Süddeutsche Zeitung

Bundeskriminalamt:Früherer BKA-Chef Horst Herold ist tot

  • Der ehemalige Präsident des Bundeskriminalamts, Horst Herold, ist tot.
  • Er starb im Alter von 95 Jahren nach einer schweren Krankheit.
  • Er trug durch sein großes kriminalistisches Verständnis dazu bei, die Mitglieder der ersten und zweiten RAF-Generation zu fassen.

Horst Herold, BKA-Chef von 1971 bis 1981, der als oberster Fahnder gegen die Rote Armee Fraktion (RAF) bekannt wurde, ist tot. Das teilte seine Familie der Süddeutschen Zeitung mit. Herold entwickelte die Rasterfahndung und das polizeiliche Suchsystem Inpol sowie Analysen, die man heute "Profiling" nennt. Er starb nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 95 Jahren.

Mit der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer am 5. September 1977 begann der sogenannte Deutsche Herbst, der Höhepunkt des Kampfes der RAF gegen den deutschen Staat und seine Repräsentanten - eine Zeit der Entführungen, der Erpressungen und der terroristischen Morde. Horst Herold, damals BKA-Chef, wurde in der deutschen Öffentlichkeit zum Gesicht des Antiterrorkampfes. Herold erkannte die Möglichkeiten des Computers und der Datennetze schon damals.

Durch seine Arbeit brachte er Mitglieder der ersten und zweiten RAF-Generation ins Gefängnis. Ein Fahndungspanne, die er nicht zu verantworten hatte, verhinderte, dass Schleyer befreit wurde. Das Hochhaus in Erfstadt-Liblar bei Köln, in dem Schleyer gefangen gehalten wurde, erfüllte mehrere Kriterien, die für konspirative Wohnungen der RAF typisch waren. Doch der richtige Hinweis eines Polizisten landete in der falschen Ablage.

Ein Fehler bei den Schleyer-Ermittlungen quälte ihn

Schleyer wurde von der RAF schließlich am 18. Oktober erschossen. Wohl aus Rache dafür, dass die Freipressung der inhaftierten RAF-Kader Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe gescheitert war. Kanzler Helmut Schmidt hatte den Forderungen der zweiten RAF-Generation, die Inhaftierten freizulassen, nicht nachgegeben. Selbst als vier palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine Landshut entführten und ebenfalls die Freilassung von Baader, Ensslin und Raspe forderten, blieb Schmidt hart. Nachdem die Geiseln befreit worden waren, realisierten die drei, dass sie nicht freikommen würden und nahmen sich in ihren Zellen das Leben. Als die Schleyer-Entführer davon erfuhren, töteten sie schließlich Schleyer. Wer die Schüsse abgab, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt.

Herold quälte das Wissen darum, dass Schleyer hätte befreit werden können, bis ins hohe Alter. 1981, im Alter von 58 Jahren, wurde er zwangsweise in den Ruhestand geschickt - der damalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) wollte an Herold ein liberales Exempel gegen den Datenwahn statuieren.

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SZ.de/mane/fued
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