Bundespolitik: Abstimmung:Wer ist Ihr Polit-Star 2009?

Der Wahlsieg der Kanzlerin, Chefdiplomat Westerwelle oder Sigmar Gabriels Versuch, die Genossen über der Zwanzig-Prozent-Marke zu halten - wer hat Sie 2009 beeindruckt und von wem sind Sie enttäuscht? Mit Vote

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Bundespolitik: Abstimmung:Sigmar Gabriel

Politiker des Jahres Sigmar Gabriel, ddp

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Mit Höhen und Tiefen kennt sich der neue SPD-Chef Sigmar Gabriel aus. Zu welcher Kategorie sein neues Amt allerdings gehört, muss sich noch erweisen. Die Partei wählte den ehemals jüngsten Ministerpräsidenten Deutschlands jedenfalls mit einem Rekordergebnis - allerdings auch mangels Alternative. Zwischendurch ist "Siggi Pop", der Individualist mit dem großen Mundwerk, den Genossen nämlich auch immer wieder auf die Nerven gegangen. Nun soll er der Partei aus der Krise helfen.

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Bundespolitik: Abstimmung:Karl-Theodor zu Guttenberg

Politiker des Jahres Karl-Theodor zu Guttenberg dpa

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Noch im November wäre die Abstimmung nur eine Formalie gewesen: Wer hätte den Krawattenmann des Jahres, den Erststimmenkönig, den beliebtesten Politiker und frischgebackenen Verteidigungsminister übertrumpfen können? Karl-Theodor zu Guttenberg stieg binnen Jahresfrist vom CSU-Generalsekretär zum Wirtschaftsminister und Shootingstar der Bundespolitik auf, doch im November begann sein Stern zu sinken: Mit Philipp Rösler und Kristina Köhler kamen noch jüngere Politiker ins Kabinett und in der Aufarbeitung des Bombardements von Kundus machte der 38-Jährige auf einmal keine gute Figur mehr. Nun soll ein Untersuchungsausschuss herausfinden, was in Nordafghanistan geschah und welche Version die richtige ist: Guttenbergs oder jene von Ex-Generalinspekteur Schneiderhan. Für den Spiegel ist KT bereits "entzaubert" - mal sehen, ob die sueddeutsche.de-User das ähnlich sehen.

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Bundespolitik: Abstimmung:Horst Köhler

Politiker des Jahres Horst Köhler, AP

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Er hatte 2009 Grund zur Freude: Am 23. Mai bestätigte die Bundesversammlung Horst Köhler im Amt des Bundespräsidenten. Wie schon 2004 war seine Gegnerin Gesine Schwan - denn die SPD beharrte auf einer eigenen Kandidatin. Die Linkspartei zog mit dem Schauspieler Peter Sodann ins Feld. Mit den Stimmen von Union, FDP und den Freien Wählern reichte es dann doch für Köhler schon im ersten Wahlgang mit 613 Stimmen - exakt so viel wie nötig. Die einzige Panne: Noch bevor Köhlers Sieg offiziell verkündet wurde, hatten ihn einige Bundestagsabgeordnete bereits getwittert.

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Bundespolitik: Abstimmung:Kristina Köhler

Politiker des Jahres Kristina Köhler Getty

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Schlüsselqualifikation: Hessin. Damit auch nach dem Rücktritt von Arbeitsminister Franz Josef Jung jemand aus dem hessischen Landesverband am Kabinettstisch sitzt, zauberte Angela Merkel die junge und ehrgeizige Bundestagsabgeordnete Kristina Köhler als Familienministerin aus dem Hut. Köhlers Themen waren zuvor Integration und Extremismus gewesen. Die 32-jährige Christdemokratin hat einen Doktortitel in Politikwissenschaften und twittert.

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Bundespolitik: Abstimmung:Agnes Krumwiede

Politiker des Jahres Agnes Krumwiede

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"Wir haben es in der Hand, eine phantasievollere Gesellschaft zu fördern", zwitscherte Bundestags-Neuling Agnes Krumwiede aufgeregt bei ihrer ersten Rede für die Grünen im Parlament. Die 32-jährige Ingolstädter Pianistin war noch nicht an ihrem Platz zurück, als es ihr offenbar schon gelungen war, die Phantasie anzuregen. Von Jürgen Trittin, der den Blick gar nicht von ihrer hübschen Kehrseite im lila Minirock wenden wollte. Nun denn, auf gute Zusammenarbeit.

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Bundespolitik: Abstimmung:Oskar Lafontaine

Politiker des Jahres Oskar Lafontaine dpa

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2009 war politisch ein gutes Jahr für den umtriebigen Oskar Lafontaine: Bei der Bundestagswahl wurde die Linkspartei mit 11,9 Prozent viertstärkste Kraft. In seiner Heimat im Saarland landete sie bei den Landtagswahlen mit 21,3 Prozent sogar an dritter Stelle. Doch als sie trotzdem nicht an die Regierung kam, lehnte Lafontaine den Fraktionsvorsitz ab. Gesundheitlich hatte er jedoch Probleme: Lafontaine musste sich wegen Prostatakrebs operieren lassen.

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Bundespolitik: Abstimmung:Angela Merkel

Politiker des Jahres Angela Merkel ddp

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Bei der Bundestagswahl 2009 hat Angela Merkel mit vier Jahren Verspätung endlich die Koalition zustande gebracht, die sie sich schon vier Jahre zuvor gewünscht hatte. Trotzdem erweckte sie den Eindruck, dass ihr die geschwächten Sozialdemokraten lieber wären als die überaus selbstbewussten Liberalen. Nach ihrem Sieg gab sie sich jedoch alle Mühe, schnell die neue Regierung aufzustellen und konzentriert zu arbeiten. Das Debakel beim Klimagipfel in Kopenhagen und die Kundus-Affäre stellten den großen Triumph der Kanzlerin bald wieder in den Schatten.

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Bundespolitik: Abstimmung:Franz Müntefering

Politiker des Jahres Franz Müntefering, ddp

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Sein Rückzug vom Parteivorsitz war nicht Franz Münteferings erster Anlauf, der Politik den Rücken zu kehren. Doch ein weiteres Comeback scheint unwahrscheinlich: "Wir waren die von gestern", sagte er in seiner Abschiedsrede. Im Laufe seiner Karriere war Müntefering unter anderem Parteivorsitzender, Fraktionsvorsitzender und Arbeitsminister. Mit ihm verlässt einer der wichtigsten Sozialdemokraten die politische Bühne.

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Bundespolitik: Abstimmung:Andrea Nahles

Politiker des Jahres Andrea Nahles ddp

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Ohne sie geht nichts in der SPD. Der Meinung waren zumindest viele Kommentatoren und wahrscheinlich auch Andrea Nahles selbst. Als Generalsekretärin wollte sie, als sich die SPD nach der verlorenen Bundestagswahl neu aufstellte, eine Art Nebenparteivorsitzende und linke Kontrollinstanz für Parteichef Sigmar Gabriel werden. Ihr schlechtes Wahlergebnis von nicht einmal 70 Prozent stutzte Nahles auf Normalmaß zurück. Doch mit 39 Jahren hat die Rheinländerin noch Zeit zu beweisen, dass die SPD sie braucht.

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Bundespolitik: Abstimmung:Günther Oettinger

Politiker des Jahres Günther Oettinger, dpa

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Vier Jahre war Günther Oettinger Ministerpräsident von Baden-Württemberg. In dieser Zeit trank er Bier aus Herrenhalbschuhen, wurde mit einer Brille aus Teesieben fotografiert und bescheinigte dem ehemaligen NS-Marinerichter und späteren Ministerpräsidenten Hans Filbinger, ein Widerstandskämpfer gewesen zu sein. Beliebt machte er sich damit weder in Baden-Württemberg noch im Rest der Republik. Angela Merkel schickte Oettinger nach Brüssel, doch von dort kam viel Kritik an der "parteiinternen Entsorgungsaktion", weshalb Oettinger künftig nur das wenig bedeutende Energieressort betreuen darf.

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Bundespolitik: Abstimmung:Cem Özdemir

Politiker des Jahres Cem Özdemir, dpa

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Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir hat während seiner Abgeordnetenzeit in Straßburg außer seinem dichten Haupthaar auch überdimensionale Koteletten gepflegt - gut so. Denn wenn es im Leben hart kommt, tut ein dickes Fell gut. Özdemirs Partei fuhr bei der Bundestagswahl das beste Ergebnis ihrer Geschichte ein, doch der Schwabe verpasste den Einzug ins Parlament. Einige Monate zuvor wollte Özdemir in die USA einreisen und war den bärbeißigen Grenzbeamten offenbar so suspekt, dass sie ihn zur "Überprüfung" so lange festhielten, bis das US-Außenministerium auf Bitten der Botschaft eingriff. Einfach zum Haareraufen. Aber davon hat er ja genug.

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Bundespolitik: Abstimmung:Philipp Rösler

Politiker des Jahres Philipp Rösler, dpa

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Als Nachfolger der zuletzt wenig glücklich agierenden SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt wurde lange Ursula von der Leyen gehandelt. Doch statt der beliebten Familienministerin darf sich nun Philipp Rösler mit Ärzte-, Pharma- und Versicherungslobby herumschlagen. Doch muss der einstige Wirtschaftsminister Niedersachsens Widerstand fürchten. Er setzt sich für ein Ende der paritätischen Gesundheitsfinanzierung, für eine Kopfprämie und mehr Wettbewerb ein.

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Bundespolitik: Abstimmung:Jürgen Rüttgers

Politiker des Jahres Jürgen Rüttgers, dpa

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Während seiner vier Jahre als Ministerpräsident im einstigen Bergbauland Nordrhein-Westfalen hat sich Jürgen Rüttgers geschickt als "Arbeiterführer" inszeniert. Die Opposition wirft Rüttgers jedoch vor, Steuergeld für eine Image-Kampagne zu missbrauchen. Eine weitere Facette fügte Rüttgers seinem Image während eines Auftritts im NRW-Kommunalwahlkampf hinzu. Mit Blick auf die Verlagerung der Nokia-Produktion ins Ausland wetterte er gegen Rumänen: "Sie kommen und gehen, wann sie wollen, und wissen nicht, was sie tun."

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Bundespolitik: Abstimmung:Wolfgang Schäuble

Politiker des Jahres Wolfgang Schäuble, dpa

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Als Innenminister hat sich Wolfgang Schäuble in Merkels erstem Kabinett bei Datenschützern und Liberalen wenig Freunde gemacht hat. Nun muss er als Finanzminister den in Zeiten von Finanz-, Wirtschafts- und Haushaltskrise wohl schwersten Job im Kabinett übernehmen. Als erste wichtige Amtshandlung durfte Schäuble gleich die höchste Neuverschuldung in der Geschichte der Bundesrepublik verkünden - und muss fortan erklären, warum er 2010 jeden vierten Euro auf Pump ausgibt.

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Bundespolitik: Abstimmung:Horst Seehofer

Politiker des Jahres Horst Seehofer, dpa

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Das Jahr 2009 begann für den CSU-Chef stürmisch und es endet stürmisch: Die Bild-Zeitung nannte Horst Seehofer einen "politischen Pyromanen". Dabei schienen die Christsozialen unter seiner Führung eigentlich wieder die Alten zu sein: Bei der Europawahl kamen sie auf knapp 50 Prozent. Doch als Seehofer im Bundestagswahlkampf vor allem gegen die FDP stänkerte und keiner mehr wusste, wie seine Pirouetten zu deuten seien, begann der Abschwung: Mit 42,5 Prozent schnitt die CSU so schlecht ab wie nie zuvor. Immerhin konnte der Ingolstädter in Berlin drei Ministerämter für die Bayern heraushandeln - und Guido Westerwelle das Du abtrotzen. Doch zum Jahresende kam es knüppeldick: Die Skandalbank Hypo Alpe Adria, eine Tochter des Sorgenkinds BayernLB, sorgte für Milliardenverluste. Und Seehofer kann von vorne beginnen, seine Partei zu beruhigen und zu einen.

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Bundespolitik: Abstimmung:Frank-Walter Steinmeier

Politiker des Jahres Frank-Walter Steinmeier

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Mit Frank-Walter Steinmeier fuhren die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl das schlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte ein: 23 Prozent. Eigentlich ein Rücktrittsgrund - doch die SPD hat eine derart dünne Personaldecke, dass sie sich derartigen Verschleiß nicht mehr leisten kann. So wurde Steinmeier nach der Wahl Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag. In Erscheinung trat er seitdem kaum.

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Bundespolitik: Abstimmung:Thorsten Schäfer-Gümbel

Politiker des Jahres Thorsten Schäfer-Gümbel dpa

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TSG ist der wohl sympathischste Verlierer des Jahres 2009. Nicht einmal 24 Prozent erreichte die SPD mit Thorsten Schäfer-Gümbel als ihrem Spitzenkandidaten bei der hessischen Landtagswahl. Die Verantwortung für das miese Ergebnis übernahm jedoch seine Vorgängerin Andrea Ypsilanti. Schäfer-Gümbel ist seitdem Fraktionsvorsitzender und Landesparteichef in Hessen - und vermutlich vor allem aufgrund seines Doppelnamens über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

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Bundespolitik: Abstimmung:Sahra Wagenknecht

Politiker des Jahres Sahra Wagenknecht dpa

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Wagenknecht, die bislang in der Linkspartei als Außenseiterin galt, ist 2009 endgültig im Herzen der Linken angekommen: Die 40-Jährige zieht im Oktober in den Bundestag ein und wird wirtschaftspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Auch die Presse ist von ihr begeistert und beschreibt sie regelmäßig als schön und intellektuell. Gegenüber der SPD bleibt Wagenknecht hart: Eine "Anbiederung", wie etwa der Berliner Parteifreunde, die zusammen mit der SPD Sozialleistungen kürzten, lehnt sie ab.

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Bundespolitik: Abstimmung:Guido Westerwelle

Politiker des Jahres Guido Westerwelle dpa

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Guido Westerwelle führte die FDP 2009 nach elf Jahren auf der Oppositionsbank zurück in die Regierung - und das mit dem besten Ergebnis in der Geschichte der Partei. Als Vizekanzler der Regierung Merkel konnte er sich einen Posten im Kabinett aussuchen und entschied sich wenig überraschend für das Außenministerium. Gleich bei seiner ersten Pressekonferenz im neuem Amt weigerte er sich, eine Frage auf Englisch zu beantworten. Seitdem geht Westerwelle aber so sehr in dem Amt auf, dass die Liberalen bereits fürchten, er könnte die Partei vernachlässigen.

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Texte: sueddeutsche.de/woja/bavo/rasa/sukl/mati

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