Bundesregierung:IG Bau: Koalition verfehlt ihr Wohnungsbau-Ziel

1,5 Millionen neue Wohnungen verspricht die Regierung in den kommenden drei Jahren. Die Gewerkschaft ist skeptisch.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dringt auf den schnellen Bau von Millionen neuen Wohnungen. "Wir brauchen in Deutschland dringend mehr Wohnungen", sagte Merkel in ihrer am Samstag veröffentlichten Videobotschaft. Sie bekräftigte das Ziel der Bundesregierung, in den nächsten drei Jahren für 1,5 Millionen neue Wohnungen zu sorgen. Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) und Justizministerin Katarina Barley (SPD) bezeichneten bezahlbaren Wohnraum als "soziale Frage" schlechthin.

Nach Einschätzung der IG Bau läuft die Bundesregierung aber Gefahr, ihr selbst gestecktes Ziel zu verfehlen. "Ihr erstes Regierungsjahr wird diese GroKo schon mit einem Defizit von mindestens 75 000 Wohnungen abschließen", sagte der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Robert Feiger, der Deutschen Presse-Agentur. Im laufenden Jahr dürften wohl nicht einmal 300 000 Neubauwohnungen entstehen.

Feiger verwies auf Branchenindikatoren wie Baugenehmigungen oder Absatzzahlen der Baustoffindustrie. Besonders relevant sind dabei laut IG Bau die Marktzahlen der Mauerwerksindustrie, also der Steinhersteller. Sie erlaubten einen Blick auf die geplante Bautätigkeit der kommenden Monate, da drei von vier neu gebauten Wohnhäusern aus Stein sind. "Der Wohnungsbau ist kein 'Saisonmotor', den man beliebig an- und ausschalten kann. Produktionskapazitäten müssen aufgebaut und dabei auch Fachkräfte ausgebildet werden", sagte Feiger. Zeitlich begrenzte Maßnahmen wie das Baukindergeld oder eine geplante Sonderabschreibung böten keine ausreichende Perspektive.

Der "Wohngipfel" am Freitag im Kanzleramt dürfe zu keiner "Show-Veranstaltung" werden, forderte Feiger. Bei dem Treffen wolle er eine massive Erhöhung der Gelder für den sozialen Wohnungsbau fordern. "Um pro Jahr 80 000 Sozialwohnungen, die mindestens gebraucht werden, zu schaffen, müssen Bund und Länder zusammen über 6 Milliarden Euro investieren", sagte Feiger. "Mit der bisherigen Fördersumme von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr vom Bund ist der enorme Schwund an Sozialmietwohnungen nicht aufzuhalten."

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