) dafür plädiert, bis zur Wahl stärker die Gefahr einer rot-rot-grünen Mehrheit zu thematisieren. Die CDU-Spitze lehnt eine Strategieänderung kurz vor der Wahl bislang jedoch ab. Statt "CDU pur" gilt hier: "Merkel pur".

Schlarmann warnte seine Partei vor einer Fortsetzung der großen Koalition: "Das kann nur eine letzte Notlösung sein."

Zehn Tage vor der Wahl bleibe der Partei genug Zeit, ihre Strategie anzupassen: "Viele Wähler entscheiden sich erst in den letzten 14 Tagen. Wir dürfen jetzt nicht nur auf die hohen Sympathiewerte der Kanzlerin vertrauen, sondern müssen auch mit Sachargumenten überzeugen."

Sollte es nicht zu einer schwarz-gelben Mehrheit reichen, sei der Wahlkampf laut Schlarmann in doppelter Hinsicht gescheitert: "Wir wollten ein Ergebnis von 40 Prozent plus X und eine Koalition mit der FDP."

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