Mehr Asylbewerber
Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland wird im kommenden Jahr laut einer Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge noch einmal steigen. "Wir rechnen bisher im nächsten Jahr mit 200 000 Erstanträgen und 30 000 Folgeanträgen", sagte der Präsident des Bundesamtes, Manfred Schmidt. Von Januar bis November 2014 gab es in Deutschland insgesamt 181 453 Asylanträge, davon waren 155 472 Erstanträge und 26 026 Folgeanträge.
Mehr Erstaufnahmeeinrichtungen
2014 war es in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu teils chaotischen Zuständen gekommen. Auch die Behörden waren angesichts des verstärkten Flüchtlingsstroms völlig überlastet. Dazu soll es allerdings nicht mehr kommen, sagt Schmidt. So sollen bundesweit in den kommenden Monaten zwölf neue Erstaufnahmeeinrichtungen geschaffen werden. Als erste soll im Januar die Einrichtung im bayerischen Deggendorf den Betrieb aufnehmen. Schmidt sagte, man habe aus der Situation in diesem Jahr gelernt.
Sollten wider Erwarten weniger Flüchtlinge kommen, müssten manche Erstaufnahmeeinrichtungen und Bundesamts-Außenstellen trotzdem gehalten werden. "Die Freiwillige Feuerwehr bauen wir ja auch nicht erst auf, wenn die Hütte schon brennt", sagte Schmidt. Es gebe bestimmte Kosten, die aufgewendet werden müssen, um nicht wieder in eine solche Situation zu kommen.
Mehr Mitarbeiter
Außerdem sollen sich künftig zusätzliche Mitarbeiter um die Anträge der Asylsuchenden kümmern. Bis zum Jahresende werden 300 neue Angestellte die Arbeit aufnehmen. Im Laufe des nächsten Jahres kommen weitere 350 hinzu. "Sie werden im Sommer so weit sein, dass sie alleine Anhörungen durchführen können", erklärte der Bundesamts-Chef.
Schmidt hofft, dass sich mit den zusätzlichen Mitarbeitern die Dauer der Asylverfahren reduzieren lässt. Die Bundesregierung hatte das Ziel ausgegeben, die durchschnittliche Verfahrensdauer von momentan etwa sieben Monaten auf drei zu verkürzen. "Wenn die Entwicklungen so eintreffen, wie wir hoffen, werden wir Mitte des Jahres bei unter sieben Monaten sein", sagte Schmidt. "Am Ende der Legislaturperiode auf drei Monate zu kommen, das wäre gut." Derzeit liegen bei der Behörde jedoch noch 163 000 offene Verfahren. 15 000 davon sind älter als zwei Jahre.
Kritik von "Pro Asyl"
Die Menschenrechtsorganisation "Pro Asyl" hat angesichts der Prognose des Bundesamtes kritisiert, dass Deutschland sich verstärkt abkapsele. "Die Flucht nach Europa wird zunehmen, und gleichzeitig steigt auch die Bemühung Deutschlands, sich abzuschotten", sagte der Geschäftsführer von "Pro Asyl", Günter Burkhardt. Ihnen mit neuen Erstaufnahmeeinrichtungen und zusätzlichen Mitarbeitern in der Asyl-Behörde zu begegnen, bringe zwar kurzfristig Entspannung. "Wir brauchen aber ein Integrationskonzept und nicht ein Konzept, wie wir Obdachlosigkeit vermeiden."