Bundespräsident seit 100 Tagen im Amt:Super-Gau oder Super-Gauck?

Darf er das? Mit Borussen schunkeln, jungen Frauen Obst mundgerecht servieren, Merkel widersprechen, Soldaten zu "Mutbürgern" erklären - das alles hat Joachim Gauck in seinen ersten 100 Tagen als Bundespräsident getan. Doch die Mehrheit der Deutschen mag ihn. Welches Zeugnis stellen Sie ihm aus? Stimmen Sie ab.

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Pro-Gauck Demonstration

Quelle: dpa

Darf er das? Mit Borussen schunkeln, jungen Frauen Obst mundgerecht servieren, Merkel indirekt widersprechen, Soldaten zu "Mutbürgern" erklären - das alles hat Joachim Gauck in seinen ersten 100 Tagen als Bundespräsident getan. Die Mehrheit der Deutschen liebt ihn dafür. Welches Zeugnis stellen Sie ihm aus? Stimmen Sie ab.

Viele Deutsche wollten Joachim Gauck bereits als Staatsoberhaupt, nachdem Bundespräsident Horst Köhler 2010 im Mai zurückgetreten war. Allerdings konnte Gauck sich als Kandidat von SPD und Grünen nicht gegen den CDU-Politiker Christian Wulff durchsetzen. Als dieser im Februar ebenfalls sein Amt aufgab, riefen die Deutschen wieder nach dem Pastor aus dem Osten. Doch die Union sperrte sich. Erst als FDP-Politiker Philipp Rösler mit dem Bruch der schwarz-gelben Koalition drohte, war die P-Frage gelöst: Gauck wurde über Nacht der offizielle Kandidat von CDU, CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der FDP. Damit bekam er die überparteiliche Unterstützung, die er sich bereits 2010 gewünscht hatte und die Deutschen ihren Willen: Am 18. März wurde er zum elften Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt.

(arie)

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Bundespräsident seit 100 Tagen im Amt:Volksnähe

Bundespräsident Gauck veranstaltet Demokratie-Fest

Quelle: dpa

Und auch nach hundert Tagen lieben die Deutschen ihn immer noch. Laut aktuellen Umfragen finden 72 Prozent, dass sich Gauck in fünf Jahren für eine zweite Amtszeit bewerben sollte. Kein Wunder: Während der ersten hundert Tage hat sich der Bundespräsident äußerst volksnah gegeben. Angesichts mancher Bilder, etwa vom Demokratiefest im Schloss Bellevue, stellt sich die Frage: Kommt er dem Volk manchmal zu nah?

(arie)

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Bundespräsident seit 100 Tagen im Amt:Themenwahl

Gauck besucht Bundeswehr in Hamburg

Quelle: dapd

Gaucks Evangelium ist die Freiheit. Für sie kämpfte der Pastor als Bürgerrechtler, Demonstrant und Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde. Bereits vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten befürchteten aber viele, dass er in anderen Themen blass bleiben würde. Mittlerweile hat Gauck diesen Vorwurf aus der Welt geschafft. Gauck meldete sich beim Thema Islam zu Wort, distanzierte sich in Israel dezent von Kanzlerin Merkel und nannte deutsche Soldaten "Mutbürger in Uniform". Nicht immer wirkten seine Worte dabei so geschliffen wie bei seinem Lieblingsthema - aber nach gut drei Monaten muss schließlich auch noch Luft nach oben sein. Was denken Sie?

(thos)

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Bundespräsident seit 100 Tagen im Amt:Wirkung im Ausland

Bundespräsident Gauck in Israel

Quelle: dpa

Gauck sprach in den Niederlanden als erster Deutscher beim niederländischen Gedenktag zum Ende der Nazi-Besatzung. Er traf sich in Schweden mit dem Königspaar und wurde in Polen wie ein alter Bekannter empfangen. Am meisten Beachtung fand aber seine Israel-Reise im Mai. In Jerusalem gedachte er der Holocaustopfer, wandte sich aber auch der Tagespolitik zu: Er forderte Präsident Benjamin Netanjahu auf, bei der Siedlungspolitik ein Zeichen zu setzen und sprach sich für die Bildung eines Palästinenserstaates aus. Zum Abschluss seines Besuches reiste der Bundespräsident in die palästinensischen Autonomiegebiete und weihte eine Mädchenschule ein. "Gauck hat es geschafft, beide Seiten zufriedenzustellen", resümierte der Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, Abdallah Frangi, im Gespräch mit Süddeutsche.de.

(arie)

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Bundespräsident seit 100 Tagen im Amt:Konfliktfähigkeit

Deutsches Chorfest 2012

Quelle: dpa

Während seiner Reise nach Israel sorgte Gauck für Kontroversen - durch ein Wort, dass er nicht gesagt, ja möglicherweise absichtlich vermieden hat: "Staatsräson". Angela Merkel hatte diesen Begriff mehrmals im Zusammenhang mit dem Existenzrecht und der Sicherheit Israels bemüht.  War das Gaucks kleine Rache an der Kanzlerin, die ihn ursprünglich nicht als Bundespräsidenten wollte?

Für Diskussionen sorgte auch Gaucks Äußerung zur Rolle des Islams in Deutschland. "Der Islam gehört zu Deutschland" - diesen Satz hatte sein Vorgänger Christian Wulff geprägt:  Der neue Bundespräsident machte daraus in einem Gespräch mit der Zeit: "Die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland." Sind das schon zu viele Reibungspunkte nach knapp drei Monaten oder könnte Gauck noch ein bisschen zulegen? Was denken Sie?

(arie)

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Bundespräsident seit 100 Tagen im Amt:Integrität

Bundespraesident Gauck empfaengt Russlands Praesidenten Putin

Quelle: dapd

Joachim Gauck hat es als Bundespräsident nicht immer ganz leicht. Als erster Mann im Staat muss er sich an die diplomatischen Spielregeln halten und darf nicht mehr lospoltern wie zuvor. Seine Unterschrift für das Gesetz zum Euro-Rettungsschirm ESM lässt er deswegen - ganz nach Empfehlung des Bundesverfassungsgerichts - prüfen. Gespannt warteten seine Landsleute auch darauf, wie er mit ausgemachten Freiheitsgegnern wie Wladimir Putin oder Viktor Janukowitsch umgehen würde. Gaucks Antwort kam prompt: Um seinen Protest gegen die Misshandlung Oppositioneller in der Ukraine deutlich zu machen, sagte Gauck eine Reise in das Land ab. Auch ein Besuch in Moskau lässt auf sich warten - angeblich aufgrund von Terminschwierigkeiten.

(thos)

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Bundespräsident seit 100 Tagen im Amt:Spaßfaktor

DFB-Pokal - Borussia Dortmund - Bayern München

Quelle: dpa

"Olé, olé, olé" statt Deutschlandhymne: Als Dortmund im Mai den FC Bayern bezwang und Pokalsieger wurde, freute sich Joachim Gauck mit der Mannschaft. Joachim Gauck bewies an diesem Abend, dass er nicht nur gut reden, sondern auch feiern kann. Trotz Anzug sieht er dabei alles andere als steif aus. Was denken Sie?

(arie)

© Süddeutsche.de/mikö
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