Bundespräsidentenwahl am 18. März:Tag der Freiheitsbewegungen

Die großen Revolutionen sind in Deutschland alle gescheitert und erst die "friedliche Revolution" in der DDR beendete diesen tristen Sonderweg: An einem 18. März wählten die Ostdeutschen erstmals frei. Der Tag spielt in der Geschichte der deutschen Freiheitsbewegungen eine wichtige Rolle.

Joachim Käppner

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat auf der Bundesversammlung am 18. März vorgeschlagen, dass an eben diesem Tag alle (hoffentlich) fünf Jahre "künftig jeder Bundespräsident gewählt oder vereidigt wird".

Der 18. März ist ein wichtiger Tag für die deutschen Freiheitsbewegungen; von diesen Bewegungen freilich wissen selbst in der freiheitlichen deutschen Republik bis heute nicht allzu viele. Die großen Revolutionen - die der Bauern 1525, der Bürger 1848, der Arbeiter und Soldaten 1918 - sind in Deutschland alle letztlich gescheitert, zum Schaden für die Nation und Europa; erst die "friedliche Revolution" in der DDR beendete diesen tristen Sonderweg.

So hielt Lammert ein kleines Geschichtskolleg, und es waren manche zu Unrecht vergessene Kapitel, die er aufschlug. Am 18. März 1793 wurde die "Mainzer Republik" proklamiert, beeinflusst und gestützt von der Französischen Revolution. Nach dem Sieg über Napoleon 1815 und erstickenden Jahrzehnten der Fürstenherrschaft forderten Berlins Bürger am 18. März 1848 Freiheit und Demokratie. Sie errichteten Barrikaden, die Revolution begann; Preußens König selbst musste vor den "Märzgefallenen" Abbitte tun, wetzte aber im Geiste schon die langen Messer.

Am 18. März 1990 wählten die Ostdeutschen erstmals in freier, geheimer und gleicher Wahl ihre Volkskammer und vollendeten so ihre Revolution, die im Vorjahr am 9. November begonnen hatte, einem anderen deutschen Schicksalstag.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: