Bundespräsident:Joachim Gauck - viel gereist, viel geredet

Als Bundespräsident ist Gauck viel herumgekommen in der Welt. Aufmerksamkeit bekam er vor allem für seine wegweisenden Reden. Seine Amtszeit in Bildern.

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Bundespräsident Joachim Gauck

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Als Bundespräsident ist Joachim Gauck viel herumgekommen in der Welt. Aufmerksamkeit bekam er vor allem für seine wegweisenden Reden. Seine Amtszeit in Bildern.

Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik. Er war als gemeinsamer Kandidat von Union, FDP, SPD und Grünen angetreten. Gauck war davor schon einmal als Kandidat nominiert worden, damals nur von SPD und Grünen. Knapp siegte aber Christian Wulff, der Kandidat der Union. Nach dessen Rücktritt wurde Gauck erneut zum Kandidaten.

Vereidigung Bundespräsident Gauck

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Joachim Gauck bei seiner Ansprache im Bundestag nach der Vereidigung am 23. März 2012. In seiner ersten Rede im Amt wandte er sich mit einem eindringlichen Appell gegen Extremisten: "Speziell zu den rechtsextremen Verächtern unserer Demokratie sagen wir in aller Deutlichkeit: Euer Hass ist unser Ansporn. Wir lassen unser Land nicht im Stich. Wir schenken euch auch nicht unsere Angst. Ihr werdet Vergangenheit sein und unsere Demokratie wird leben."

Bundespräsident Joachim Gauck

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Gauck kam viel herum während seiner Amtszeit. Er reiste unter anderem nach Peru, Polen, China, Indien und Griechenland. Hier ist er 2014 bei der Besichtigung der Shwedagon-Pagode in Rangun in Birma zu sehen. Der Staat öffnet sich seit einigen Jahren sachte, ein langsamer Demokratisierungsprozess setzte ein.

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Quelle: Gali Tibbon/AFP

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Sein erster Besuch als Bundespräsident führte ihn aber 2012 nach Israel. 50 Jahre nach der Aufnahme deutsch-israelischer Beziehungen besuchte er im Dezember 2015 erneut das Land. Die Hebräische Universität Jerusalem, gegründet auch von deutschen Emigranten, verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Gauck rang um Fassung, als er in seiner Dankesrede von seinem Manuskript abweichend frei redet: "Wenn dieses Gefühl, dass etwas Gutes wachsen kann, nachdem die Hölle ihren Rachen aufgetan hat, wenn dieses Gefühl eine menschenverbindende Wirklichkeit wird, dann ist das etwas sehr Schönes."

Gauck auf Staatsbesuch in Frankreich

Quelle: Wolfgang Kumm/dpa

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Arm in Arm mit dem Überlebenden Robert Hébras und dem französischen Präsidenten Francois Hollande. Gauck besuchte im September 2013 die Ruine der Dorfkirche von Oradour in Frankreich. Die Geste der Versöhnung war Teil von Gaucks zweitem Besuch in Frankreich. 1944 hatte die deutsche SS in dem französischen Dorf Oradour 642 Menschen, darunter 207 Kinder, bei lebendigem Leibe verbrennen lassen oder erschossen. Deutsche Verbrechen während der NS-Zeit sprach Gauck auch in Griechenland an und bat um Vergebung - ein Novum.

Bundespräsident Joachim Gauck und Daniela Schadt

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Nach Russland durfte er nicht, aber auch der Besuch der Volksrepublik China im März 2016 war für Gauck eine Reise in die kommunistische Vergangenheit. In der Parteihochschule überraschte der Gast aus Deutschland mit mehr als marxistischem Basiswissen, auch um zu fragen, wie denn die Herrschaft der Partei mit der Herrschaft des Rechts zu vereinbaren sei. Es war eine schwierige Gratwanderung - vor Studenten in Shanghai nahm er das Regime der DDR noch einmal kritisch auseinander. Gemeint war aber das China von heute.

Joachim Gauck

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Diese Rede schlug Wellen: Im Januar 2014 forderte Gauck in einer Ansprache vor der Münchner Sicherheitskonferenz über "Deutschlands Rolle in der Welt" mehr Mut zu einer aktiven deutschen Außenpolitik - eventuelle Militäreinsätze eingeschlossen. Deutschland könne sich nicht um seine Verantwortung drücken, wenn es um die Verteidigung von Menschenrechten und die Beilegung von Konflikten gehe. Gauck tat mit der Rede das, was ein Bundespräsident idealerweise tut: Er trat eine Debatte los. Sie brachte ihm Anerkennung, aber auch den Vorwurf der Kriegstreiberei ein.

U.S. President Barack Obama meets German President Joachim Gauck in the Oval Office of the White House in Washington

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Ein ostdeutscher Pastor im Oval Office des Weißen Hauses: Für Joachim Gauck wurde mit der Einladung von US-Präsident Barack Obama im Oktober 2015 ein Lebenstraum wahr. Ein Traum, der für den DDR-Bürger Gauck jahrzehntelang nur eine Träumerei sein konnte. "Deutschlands besten Freund" nannte er nun die Vereinigten Staaten von Amerika.

Gottedienst vor 100. Jahrestag des Massakers an Armeniern

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Einen eigenen geschichtspolitischen Akzent setzte Gauck im Umgang mit den Massakern an den Armeniern im Osmanischen Reich. Aus Rücksicht auf türkische Befindlichkeiten vermied die Bundesregierung bislang die Bezeichnung "Völkermord". Gauck wich 2015 in seiner Rede zum 100. Jahrestag der Ereignisse von dieser Linie ab und sprach deutlich vom "Völkermord an Armeniern" - wie danach dann auch der Bundestag. Die Türkei reagierte verärgert: Sie werde dem Bundespräsidenten die Rede "nicht vergessen und nicht verzeihen", erklärte das Außenministerium in Ankara.

Bundespräsident Gauck besucht Jordanien

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Seine Rede anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2015 widmete er der aktuellen Flüchtlingsproblematik und zog dabei Parallelen zur Deutschen Einheit. Auch die Vereinigung von Ost- und Westdeutschland sei eine Aufgabe für Generationen, sagte Gauck. Die friedliche Wiedervereinigung habe gezeigt: "Wir Deutschen können Freiheit."

"Doch anders als damals soll nun zusammenwachsen, was bisher nicht zusammengehörte." Heute müssten viel größere Distanzen überwunden werden als zwischen Ost- und Westdeutschen, die eine Sprache und eine gemeinsame Kultur und Geschichte gehabt hätten. Deswegen forderte Gauck Zeit und Geduld für diesen Prozess.

Hier ist er im Dezember 2015 mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt in einem Flüchtlingslager in Jordanien.

25 Jahre 'Friedliche Revolution'

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In der Flüchtlingskrise bezog Gauck eine Sowohl-als-auch-Position. Er brachte sie auf den Nenner: "Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich." Die Aufnahmekapazität sei bei allem guten Willen begrenzt, "auch wenn noch nicht ausgehandelt ist, wo diese Grenzen liegen". Kritiker hätten sich ein beherzteres Eintreten für Flüchtlinge gewünscht. Gauck verwies auf seine Sorge vor einer gesellschaftlichen Spaltung und einem Erstarken rechter Kräfte. Auch dafür fand Gauck einen Begriff, der aufhorchen ließ: Er sprach von einem "Dunkeldeutschland", in dem Fremde angefeindet würden. Bei einem Besuch im sächsischen Bautzen wurde er dann ausgebuht und als "Volksverräter" beschimpft. Hier spricht er beim 25. Jubiläum der "Friedlichen Revolution" in Leipzig.

German President Gauck leaves after a statement at the presidential residence Bellevue Palace in Berlin

Quelle: REUTERS

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Am 6. Juni 2016 kündigte Gauck im Schloss Bellevue an, nicht noch einmal für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren zu wollen. Er übe das Amt "mit Respekt und Freude aus". Es gehe ihm gut, jedoch sei ihm bewusst, dass die "Lebensspanne zwischen dem 77. und dem 82. Lebensjahr eine andere" sei als jene, "in der ich mich jetzt befinde". Er wolle nicht eine "Vitalität voraussetzen, für die ich nicht garantieren kann".

© SZ.de/dayk/odg
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