Süddeutsche Zeitung

Bürgerschaftswahl in Hamburg: Die Plakate:Teufelshörner und rote Nasen

Kreative Kritzeleien soweit das Auge reicht: Viele der Wahlplakate, die in Hamburg hängen, wurden noch etwas verziert - mit politischen Botschaften, aber auch mit modischen Ratschlägen.

Oliver Das Gupta

Kreative Kritzeleien, soweit das Auge reicht: Viele der Wahlplakate, die in Hamburg hängen, wurden noch etwas verziert - mit politischen Botschaften, aber auch mit modischen Ratschlägen. Hätten Sie ihn hier erkannt? Dieses Auge gehört SPD-Kandidat Olaf Scholz. Bei dem früheren Bundesarbeitsminister hat sich ein unbekannter Zeichner besonders große Mühe gegeben. Er hat ihm nicht nur Teufelshörner gemalt...

... sondern ihm quasi auch noch Unappetitliches in den Mund gelegt. Über dem großflächigen Plakat, das am U-Bahnhof Feldstraße in St. Pauli zu sehen ist, steht in großen Buchstaben: "Menschenfresser" - eine eindeutige Botschaft.

Doch nicht nur die SPD kam bei den Plakatkritzlern schlecht weg. Diese Hände gehören CDU-Spitzenkandidat Christoph Ahlhaus, dem auf dem nachträglich hinzugefügten Aufkleber Ungeheuerliches unterstellt wird.

Ebenfalls beliebtes Zeichenmotiv bei dieser Bürgerschaftswahl: die rote Nase. Auch da bekommen CDU und SPD gleichermaßen ihr Fett weg. Nicht nur CDU-Spitzenkandidat  Ahlhaus bekam ein Näschen verpasst (im Bild), sondern auch SPD-Kandidat Olaf Scholz.

"Flora bleibt" klebt auf dem Mund von FDP-Kandidatin Katja Suding. Gemeint ist wohl die "Rote Flora", das linksautonome Zentrum im Hamburger Schanzenviertel. Dort findet am Abend übrigens eine besondere Party statt -  die der Nicht-Wähler.

Für diese junge Dame, die auf dem Grünen-Plakat zu sehen ist, gab es einen nicht sehr charmant aussehenden Bart. Gerne gezeichnet wurden runde gezwirbelte Bärte wie auf diesem Bild, aber auch die zackige Variante, die an Kaiser Wilhelm erinnert.

Auch diese Variante - die den einen an Charlie Chaplin, den anderen wohl eher an einen anderen berüchtigten Barträger erinnert - findet sich häufiger in der Hansestadt. Hier wurde ein SPD-Kandidat verunstaltet.

"Kohle ist jetzt grün": Manch ein Wahlplakat wurde mit eigenen Aufklebern verziert. Hier werden die Grünen an ein Reizthema der vergangenen Wahl erinnert. Damals titelten sie im Wahlkampf "Kohle von Beust" und stellten in Aussicht, den Bau des Kohlekraftwerks Moorburg zu verhindern. In der Regierung angekommen, konnten die Grünen das Großprojekt aber nicht stoppen - und sehen sich nun allerlei Häme ausgesetzt.

Auch hier war jemand besonders kreativ: "Danke für Moorburg" ist auf dem Aufkleber zu lesen, der unter dem Konterfei des GAL-Kandidaten pappt. Dieser Aufkleber, der - angeblich - vom Stromkonzern Vattenfall stammt, haut in dieselbe Kerbe. Inzwischen ist der falsche Vattenfall-Schriftzug ürigens überklebt. Nun wird appelliert, seine Stimmen den Grünen zu geben, um damit eine SPD-Alleinherrschaft zu verhindern.

Bisweilen bekritzeln die Passanten die Plakate nicht nur mit politischen Kommentaren, sondern geben sogar modische Ratschläge: "Coole Typen tragen keine Palästinsnertücher" ist auf diesem Plakat der Piratenpartei zu lesen.

Dieses Plakat stammt abermals von der Piratenpartei und richtet sich an Wähler mit türkischen Wurzeln. Darauf wird - frei übersetzt - für mehr soziales Vertrauen statt Terrorhysterie und gespielte öffentliche Sicherheit geworben.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1062507
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
odg/dmo
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.