Christian Lindner ist bekannt als guter Analytiker. Wenn er sagt, Union, SPD und die Grünen, "das ist im Grunde doch alles eine Sauce", dann ist das natürlich fast unzulässig vereinfachend. Aber Lindner trifft damit eine Stimmung, die sich unter den Wählern zunehmend verbreitet. Die Frage ist nur, ob der FDP-Chef mit dem zweiten Teil seiner Analyse Recht hat: "Den Unterschied machen wir."
Zur Zeit sind die Liberalen eine Partei im Projektstatus, angekommen im Zwischenreich von Hoffen und Bangen. Was das Hoffen angeht: In fünf Wahlen hintereinander hat die FDP zugelegt, in Rheinland-Pfalz reicht es sogar zur Regierungsbeteiligung. Und Lindner hat auf dem Parteitag die Fehler seiner Vorgänger klar benannt: "Wir werden nie wieder Funktionspartei sein, weil wir eine Überzeugungspartei sind."
Doch da beginnt auch schon das Bangen. Denn wofür die FDP in Zukunft stehen soll, wurde auch in Berlin nicht deutlich. Wie schon in der Ära von Guido Westerwelle, scheint die Partei unter ihrem Vorsitzenden Christian Lindner eine "Ein-Mann-Show" zu sein.
Ob sich die FDP dennoch verändert hat, das kann sie nur in der Praxis zeigen, durch gute und verlässliche Politik. In Volker Wissing, künftig Vizeregierungschef in Rheinland-Pfalz, haben die Liberalen auch den richtigen Mann dafür. Er könnte aus der Projekt- eine Programmpartei machen.