Regierungsbildung:Steinmeier besiegelt das Schuldenpaket

Der Bundespräsident unterschreibt die Grundgesetzänderung, die Bundestag und Bundesrat beschlossen haben. Verkehrsminister Wissing kritisiert die Klientelpolitik seiner früheren Partei FDP.

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Wichtige Updates

Laschet weist Klöckners Kritik an Kirchen zurück

Klöckner: Fraktionen müssen Umgang mit AfD klären

AfD-Debatte: Miersch erwartet „klare Haltung“ von Schwarz-Rot

Klingbeil: SPD-Ministerliste nach Mitgliederentscheid

Klingbeil schließt Steuererhöhungen nicht kategorisch aus

Kassian Stroh
Kassian Stroh

Scholz bekommt einen Großen Zapfenstreich

Für den geschäftsführenden Kanzler Olaf Scholz (SPD) ist zum Abschied aus dem Amt ein Großer Zapfenstreich geplant. Vorgesehen ist das feierliche Zeremoniell der Bundeswehr am 5. Mai, wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf „Regierungskreise“ berichtet. Am Tag darauf, am 6. Mai, soll der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz im Bundestag zum neuen Kanzler der künftigen schwarz-roten Bundesregierung gewählt werden – sofern die Koalition zustande kommt.

Der Große Zapfenstreich ist das höchste und feierlichste Zeremoniell der Streitkräfte, mit dem verdiente Amtsträgerinnen und Amtsträger zum Ende ihrer Dienstzeit geehrt werden, wie es in einer generellen Erläuterung der Bundeswehr heißt. Ausgerichtet wird die musikalische Abendzeremonie auch zum Abschied von Bundespräsidenten, Verteidigungsministern und Generälen.

Scholz kann sich dafür drei Musikstücke wünschen, die in der Serenade als Teil der Zeremonie gespielt werden. Welche das sein werden, ist noch nicht bekannt. Scholz’ Vorgängerin Angela Merkel (CDU) hatte sich beim Großen Zapfenstreich zu ihrem Abschied im Dezember 2021 den Titel „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef ausgesucht. Das Stabsmusikkorps spielte außerdem das Kirchenlied „Großer Gott, wir loben Dich“ – und den Song „Du hast den Farbfilm vergessen“, mit dem Sängerin Nina Hagen 1974 in der DDR einen Hit landete. 
Dimitri Taube

Laschet weist Klöckners Kritik an Kirchen zurück

CDU-Politiker Armin Laschet hat die Kritik seiner Parteikollegin Julia Klöckner an politischen Äußerungen aus den Kirchen zurückgewiesen. „Kirche war immer politisch“, sagte Laschet im Fernsehsender Phoenix. „Wer aus der christlichen Botschaft ableitet, dass man die Welt verändern soll, zum Guten verändern soll, die Welt gestalten soll, dann ist das immer eine politische Botschaft“, sagte der frühere Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Er wünsche sich „eine lebendige Kirche, die ihren Beitrag auch leistet zum Zusammenhalt der Gesellschaft“.

Bundestagspräsidentin Klöckner hatte sich in der Bild am Sonntag kritisch über Stellungnahmen der Kirchen zu tagesaktuellen Themen geäußert. Wenn Kirche nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick habe, „dann wird sie leider auch austauschbar“, sagte die CDU-Politikerin. „Ich meine: Klar kann sich Kirche auch zu Tempo 130 äußern, aber dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer.“ Von Kirche „erwartet man sich diese sinnhafte Begleitung, diese Antwort auf Fragen, die ich in meinem Alltag habe, vielleicht auch Trost und Stabilität“.

Unterstützung erhielt Klöckner vom parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU). Ihre Äußerungen seien „absolut zutreffend“, sagt er. Je konkreter sich die Kirchen zu tagespolitischen Themen positionierten, desto mehr würden sie zu politischen Akteuren, argumentierte Frei. Als solche müssten sie in einer demokratischen Gesellschaft nicht nur mit Zustimmung, sondern auch mit Widerspruch rechnen.

Dagegen sagte SPD-Generalsekretär Matthias Miersch der Rheinischen Post, Christinnen und Christen „haben sich immer politisch eingemischt. Und das ist gut so.“ Das C im Parteinamen „verträgt nicht die Aufforderung an Geistliche, keine Stellung zu beziehen und sich auf Seelsorge zu beschränken“, sagte Miersch mit Blick auf die CDU.

Berlin-Korrespondent Robert Roßmann kommentiert die Äußerungen der neuen Bundestagspräsidentin: Klöckner offenbare ein eigenartiges Bild von Kirche (SZ Plus)
Dimitri Taube

Klöckner: Fraktionen müssen Umgang mit AfD klären

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat sich in den Streit um den Umgang mit der AfD im Parlament eingeschaltet. Sie sagte der Bild am Sonntag: „Die Fraktionen untereinander müssen sich absprechen, wie sie mit der AfD umgehen wollen.“ Für den gesamten Bundestag gelte die Geschäftsordnung. „Also: Keine Fraktion, kein Abgeordneter wird vom Präsidium anders behandelt als andere. Es gibt klare Spielregeln, die alle kennen und an die man sich zu halten hat“, sagte die CDU-Politikerin.

Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU) hatte mit dem Vorschlag, mit der AfD bei organisatorischen Fragen im Bundestag so umzugehen wie mit anderen Oppositionsparteien, eine heftige Kontroverse ausgelöst. Spahn sagte dazu am Mittwoch im ZDF, es gebe Spielregeln im Parlament. Man könne sie ändern oder alle zwingen, nach den Regeln zu spielen. Er sei für Letzteres, um diese Partei nicht in eine Opferrolle zu bringen. In der vergangenen Wahlperiode war die AfD etwa bei den Ausschussvorsitzen im Bundestag leer ausgegangen.

Auf die Frage, ob die AfD als zweitstärkste Fraktion auch Ausschüsse leiten sollte, sagte Klöckner: „Das wird jetzt besprochen. Das ist jetzt Sache der Fraktionen. Und wenn die Fraktionen sich nicht einigen, wird das in den Ältestenrat gebracht. Und da werde ich vermitteln.“

Der Ältestenrat besteht aus der Bundestagspräsidentin, ihren Stellvertreterinnen und -stellvertretern sowie weiteren Abgeordneten. Auf der Internetseite des Bundestags heißt es: „Dabei handelt es sich nicht unbedingt um die ältesten Parlamentarier, wohl aber um sehr erfahrene“.

Jens Spahn will die AfD im Bundestag so behandeln wie die anderen Parteien. Ein Blick nach Sachsen, Thüringen und Brandenburg zeigt, was das bedeutet (mit SZ Plus):
Dimitri Taube

AfD-Debatte: Miersch erwartet „klare Haltung“ von Schwarz-Rot

SPD-Generalsekretär Matthias Miersch erwartet, dass die SPD und die Union gemeinsam AfD-Kandidaten für den Vorsitz von Bundestagsausschüssen ablehnen werden. Er sagte der Bild, er könne sich nicht vorstellen, einen Abgeordneten der AfD zum Vorsitzenden eines Bundestagsausschusses zu wählen. „Einer Partei, die unsere Demokratie systematisch angreift, werde ich keine herausgehobene Rolle im Parlament zubilligen. Ich erwarte, dass die künftige Koalition diesen Grundsatz teilt und klar Haltung zeigt“, sagte er mit Blick auf die geplante schwarz-rote Koalition.

Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU) hatte mit dem Vorschlag, mit der AfD bei organisatorischen Fragen im Bundestag so umzugehen wie mit anderen Oppositionsparteien, eine heftige Kontroverse ausgelöst. Spahn sagte dazu am Mittwoch im ZDF, es gebe Spielregeln im Parlament. Man könne sie ändern oder alle zwingen, nach den Regeln zu spielen. Er sei für Letzteres, um diese Partei nicht in eine Opferrolle zu bringen. In der vergangenen Wahlperiode war die AfD bei den Ausschussvorsitzen im Bundestag leer ausgegangen.
Dimitri Taube

Klingbeil: SPD-Ministerliste nach Mitgliederentscheid

Die SPD will nach den Worten ihres Vorsitzenden Lars Klingbeil nach dem Mitgliederentscheid über den schwarz-roten Koalitionsvertrag eine Liste für ihre Kabinettsmitglieder vorlegen. Auf die Frage, wie viele Posten dabei an Frauen gingen, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Gehen Sie mal davon aus, dass die SPD die Parität als selbstverständlich ansieht. Ich tue es.“ Jedenfalls werde niemand sagen können, die SPD habe sich nicht an die Parität gehalten, sagte Klingbeil.

Parität heißt, dass Frauen und Männer gleichermaßen berücksichtigt werden. Die SPD-Abstimmung über den Koalitionsvertrag geht noch bis zum 29. April. Am 30. April soll das Ergebnis bekanntgegeben werden.

SPD-Chefin Saskia Esken hatte sich dafür ausgesprochen, dass die SPD mehr Frauen als Männer in das neue Bundeskabinett schickt. In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur forderte sie, dass vier der sieben SPD-Posten von Frauen besetzt werden.

Auf die Frage, was aus Esken werde, sagte Klingbeil: „Ich habe immer deutlich gemacht, dass ich gerne mit Saskia Esken zusammenarbeite. Es passt aber nicht ins Jahr 2025 und zu meinem Verständnis, dass Männer in der Öffentlichkeit über die Zukunft von Frauen spekulieren.“ Befragt zur früheren Bundestagspräsidentin Bärbel Bas erklärte der SPD-Vorsitzende: „Bärbel Bas hat als Bundestagspräsidentin einen sehr überzeugenden Job gemacht. Sie ist eine starke Verhandlerin. Man wird von ihr noch viel hören.“
Dimitri Taube

Klingbeil schließt Steuererhöhungen nicht kategorisch aus

SPD-Chef Lars Klingbeil schließt Steuererhöhungen in den kommenden Jahren mit der designierten neuen schwarz-roten Bundesregierung nicht kategorisch aus. „Das vorderste Ziel bleibt, dass wir Deutschland und Europa stark machen und dass wir dafür auch die finanziellen Mittel haben. In turbulenten Zeiten kann man nichts grundsätzlich ausschließen, sonst legt man sich unnötig Fesseln an“, sagte Klingbeil den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD sind keine Steuererhöhungen vorgesehen, sie sind aber auch nicht explizit ausgeschlossen.

Der wohl künftige Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) lehnt Steuererhöhungen ab. „Wir haben einen Koalitionsvertrag, und da steht keine Steuererhöhung drin, es wird auch keine geben“, sagte der CDU-Vorsitzende kürzlich in der ARD-Sendung „Caren Miosga“. Aber Merz ließ sich mit Blick auf die Weltlage eine kleine Hintertür offen: „Man soll nie ,nie' sagen. Wir wissen nicht, was auf dieser Welt noch passiert. Ich denke, wir werden die Krise als das neue Normale erleben.“

Klingbeil spielte im Interview mit der Funke-Mediengruppe auf diese Aussage an. Der SPD-Chef sagte: „Ich habe jetzt aber auch zur Kenntnis genommen, dass Friedrich Merz öffentlich gesagt hat, dass man Steuererhöhungen nicht für alle Zeit ausschließen kann. Insofern gilt, dass wir die finanzielle Situation immer wieder neu bewerten werden.“

Auf eine konkrete Nachfrage, dass die Steuern also durchaus steigen könnten, sagte Klingbeil: „Die Vereinbarung lautet: keine Steuererhöhungen. Aber ich habe in der Ampel-Koalition erlebt, was es bedeutet, wenn man sich finanziell festgemauert hat.“ Er erwarte, dass die designierte neue Bundesregierung immer die Offenheit habe, „über die aktuelle Lage zu reden und über die Dinge, die notwendig und sinnvoll sind.“

In der Debatte um Steuererhöhungen geht es in der Regel um höhere Belastungen für Reiche und Vermögende, etwa durch eine höhere Erbschaftsteuer oder eine Vermögensteuer. Für kleine und mittlere Einkommen will die Bundesregierung die Einkommensteuer senken – aber auch das gilt nicht als fix.

SPD-Chef Klingbeil sagte im Funke-Interview zudem, dass der Mindestlohn seiner Ansicht nach schon im kommenden Jahr auf 15 Euro steigen sollte. „Ein Mindestlohn von 15 Euro wird 2026 erreicht, wenn die Mindestlohnkommission sich selbst ernst nimmt und umsetzt, was in ihrer Geschäftsordnung steht“, so Klingbeil.
Juri Auel
Juri Auel

Merz warnt vor Paketschwemme aus China und will Abhilfe von EU

CDU-Chef Friedrich Merz warnt davor, dass es durch die US-Zölle gegen China zur Umlenkung von Handelsströmen nach Europa kommen wird. "Wir müssen damit rechnen, dass wir noch stärker als bisher mit chinesischen Produkten überschwemmt werden", sagt der designierte Kanzler der Funke-Mediengruppe. Bereits jetzt kämen jeden Tag mehr als 400 000 kleine Paketsendungen aus China an deutschen Haustüren an. "Wir müssen das schnellstmöglich wieder in geordnete Bahnen lenken", kündigt Merz an. "Die EU-Kommission muss hier dringend handeln." Verbraucherschutz, Gesundheitsschutz und Produktsicherheit müssten gewährleistet sein. 
Juri Auel
Juri Auel

Klingbeil kritisiert Spahn: AfD-Debatte „unnötig und falsch“ 

Die Kritik der SPD an Unions-Fraktionsvize Jens Spahn für dessen AfD-Äußerungen hält an. "Ich bin irritiert über diese Diskussion, die unnötig und falsch ist", sagte Co-Parteichef Lars Klingbeil der Funke-Mediengruppe. Spahn und andere in der Union sollten sich darauf konzentrieren, was Union und SPD für Deutschland erreichen wollten. "Das ist übrigens auch ein Foulspiel gegen Friedrich Merz, wenn solche Debatten in der Union gestartet werden, kurz nachdem er mit uns einen Koalitionsvertrag ausgehandelt hat", fügte Klingbeil hinzu. "Ich kann nur sagen, eine Normalisierung mit der AfD wird es von sozialdemokratischer Seite nicht geben."

Er werde seine Hand im Bundestag nicht für einen AfD-Politiker heben, sagte der SPD-Vorsitzende in Anspielung auf die Wahlen etwa zum Bundestagspräsidium. "In der Union sind offenkundig noch nicht alle in dem Modus angekommen, dieses Land gestalten und regieren zu wollen." Spahn hatte betont, dass auch er keine Normalisierung wolle, aber gleichzeitig gefordert, dass die AfD in Bundestagsverfahrensfragen wie andere Oppositionsparteien behandelt werden sollte.

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Leopold Zaak
Leopold Zaak

Merz: Regierung muss bis Sommer die Stimmung verbessern

Der designierte Bundeskanzler erwartet von seiner künftigen schwarz-roten Regierung einen „arbeitsintensiven Sommer“. Der Funke-Mediengruppe sagte Friedrich Merz (CDU), die Bevölkerung müsse merken, „dass es einen Unterschied macht, wenn es eine neue Regierung gibt“. Wichtig sei, dass in der zweiten Jahreshälfte die Stimmung besser werde, so Merz.

Der CDU-Chef erklärt auch, wie der Stimmungswandel zustande kommen soll: Grenzkontrollen mit Zurückweisungen, Bürokratieabbau sowie die Einführung der sogenannten Aktivrente. Zudem solle der Bundeshaushalt für 2025 beschlossen sowie der für 2026 vorbereitet werden. Schwarz-Rot werde eine „Arbeitskoalition“, sagte Merz. „Wir haben nicht den Ehrgeiz, Glamour zu verbreiten.“
Juri Auel
Juri Auel

Vize-CDU-Chef Jung verspricht Strompreis-Entlastung ab Jahreswechsel

Die versprochene Entlastung beim Strompreis wird der Union zufolge schon in gut einem halben Jahr greifen. „Spätestens zum nächsten Jahresbeginn wird das komplett umgesetzt sein“, sagte der CDU-Energieexperte und Vize-Parteichef Andreas Jung der Augsburger Allgemeinen. Man werde dies gleich in den ersten 100 Tagen der Regierung in Angriff nehmen. 

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, der Strompreis für Firmen und Haushaltskunden solle um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde zurückgehen. Dafür sollen Stromsteuer und Netzentgelte gesenkt werden. Eine durchschnittliche vierköpfige Familie kann demnach mit einer Entlastung von etwa 175 bis 200 Euro im Jahr rechnen. Die Kosten sollen durch die Einnahmen aus dem CO₂-Preis auf Benzin, Diesel oder Gas gedeckt werden. 

Jung sagte außerdem zu, es werde weiterhin Unterstützung beim Umbau der Heizungsanlagen geben. „Wir werfen den Rucksack der Überregulierung ab, den die Ampel mit ihrem Heizungsgesetz geschnürt hat.“ Niemand sei dazu verpflichtet, seine funktionierende Heizung aus Klimagründen stillzulegen. Wer eine neue, klimafreundliche Heizung installieren wolle, könne dann selbst am besten entscheiden. Das könne eine Wärmepumpe sein, aber auch der Anschluss an ein Wärmenetz, das Heizen mit Holz oder der Einsatz von Geo- oder Solarthermie. „Alles wird gleichberechtigt ermöglicht und gefördert“, sagte Jung. 
Juri Auel
Juri Auel

Spahn: Keine Vermögensteuer mit Union – Bas: „Werden sehen“ 

Spitzenpolitiker von CDU und SPD sind uneins in der Einschätzung, ob hohe Einkommen stärker besteuert werden sollen. Die frühere Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sagte in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“, die künftige Koalition wisse nicht, was in nächsten vier Jahren auf sie zukommen werden. Man werde darüber nachdenken müssen, im Zweifel Spitzen- oder hohe Einkommen heranzuziehen.

Unionsfraktionsvize Jens Spahn stellte in der Sendung klar, er könne klipp und klar ausschließen, dass es in einer Regierungsbeteiligung der CDU/CSU eine Vermögensteuer geben werde, „heute nicht, in zwei Jahren nicht, in 20 Jahren nicht“. Bas reagierte darauf mit den Worten „Wir werden sehen.“

Lesen Sie hier eine ausführliche TV-Kritik zu der Sendung mit SZ Plus:
Juri Auel
Juri Auel

SPD kritisiert Spahns Vorschlag für anderen Umgang mit der AfD 

Der Vorstoß von Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU), mit der AfD bei organisatorischen Fragen im Bundestag so umzugehen wie mit anderen Oppositionsparteien, sorgt für Streit mit dem potenziellen Regierungspartner SPD. „Die AfD ist keine Partei wie jede andere“, sagte Katja Mast, Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, dem Tagesspiegel. „Wir werden unsere demokratischen Institutionen – allen voran unser Parlament – mit aller Entschlossenheit schützen.“ Die AfD versuche, „unsere Institutionen zu untergraben“, sagte Mast. „Dieser Extremismus stößt auf unseren entschiedenen Widerstand.“

Alle Entscheidungen im Bundestag hätten die Geschäftsordnung als Grundlage und unterlägen demokratischen Entscheidungsprozessen, sagte Mast. „Die Wahl eines Bundestagsvizepräsidenten oder Ausschussvorsitzenden sind keine automatische Anspruchsfrage, sondern eine Entscheidung des Parlaments und brauchen eine Mehrheit." Spahn hatte kürzlich vorgeschlagen, die AfD bei Abläufen im Parlament, Verfahren in der Geschäftsordnung, in den Ausschüssen und der Berücksichtigung von Minderheits- und Mehrheitsrechten zu behandeln wie jede andere Oppositionspartei.

Auch die Führung der Linken-Fraktion sprach sich gegen jede Annäherung aus. „Menschen wie Jens Spahn, die noch immer nicht begriffen haben, dass die AfD eine rechtsextreme Partei ist, die die Menschenrechte mit Füßen tritt und die Demokratie zerstören will, sind Teil des Problems“, sagte Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek der SZ. Grünen-Co-Chefin Franziska Brantner sagte der SZ: „Wäre die AfD eine Oppositionspartei wie jede andere, käme Herr Spahn gar nicht auf die Idee, so was zu sagen. Ist sie aber nicht.“ 

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Dominik Fürst
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Esken fordert vier SPD-Ministerinnen

SPD-Chefin Saskia Esken hat sich dafür ausgesprochen, dass die SPD mehr Frauen als Männer in das neue Bundeskabinett schickt. In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur forderte sie, dass vier der sieben SPD-Posten von Frauen besetzt werden. „Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung und wir wollen auch, wie wir manchmal sagen, nicht nur den halben Kuchen, sondern die halbe Bäckerei.“ Damit geht Esken sogar über das hinaus, was die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der SPD-Frauen, Maria Noichl, vor wenigen Tagen gefordert hat. Sie verlangte im Tagesspiegel drei Posten.

Esken betonte, dass das Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen nicht auf die SPD-Posten beschränkt bleiben dürfe. „Unser Ziel muss es ja sein, im gesamten Kabinett und in der Politik insgesamt Parität herzustellen“, sagte sie. Bisher hat es noch nie eine neu gebildete Bundesregierung mit genauso vielen Frauen wie Männern gegeben. Der inzwischen nur noch geschäftsführende Kanzler Olaf Scholz, SPD, hatte sich das 2021 zwar zum Ziel gesetzt, den Anspruch aber nicht ganz erfüllt. Unter den 17 Kabinettsmitgliedern waren ursprünglich neun Männer und acht Frauen.

Esken selbst hat sich noch nicht zu der Frage geäußert, ob sie einen Posten im Kabinett anstrebt. Als gesetzt gilt auf der SPD-Seite bisher nur Boris Pistorius als Verteidigungsminister. Als Vizekanzler und Finanzminister wird Parteichef Lars Klingbeil gehandelt.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Linnemann will nicht Minister werden

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann will seinen Job behalten und nicht in das neue Kabinett wechseln. In einem kurzen Video auf der Plattform X sagte er, diese Aufgabe sei „genau mein Ding“. Es habe die Möglichkeit gegeben, einen Ministerposten zu übernehmen. Sein Bauchgefühl sage ihm aber: „Als Generalsekretär kann ich besser den Politikwechsel forcieren. Das werde ich tun.“ 

Linnemann, ein Vertrauter von Parteichef Friedrich Merz, der sich am 6. Mai zum Bundeskanzler wählen lassen will, war als möglicher Minister gehandelt worden – insbesondere als Wirtschaftsminister. Dieses Amt darf laut Koalitionsvertrag die CDU besetzen, sofern die Koalition zustande kommt. Linnemann ist ein Vertreter des Wirtschaftsflügels der Union. Merz machte ihn im Juli 2023 anstelle des Sozialpolitikers Mario Czaja zum CDU-Generalsekretär.

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Umfeld von Merz erfuhr, hatte Merz Linnemann angeboten, ins Kabinett zu gehen oder die Partei als Generalsekretär weiter mit anzuführen. Linnemann habe sich nach reiflicher Überlegung für die Arbeit für die CDU entschieden. Merz heiße diese Entscheidung gut. 
Philipp Saul
Philipp Saul

CDU uneins beim Umgang mit der AfD

Soll die Union die AfD im neuen Bundestag weiterhin anders behandeln als andere Parteien? Darüber gibt es in der CDU unterschiedliche Auffassungen. Fraktionsvize Jens Spahn hatte am Wochenende vorgeschlagen, die AfD bei Abläufen im Parlament, Verfahren in der Geschäftsordnung, in den Ausschüssen und der Berücksichtigung von Minderheits- und Mehrheitsrechten zu behandeln wie jede andere Oppositionspartei.

Für seinen Vorstoß bekam Spahn harte Kritik aus anderen Parteien ab, erhält in der eigenen aber auch Zuspruch: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte im ZDF-„Morgenmagazin“: „Die AfD ist eine rechtsextreme Partei, sie will die Demokratie abschaffen.“ Mit ihr könne es keine Zusammenarbeit und keine Koalition geben. Die eigentlichen demokratischen Rechte für jeden Abgeordneten sollten aber auch für diese Partei gelten, „weil man ansonsten sie stark macht und nicht schwächt.“ Johann Wadephul, wie Spahn Unionsfraktionsvize, sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND), er wäre „dafür, AfD-Kandidaten für Ausschussvorsitze zu wählen, wenn sie in der Vergangenheit nicht negativ aufgefallen sind.“

Anders sieht das Roderich Kiesewetter: „Ich halte es für falsch, wissentlich die Blockade oder Unterminierung von Ausschüssen in Kauf zu nehmen, indem man AfD-Abgeordnete zum Vorsitzenden wählt“, sagte er dem RND. „Damit würde man de facto die Unterminierung unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung in Kauf nehmen.“ Der stellvertretende Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums warnte zudem davor, AfD-Abgeordnete in sicherheitsrelevante Gremien zu wählen, wo es um sensible Informationen gehe.
© SZ/Reuters/dpa/epd/KNA/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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