Auf sehr persönliche Art hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Abschied von Helmut Schmidt genommen. Bei einer Pressekonferenz in Berlin berichtete sie, wie sie als kleines Mädchen mit der Familie im Februar 1962 in der DDR vor dem Radio saß, in Sorge um die Verwandten in Hamburg, Merkels Großmutter und ihre Tante. Eine Sturmflut hatte weite Teile der Hansestadt überschwemmt, mehr als 300 Menschen kamen damals ums Leben. Doch Merkel erzählte nicht nur von ihrer Sorge, sondern auch von Vertrauen. Vom Vertrauen in Helmut Schmidt, den damaligen Hamburger Innensenator. Vom Vertrauen, "dass er die Lage in den Griff bekommt".
Merkel, die wie Schmidt in Hamburg geboren wurde, würdigte den Altkanzler als "politische Institution dieser Bundesrepublik" und als Instanz für sie persönlich, "dessen Rat und Urteil mir etwas bedeuteten". Zum letzten Mal habe sie Schmidt vor einem Jahr in dessen Hamburger Wohnhaus besucht. Sie hob seine "hanseatisch-schnörkellose Sprache" hervor und seine "natürliche Autorität". Aus Wertschätzung und Respekt für den Kanzler Schmidt sei "tiefe Zuneigung" geworden.
Merkel lobte Schmidts Einsatz für die europäische Integration und seine Rolle als Begründer der G-7-Gruppe der führenden Wirtschaftsnationen. "Wir gedenken heute auch eines der Väter der Gipfeldiplomatie", sagte Merkel. Doch Schmidt habe sich nicht nur als Politiker hervorgetan, sondern auch als unabhängiger Geist und Publizist. "Er hat sich um unser Land verdient gemacht", sagte Merkel am Ende ihres kurzen Nachrufs. "Wir werden das nie vergessen."