Bundestagskandidatur:Grüne verpatzen Özdemirs Comeback

Demütigung für Cem Özdemir: Der Grünen-Parteichef in spe ist bei der Nominierung für die Bundestagswahl gescheitert - gleich zweimal.

Der designierte Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir ist bei der Nominierung für die Bundestagswahl im kommenden Jahr überraschend gescheitert. Özdemir kandidierte am Samstag beim Landesparteitag der baden-württembergischen Grünen in Schwäbisch Gmünd gleich zweimal vergeblich für einen erfolgversprechenden Platz auf der Landesliste.

Bundestagskandidatur: Enttäuscht: Cem Özdemir auf dem Parteitag der baden-württembergischen Grünen in Schwäbisch Gmünd.

Enttäuscht: Cem Özdemir auf dem Parteitag der baden-württembergischen Grünen in Schwäbisch Gmünd.

(Foto: Foto: dpa)

Zunächst unterlag er in einer Kampfabstimmung um den Listenplatz 6. Gewählt wurde der Parteilinke Winfried Hermann. Für Özdemir hatten bei der Kampfabstimmung 93 Delegierte gestimmt, für seinen Kontrahenten Hermann 108. Hermann gilt als linker Haudegen, Özdemir als Realo.

Özdemir reagierte mit versteinerter Mine und wollte das Ergebnis zunächst nicht kommentieren. Hermann sagte, er hielte es für sinnvoll, wenn Özdemir als Bundesvorsitzender der Grünen nicht zugleich ein Mandat als Bundestagsabgeordneter hätte.

Daraufhin allerdings kandidierte Özdemir für den Listenplatz 8 - und scheiterte erneut. Er musste sich dem Bundestagsabgeordneten Alexander Bonde geschlagen geben. Der sitzt seit einer Legislaturperiode als haushaltspolitischer Sprecher im Bundestag. Bonde gilt wie Özdemir als Realo.

Özdemir verließ den Parteitag kurz nach der zweiten Niederlage sichtlich enttäuscht. Er äußerte sich nicht auf Journalistenfragen.

Als Spitzenkandidaten wurden die Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae und Bundestagsfraktionschef Fritz Kuhn gewählt. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Andreae, erhielt 68,6 Prozent der Stimmen. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Auf Platz zwei der Liste wurde Kuhn gewählt. Er erhielt 63,6 Prozent der Stimmen. Auch er hatte als einziger für diesen Platz kandidiert.

Die Aufstellung der Liste zur Bundestagswahl 2009 steht im Mittelpunkt des Parteitags. Wegen Kampfabstimmungen wurden dafür zwei Tage eingeplant. Bislang sind acht Grünen-Abgeordnete aus Baden-Württemberg im Bundestag vertreten. Für die Wahlliste 2009 stellten sich knapp 30 Kandidaten zur Wahl.

Im November will sich Özdemir zum Bundesvorsitzenden seiner Partei wählen lassen. Damit würde Özdemir Nachfolger von Reinhard Bütikofer, der selbst das Vorstandsamt inne hatte, ohne ein Mandat zu führen.

Özdemirs Wahl gilt nach dem Rückzug des einzigen Gegenkandidaten Volker Ratzmann aus Berlin als wahrscheinlich. Er dürfte die Partei dann gemeinsam mit Roth führen, die sich zur Wiederwahl stellen will.

Özdemir hatte erst nach einigem Zögern die Bewerbung für den Bundesvorsitz seiner Partei bekannt gegeben. Zusammen mit der nun vorzeitig gescheiterten Rückkehr in den Bundestag hätte es ein glanzvolles Comeback auf die deutsche Politikbühne werden sollen. Cem Özdemir war nach steilem politischen Aufstieg von 1994 an der erste Bundestagsabgeordnete türkischer Herkunft.

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