Bürgerschaft - Hamburg:Studie sieht soziale Ungleichheit durch Corona verschärft

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Freiwillige Helfer verteilen Nahrungsmittel an Bedürftige. Foto: Markus Scholz/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa/lno) - Die Schere zwischen Arm und Reich wird laut einer Studie in Hamburg durch Corona weiter auseinandergehen. Ob Löhne, Vermögen, Bildung oder Gesundheit - "überall deutet sich eine verschärfte soziale Ungleichheit als Folge der Corona-Pandemie an", sagte am Donnerstag René Böhme vom Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen, der das Gutachten für die Bürgerschaftsfraktion der Hamburger Linken erstellt hat.

Quasi wie ein Brennglas verstärke die Krise bestehende Entwicklungen. "Das ist keine neue soziale Ungleichheit, sondern es ist eine verschärfte soziale Ungleichheit, die auch schon vor der Pandemie bestand."

Zudem zeige sich eine "Disproportionalität zwischen öffentlicher Armut durch die Aufnahme von Schulden und gleichzeitig einer deutlichen Zunahme von privatem Reichtum." Bei den Löhnen hätten an- und ungelernte Arbeitnehmer Einbußen von fünf beziehungsweise zehn Prozent hinnehmen müssen, während es in der obersten Leistungsgruppe, den herausgehobenen Führungskräften, in Hamburg sogar Zugewinne gegeben habe. Diese Ungleichheit im Lohnbereich sei in der Hansestadt im bundesweiten Vergleich besonders stark ausgeprägt, sagte Böhme.

In puncto staatliche Hilfen hätten Kinderbonus und Kurzarbeiterregelung der sozialen Ungleichheit entgegengewirkt, während von der Mehrwertsteuersenkung vor allem Menschen mit Geld, das sie ausgeben konnten, profitiert hätten.

"Mit dieser Studie wollen wir Fakten liefern", sagte Fraktionschefin Cansu Özdemir. Die soziale Dimension der Pandemie müsse in den Mittelpunkt gerückt werden, "um künftig Menschen davor zu schützen, weiter abgehängt zu werden".

Zu Bewältigung der Corona-Folgen müssten "die Reichen zur Kasse gebeten werden", forderte die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, Stephanie Rose. "Wir fordern als Linke eine Vermögensabgabe, um die Krisen-Kosten bezahlen zu können, und wir fordern auch die Wiedereinführung der Vermögenssteuer." Zudem brauche es "eine behördenübergreifende Anti-Armutsstrategie und den Ausbau sozialräumlicher und quartiernaher Beratungs- und Unterstützungsstrukturen".

© dpa-infocom, dpa:210722-99-481536/3

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