Bundeskanzlerin:Abschied im Museum

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"Es handelt sich um Menschen": Angela Merkel am Donnerstag im Auswandererhaus. (Foto: Getty)

Am Mittwoch Burgund, am Donnerstag Bremerhaven. Die Kanzlerin auf Abschiedstour - und zu Besuch im Deutschen Auswandererhaus. Mit einer klaren Botschaft.

Am Mittwoch Burgund, am Donnerstag Bremerhaven. Am Mittwoch Emmanuel Macron, am Donnerstag Andreas Bovenschulte. Am Mittwoch Abschied von Frankreichs Präsidenten, am Donnerstag Abschiedstour im Bundesland Bremen. Als scheidende Kanzlerin hat man ziemlich viel Stress in diesen Tagen. Ihr ausdrücklicher Wunsch war es gewesen, dort das Deutsche Auswandererhaus zu besuchen. Das Haus inszeniere Ein- und Auswanderungsgeschichten lebensnah und rücke dabei jeden einzelnen Menschen in den Vordergrund: "Das ist der richtige Weg", sagte Merkel.

Erneut warb sie für eine menschliche Migrationspolitik. Es seien nicht "die" Afghanen oder "die" Syrer, die nach Deutschland kämen, "es handelt sich um Menschen, es geht immer um einzelne Menschen, die kommen. Migration und Bewegung über den Globus sind etwas, das zu der globalen Geschichte dazugehört", sagte Merkel weiter. Bremens Regierungschef Bovenschulte (SPD) hatte zuvor Merkels Position in Fragen der Zuwanderung gewürdigt. Sie habe eine "klare menschliche Haltung eingenommen". Merkel war zuletzt zum Europawahlkampf 2014 im Deutschen Auswandererhaus und trug sich damals wie jetzt auch ins Gästebuch des Museums ein.

7,2 Millionen Deutsche wanderten einst aus

Ursprünglich befasste sich das 2005 eröffnete Museum mit den Ursachen der Auswanderung von mehr als sieben Millionen Menschen, die zwischen 1830 und 1974 über Bremerhaven in die "Neue Welt" zogen. Sie sahen in ihrer Heimat keine Perspektive mehr und wollten sich hauptsächlich in den USA eine neue Existenz aufbauen. In emotional inszenierten Lebensläufen dokumentiert das Haus das Schicksal vieler Migranten und versucht so, ihre Ängste und Hoffnungen nachvollziehbar darzustellen. Um das zu verstärken, können Besucher für die Zeit des Rundgangs in die Identität eines Aus- und eines Einwanderers schlüpfen.

Als vor neun Jahren der erste Anbau dazukam, wurde damit begonnen, auch die deutsche Einwanderungsgeschichte zu thematisieren. Außer Bovenschulte und Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) hatten etwa hundert Schaulustige die Kanzlerin mit Applaus und Trillerpfeifen vor dem Museum begrüßt. Am Mittwoch in Beaune war Merkel von einer begeisterten Menschenmenge empfangen worden, es gab Willkommensrufe auf Deutsch und auch Gesang. Auch am Tag danach zeigte sich Merkel volksnah und hatte sichtlich gute Laune. Vielleicht doch kein Stress?

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