Bundespräsidentenwahl:Angespannt zur Schlacht ums Schloss

Gesine Schwan, SPD-Kandidatin fürs Bundespräsidentenamt, verrenkt sich gewaltig, um Horst Köhler zu beerben. Das ist ihr Problem.

Holger Gertz

Es gibt Menschen, die es nicht ertragen, sich selbst im Fernsehen zu sehen. Sie finden sich dicker im Fernsehen als in echt, ihnen fällt auf, dass ihre Augen unterschiedlich groß sind, ihre Stimme kommt ihnen schrill vor. Ihr Bild zu sehen nährt die Zweifel, die sie in sich tragen.

Bundespräsidentenwahl: "Ich kämpfe nicht gegen Herrn Köhler", sagt Gesine Schwan. Wer die Kandidatin beobachtet, hat den Eindruck, dass sie vor allem für sich selbst kämpft.

"Ich kämpfe nicht gegen Herrn Köhler", sagt Gesine Schwan. Wer die Kandidatin beobachtet, hat den Eindruck, dass sie vor allem für sich selbst kämpft.

(Foto: Foto: seyboldtpress.de)

Berlin, Wilhelmstraße 67, Altbau, zweiter Stock. Im Büro von Gesine Schwan erscheint, auf dem Bildschirm eines Computers, Gesine Schwan, ihr Auftritt im ZDF-Morgenmagazin vom Vormittag. Vor dem Bildschirm sitzt Gesine Schwan, sie hat die Unterlippe vorgeschoben, ihre Lider sind halb geschlossen. Sie hört sich konzentriert zu. Befragt wird sie von Dunja Hayali, die zu den härter zupackenden Moderatorinnen gehört.

Obwohl im Studio überall Zuschauer bei Croissants und Orangensaft herumsitzen, entwickelt sich kein entspanntes Frühstücksgeplänkel. Es ist ein leiser Kampf, geführt mit Worten. Gesine Schwan will die Moderatorin und die Zuschauer davon überzeugen, dass alles gut läuft mit ihrer Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten. Sie will den Eindruck vermeiden, mutlos zu sein. Sie will viel. Sie lächelt viel. Man kann auf verschiedene Arten lächeln. Wer entspannt ist, lächelt freundlich, warm. Wer kämpft, lächelt tapfer.

"Wie stark ist der Rückhalt in Ihrer eigenen Partei?" fragt Dunja Hayali.

"Stark", sagt Gesine Schwan.

In den Zeitungen stand etwas anderes, sagt Dunja Hayali.

"Das beunruhigt mich überhaupt nicht, da würde ich einfach sagen: auf den neuesten Stand der Recherche gehen", sagt Gesine Schwan.

Was in den Zeitungen zu lesen war, stimmt also gar nicht, sagt Dunja Hayali, die an diesem Vormittag eindeutig mehr Plasberg ist als Kerner.

"Das beunruhigt mich gar nicht, weil ich wirklich weiß, was hinter den Kulissen stattfindet", sagt die Gesine Schwan auf dem Bildschirm. Sie lächelt tapfer. Und die Gesine Schwan vor dem Bildschirm nickt sachte, sie gehört nicht zu den Menschen, die sich verunsichern lassen von ihrem eigenen Anblick. Sie hört sich sagen, kein bisschen beunruhigt zu sein. Vielleicht sagt sie es einmal zu oft. Sie klingt beinahe wie Jürgen Klinsmann, als der noch Bayerntrainer war und tapfer lächelnd um sein Amt kämpfte.

Gesine Schwan, 65, Professorin für Politische Philosophie, schaltet das Video ab. Sie will Bundespräsidentin werden am kommenden Samstag, sie hat einen richtigen Wahlkampf organisiert, um es schaffen zu können: Reden, Lesungen, Diskussionen. Ihre Kampagne darf offiziell nicht Wahlkampf heißen, es hängen auch keine Plakate an den Bäumen, weil das Amt, um das es geht, keines ist, um das man voller Leidenschaft streitet.

Gesine Schwan sagt: "Es ist ein öffentlicher Wettbewerb von meiner Seite." Wer in einen Wettbewerb eintritt, kämpft. Der Kampf ist Teil von Gesine Schwans Strategie. Aber Menschen verändern sich, wenn sie kämpfen. Sie wirken krampfiger, ehrgeizig, sie verlieren etwas von dem Charme, den sie hatten, als sie noch nicht kämpfen mussten.

Der Kampf ist Teil ihrer Strategie und Teil des Problems, das viele mit ihr haben.

"Wir müssen dann langsam", flüstert Thymian Bussemer, 36, ihr Büroleiter. Es geht nach Frankfurt an der Oder, wo die SPD-Kandidatin schon Präsidentin war, Präsidentin der Europa-Universität Viadrina; Bussemer war damals ihr Referent. Geplant ist eine Lesung, eine kleine Feier in einer Studentenkneipe.

Der Fahrer wartet schon im Wagen auf dem Parkplatz. Man duzt sich, Gesine ist die Kandidatin, der Fahrer heißt Michael, und Thymian ist der Reiseleiter, mit einer Handvoll ähnlich junger Kollegen organisiert er die Schwan-Auftritte. Bussemer ist aber auch Wissenschaftler und hat ein Buch über Propaganda geschrieben. Es ist ihm recht, wenn die Fahrt wie ein Ausflug ins Grüne wirkt, der Kampf, den sie angenommen haben, soll nicht wie Kampf wirken, eher wie ein Abenteuer.

Bussemer ordnet vorne auf dem Beifahrersitz die Gesine-Schwan-Artikel der letzten Tage, außerdem versucht er, das Gespräch zu lenken, auf eher sanfte Art, denn er ist ein eher sanfter Mensch. "Wenn ich da mal gaaanz kurz einhaken darf", sagt er gelegentlich, sein Stimmklang erinnert an die Tonart in linken Wohngemeinschaften, wo bärtige Jungmenschen, die Wollsocken trugen, ewig miteinander diskutierten und schwer rauchten dabei.

Bussemer ist nicht bärtig und raucht nur, wenn es stressig wird, und dass der Job im Büro Schwan stressig ist, steht außer Frage. Ihn anzunehmen, war für ihn trotzdem eine Herzenssache. Er will nicht sagen, dass er ihr Fan ist. Aber auf der Homepage der SPD-Zeitung Vorwärts steht ein offener Brief, den er an Gesine Schwan geschrieben hat und in dem so viele Liebesbekundungen vorkommen wie sonst nur in - aus guten Gründen - streng privaten Briefen.

"Alle hast Du gleich behandelt: freundlich, zugewandt und interessiert", schreibt Bussemer über die Vergangenheit der Kandidatin, der Brief schließt mit einer Wahlempfehlung, die sich anhört wie ein Titel eines alten Schmachtschlagers von Roy Black: "Wer, wenn nicht du?"

"Die Krise kann eine Wendung zum Besseren bringen"

Im Wagen anwesend ist, ohne anwesend zu sein, auch Horst Köhler, der Bundespräsident, "der Amtsinhaber", wie alle im Wagen körperlich Anwesenden ihn nennen. Seine Worte liegen auf Bussemers Knien, ein frisches Interview in einer Sonntagszeitung. "Die Krise wird Neues und Gutes hervorbringen" hat der Amtsinhaber gesagt. Der Satz fordert wenig von denen, die ihn hören, er tröstet viel. Ein Köhler-Satz.

Ist er zu simpel? Die Kandidatin auf der Rückbank überlegt und sagt dann: "Die Krise kann eine Wendung zum Besseren bringen, wenn wir durch sie eine Umkehr bewirken. Aber dass die Krise von sich aus diese Wendung bringt, das glaube ich nicht."

Zu kämpfen bedeutet, denjenigen kritisieren zu dürfen, mit dem man kämpft, aber das ist schwierig, wenn der Gegner es sich leisten kann, den Kampf zu verweigern. Der Amtsinhaber im Schloss Bellevue hat sich nicht in einen Wahlkampf hineinziehen lassen. Er muss nicht zu Dunja Hayali ins Frühstücksfernsehen. Er ist der Präsident. Er weiß, dass er auch in der SPD wenig Gegner hat und im Volk beliebt ist. Er ist kein guter Redner, kein Selbstdarsteller.

Was früher als Defizit aufgefallen war, ist zu einer Stärke geworden, das passiert öfter, wenn man sich an jemanden gewöhnt hat. Bei der Trauerfeier für die Menschen, die beim Amoklauf in Winnenden erschossen worden waren, hat er fast geweint. Niemand hätte ihm deshalb Kalkül unterstellt. Köhler, der keinerlei schauspielerisches Talent hat, wirkte nicht betroffen, er war es.

Vorn bei Thymian Bussemer klingelt das Handy, jemand ist dran, der für Heiner Brand die Termine macht. Heiner Brand ist Handballbundestrainer und von der SPD als Wahlmann aufgestellt. Er hat etwas Positives über den Amtsinhaber gesagt, das ist registriert worden von Bussemer und seinen Freunden, die das Internet durchkämmen auf der Suche nach Aussagen, die den Wankelmut von eingeplanten Schwan-Wählern belegen könnten. Gesine Schwan soll jetzt mit dem Handballtrainer noch mal persönlich sprechen. Bussemer verhandelt mit dem Brand-Vertrauten über mögliche Termine, einer ist noch frei, da müsste sich Gesine Schwan demnächst um sechs auf den Weg machen, um sechs Uhr morgens. "Willst du?", fragt Bussemer nach hinten. "Mach ich", murmelt Gesine Schwan.

Vor fünf Jahren, als Schwan und Köhler schon einmal gegeneinander antraten, war Gesine Schwan kaum bekannt, sie musste nicht kämpfen, sie war plötzlich da. Ihre Kandidatur hatte etwas Leichtes. Sie wirkte frisch und klug, sogar ihre spektakuläre Frisur wurde in vielen Artikeln als Attraktion beschrieben. Sie verlor mit Anstand gegen Köhler und galt danach als eine Art Bundespräsidentin der Herzen.

Diesmal gilt sie vielen in der SPD als letztes Erbe der traumatischen Ära Kurt Beck. Sie ist weniger gerufen worden, als dass sie sich aufgedrängt hätte - ihr Kampf begann in dem Moment, als sie die Kandidatur an sich brachte. Bei der Wahl wird sie auf die Stimmen der Linken angewiesen sein, es würde heftige Diskussionen geben über das Verhältnis ihrer Partei zur Linken, sollte sie gewählt werden, die Debatten könnten sich wie ein Schatten über die vielen Wahlen in diesem Jahr legen, vor allem über die Bundestagswahl.

Der Blick auf sie hat sich verändert, und sie hat selbst viel dafür getan, dass er sich verändert hat. Ist es klug, von einer explosiven Stimmung in der Gesellschaft zu reden? Oder ist es nur der verzweifelte Versuch, auf sich aufmerksam zu machen? Ist es klug, die Bezeichnung "Unrechtsstaat" für die DDR als diffus zu bezeichnen? Oder ist es nur der Versuch, Stimmen zu fangen bei den Linken? Geht es ihr um Inhalte, oder geht es ihr in Wahrheit darum, ihr persönliches Ziel zu erreichen, und wäre der Preis dafür noch so hoch. Kämpft sie nicht am Ende nur für sich allein?

Noch eine halbe Stunde bis Frankfurt. Michael fährt, Thymian liest und lauscht. Gesine Schwan sucht nach Gründen dafür, warum sich der Blick auf sie so verändert hat. Sie macht schließlich die Medien als Schuldige aus, die nicht das transportieren, was transportiert werden soll. "Das habe ich schon gelernt, man darf nicht darauf beharren, was richtig und was falsch ist. Das widerstrebt mir ein bisschen, aber da sind eben andere Regeln in den Medien." Es ist eine Argumentation, die man oft gehört hat von öffentlich tätigen Menschen, die weniger klug waren als Gesine Schwan.

Bäume fliegen vorbei, Äcker. Es geht gut voran Richtung Frankfurt. Gesine Schwan lächelt weniger in diesem halbprivaten Raum, ein paar Mal gähnt sie. Irgendwann sagt sie, es ist das erste Mal, dass sie den Amtsinhaber beim Namen nennt: "Ich kämpfe nicht gegen Herrn Köhler. Ganz allgemein gilt für mich: Es ist immer interessanter und wichtiger, für etwas einzutreten als gegen jemanden."

Thymian Bussemer hat Artikel dabei und ein paar Briefe von Bürgern, die Artikel sind zum Teil Vernichtungen, die Briefe manchmal Hymnen. Es empfiehlt sich, beides dosiert zu verabreichen. Er wedelt mit einem Aufsatz von Hugo-Müller Vogg aus dem Bayernkurier, der dekoriert ist mit einer Karikatur, die die Kandidatin als schnatternde Gans zeigt. "Gesine, lies das in einer stillen Stunde." Den Nachnamen des Verfassers spricht er "Fuck" aus. Gesine Schwan liest erst mal einen Brief, den eine Frau an Barack Obama geschrieben hat, mit Durchschlag an das Büro Schwan. "Das müssen wir nicht beantworten, oder?", fragt Bussemer. "Nee, soll Obama machen", murmelt Gesine Schwan, in ihrem Buch sucht sie inzwischen nach Passagen für die Lesung. Sie legt einen Zettel zwischen die Seiten 114 und 115. Da steht ein Satz, den sie gleich in Frankfurt lesen wird: "Das Tempo der Veränderungen, denen wir alle unterliegen, kann ein Gefühl der Ohnmacht erzeugen, den Eindruck, man sei ein Getriebener."

Frankfurt liegt tief im Osten. Frankfurt gehört nicht direkt zu den Gewinnern der Einheit. Sie weiß, dass dieser Satz verstanden wird, besonders im Osten, besonders in Frankfurt. In Frankfurt sitzen nicht diejenigen, die ins Internet schreiben, ihre Frisur ähnele der von Marge Simpson aus der berühmten Zeichentrickserie - ein Vergleich, der sich bei genauerem Hinsehen als nicht völlig aus der Luft gegriffen erweist. In Frankfurt sitzen Fans. Frankfurt wird ein Heimspiel sein.

Damals war sie beliebter, diesmal ist sie chancenreicher

Gleich neben der Europa-Universität entsteigt die kleine Delegation dem Wagen, es ist gerade noch Zeit für einen kurzen Sprung runter an die Oder. Thymian Bussemer zündet sich eine Zigarette an, setzt sich seine schicke Sechziger-Jahre-Sonnenbrille auf und sagt: "Is doch echt suuper hier."

Die Lesung findet statt im Oderturm, einem riesigen Bau, dessen Shoppingmall im Erdgeschoss unter anderem besteht aus: einem Schnäppchenparadies, einem Strumpfgeschäft, einer Niederlassung des Blutspendezentrums Frankfurt/Oder, an dessen Fassade alle Hinweisschilder zweisprachig beschriftet sind: Centrum Krwiodawstwa. Wo Frankfurt ist, ist fast schon Polen.

In der Buchhandlung Ulrich von Hutten hat sie ihr Publikum bereits gefangen, lange bevor sie dazu kommt, den Satz mit dem Tempo der Veränderungen vorzulesen. Sie erzählt von den Erfahrungen, die sie gemacht hat mit "der Vermittlung von Botschaften in der Öffentlichkeit". Kritik an den Medien ist ein Teil ihres Wahlkampfs, wie er immer Teil des Wahlkampfs von Politikern ist, die schwer kämpfen müssen, um ans Ziel zu kommen, und die verletzt worden sind auf ihrem Weg.

Dass es nicht nur die Medien waren, die ihre Warnung vor sozialen Unruhen als eine Art Panikmache verstanden haben, sondern auch und gerade einige der wichtigen Männer in der eigenen Partei, diese Differenzierung verliert sich vor Publikum. Wer auf die Medien schimpft, trifft immer die Empfindungen seiner Zuhörer. "Die schreiben eh, was sie wollen", murmelt einer in der zweiten Reihe, der ein paar zu spät Gekommenen die Sicht versperrt, weil er sich beharrlich weigert, seinen Cordhut abzunehmen. "Immer schreiben die Sachen, die nicht stimmen."

Gesine Schwan redet frei, sie spielt mit dem, was sich bietet, man konnte das überall erleben, wo sie aufgetreten ist. Als sie in Bremen im Großen Saal der Bürgerschaft über Weltoffenheit sprach, klingelte im Publikum ein Handy, da schaute sie kurz auf ihre Handtasche und sagte: "Hoffentlich ist das nicht meins."

In Frankfurt begrüßt sie ihre ehemalige Uni-Sekretärin, die im Publikum sitzt; sie hält keine Rede, sie erzählt Geschichten, in denen es um ein besseres Leben geht, um die Krise der Gesellschaft, die nicht eine Krise der Banken ist, sondern eine des Umgangs miteinander. Sie ist eine gute Rednerin, viel besser als Köhler. Sie predigt im weitesten Sinne: Entschleunigung. Entschleunigung ist ein zeitgemäßes Schlüsselwort. Wenn man ihr zuhört und sieht, wie die Menschen in Frankfurt ihr lauschen, kann man sich vorstellen, wie tief ihre Überzeugung sein muss, es besser zu können als der, den sie immer Amtsinhaber nennt.

Gesine Schwan liest die Passage aus ihrem Buch: "Das Tempo der Veränderungen, denen wir alle unterliegen, kann ein Gefühl der Ohnmacht erzeugen, den Eindruck, man sei ein Getriebener." Der Satz ist verwandt mit Sätzen, die sie bei der Herfahrt gesagt hat: "Überall-bei den Ärzten, in der Wissenschaft-bestimmt der Wettbewerb die geistige Haltung und engt das Gesichtsfeld ein." Im Frühstücksfernsehen hatte sie gesagt, das entfesselte Konkurrenzsystem sei verantwortlich für viele Probleme: "Jeder guckt: Wie mache ich es, dass ich der Erste bin?"

Die gesammelten Sätze eines Tages stehen im schwer auflösbaren Widerspruch zu der Frau, die sie sagt. Das ist ein Grundproblem ihrer Kandidatur: Dass da eine angetreten ist, die den Wettbewerb verurteilt und ihn selbst mit Macht betreibt. Dass da eine Politikerin mehr in eigenem Auftrag unterwegs ist als in dem ihrer Partei. Dass eine Kandidatin durchs Land reist, sich mit jedem Wahlmann trifft und Bürger anspricht, die sie nicht mal wählen können. Weil sie sich die eine Frage stellt: Wie mache ich es, dass ich Erste werde?

Bei ihrer ersten Kandidatur schien Gesine Schwan mehr bei sich und ihren Überzeugungen gewesen zu sein. Sie sagt: "Damals war nicht wirklich die Sorge auf der Seite der anderen da, dass ich gewinnen könnte. Das Stimmenverhältnis war damals 581 zu 622, diesmal ist es weit knapper."

Vielleicht war sie beliebter damals, soll das heißen: Diesmal sei sie chancenreicher. Es könnte in der Bundesversammlung enger werden, als man denkt, aber wenn die Wahlleute von CDU/CSU und FDP sowie der Freien Wähler für Köhler stimmen, wird der Amtsinhaber nicht zu schlagen sein. Gesine Schwan ist Außenseiterin. Aber sie sagt: Die Wahl ist offen.

Nach der Lesung signiert sie ihre Bücher. Schnell bildet sich eine Schlange, fünfzig Leute, einige haben ältere Schwan-Werke dabei und wuchten sie auf den Signiertisch. Sie sagen ihren Namen, dann schreibt Gesine Schwan den Namen in das Buch. Eine Frau legt ein Buch hin, "schreiben Sie: für Marina", sagt sie. Gesine Schwan schreibt "für Marina" und singt dabei "Marina, Marina, Marina", das ist ein alter deutscher Schlager.

"Dass Sie auch noch singen können!", sagt Marina. Gesine Schwan lächelt und pustet auf das Autogramm, damit es schneller trocknet und nicht verwischt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: