Bürgerschaft - Hamburg:Rot-Grün in Hamburg vor schwierigen Verhandlungen

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Der Hamburger Parteienforscher Elmar Wiesendahl steht in seinem Arbeitszimmer. Foto: Ulrich Perrey/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa) - Der Hamburger Parteienforscher Elmar Wiesendahl erwartet schwierige Koalitionsverhandlungen zur Fortsetzung der rot-grünen Koalition in der Hansestadt. "Es wird auf jeden Fall zu Rot-Grün kommen. Allerdings werden die Grünen ihre Muskeln spielen lassen. Und die SPD wird im Bewusstsein ihres Erfolges dagegenhalten", sagte er dem "Hamburger Abendblatt" (Montag). Es werde nicht einfach: "Die Grünen werden mehr Senatsposten verlangen. Welche Ressorts sie bekommen, dürfte zum Streit führen."

Im Wahlkampf sei es allerdings ein Fehler der Grünen gewesen, die SPD mit der Bürgermeister-Kandidatin Katharina Fegebank herauszufordern. "Ja, das war ein Fehler, wenn auch aus dem Hochgefühl der gewonnenen Bezirkswahl im Mai vergangenen Jahres heraus nachvollziehbar. Das zugespitzte Duell - es war ja ein Personalplebiszit - wäre nicht nötig gewesen", meinte Wiesendahl zum Duell Fegebank gegen Amtsinhaber Peter Tschentscher (SPD). Die Wähler hätten auch so verstanden, dass es zwei Alternativen gab. Die Hürde, Tschentscher zu stürzen, sei einfach zu hoch gewesen.

Die SPD habe im Wahlkampf vieles richtig gemacht. "Sie hat die Herausforderung der Grünen angenommen und sehr subtil einen Gegen-Wahlkampf geführt. Dabei ist sie thematisch bis in den Markenkern der Grünen vorgedrungen - die Klima- und Umweltpolitik - und hat erfolgreich eine Art Produktpiraterie betrieben", sagte der 75 Jahre alte Politikwissenschaftler.

Die Sozialdemokraten gewannen die Bürgerschaftswahl in Hamburg klar. Wie die Landeswahlleitung am Sonntagabend mitteilte, kommt die SPD nach vereinfachter Auszählung der für die Parteien auf den Landeslisten abgegebenen Stimmen auf 39,0 Prozent. Die Grünen kämen als zweitstärkste Kraft auf 24,2, die CDU auf 11,2 und die Linke auf 9,1 Prozent. AfD und FDP würden mit 5,3 beziehungsweise 5,0 Prozent in der Bürgerschaft bleiben - letzteres Ergebnis jedoch abhängig von der Auszählung am Montag. Die Freidemokraten, die am Sonntagabend genau bei 5,0 Prozent lagen, müssen weiter bangen.

Auch eine mögliche Verwechslung bei der Stimmerfassung im Wahlbezirk Langenhorn stellt den knappen Wiedereinzug der FDP in die Bürgerschaft infrage. In einem Wahllokal kamen die Liberalen nach der vereinfachten Auszählung auf 22,4 Prozent, die Grünen hingegen nur auf 5,1 Prozent. Hamburgweit war das Ergebnis umgekehrt ausgefallen.

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