Londons Bürgermeister Boris Johnson ist vor allem für starke Sprüche, skurrile Auftritte und allerlei Peinlichkeiten bekannt. Ein Worst-of in Bildern. Hier wirbt Boris Johnson vor seinem Wohnhaus für einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. "Ich liebe die europäische Kultur, ich halte sie für die größte Zivilisation, die dieser Planet je hervorgebracht hat", sagte Johnson. "Aber wir sollten nicht die Wunder Europas und das tolle Essen verwechseln mit einem politischen Projekt, das jetzt Gefahr läuft, außer richtiger demokratischer Kontrolle zu geraten."
Premierminister David Cameron (r. im Bild) hatte noch versucht, Johnson dafür zu gewinnen, sich wie er für einen Verbleib des Landes in der EU starkzumachen. Vergeblich. Der populäre Johnson gilt als potentieller Gegenspieler von Cameron mit Ambitionen auf dessen Amt. Trotz einiger Peinlichkeiten, die sich Johnson in den vergangenen Jahren leistete.
Bei einem Rugby Spiel mit Kindern in Tokio zum Beispiel rannte er den zehnjährigen Toki Sekiguchi um. Der gibt danach zu, sich "etwas weh getan" zu haben. Johnson entschuldigte sich überschwänglich - und schenkte dem Jungen einen Rugbyball als Erinnerung an das zweifelhafte Vergnügen.
Zur Eröffnung des "Poppy Day" maß sich Johnson mit Soldaten im Seilziehen.
Und landet auf dem Hosenboden.
Im Juni 2015 sorgte der konservative Politiker auf dem Nachhauseweg von einem Abendessen für einen Eklat. Johnson fährt Rad und wird trotz seines Helmes von einem Taxifahrer erkannt. Der ist mächtig sauer auf den Bürgermeister, weil der seiner Meinung nach den Taxiunternehmern nicht hilft im Wettbewerb mit dem Chauffeurdienst Uber. Er macht mit seinem Arm eine obzöne Handbewegung und sagt: "Du bist einer von ihnen." Johnsons Antwort darauf: "Verpiss dich und stirb." Die Szene wurde verewigt, denn Passanten filmten mit.
Im Januar 2015 nannte Johnson die Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) sexuell frustriert, und das in einer recht expliziten Sprache. Die Islamisten hätten keinen Erfolg bei Frauen und seien Verlierer-Typen. Die IS-Terroristen seien "schlimme Onanisten", die süchtig nach Porno-Filmen wären, sagte er britischen Medien zufolge.
Immer wieder bringt Johnson auch skurille Ideen ein wie einen "Cycle Superhighway" hervor, der den Fahrradverkehr Londons revolutionieren soll: 1,3 Milliarden Euro soll das ehrgeizige Projekt kosten und den Verkehr wieder fließen lassen. In der Vergangenheit hatte Johnson bereits den Plan gehabt, den Flughafen Heathrow zu schließen und durch einen über 60 Milliarden Euro teuren Neubau an der Themesemündung zu ersetzen. Im Bild: Johnson bei einem Auftritt im Sommer 2014.
Boris trifft George: Londons Bürgermeister Boris Johnson lernt im August 2013 in Australien das Salzwasserkrokodil George kennen, das nach dem britischen Thronfolger benannt ist. Er lässt es sich nicht nehmen, dem Reptil seine Zuneigung durch einen Kuss auf die Schnauze zu zeigen.
In Großbritannien entbrennt Anfang 2014 eine Debatte, wie man dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gedenken soll. Der britische Bildungsminister veröffentlicht einen forschen Artikel, in dem er den Deutschen die alleinige Schuld am Kriegsausbruch gibt. Als es Widerspruch gegen die These gibt, springt Parteifreund Boris Johnson bei, fordert den Rücktritt eines Kritikers und fragt: "Warum musste man ein bisschen Remmidemmi in Sarajevo mit der Invasion Frankreichs beantworten, um Gottes Willen?" Damit meinte Johnson die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand in der bosnischen Hauptstadt. Das lässt Johnson ebenso unerwähnt wie die wechselseitigen Bündnisverpflichtungen, die nach dem Attentat in einem Dominoeffekt dazu führten, dass die europäischen Großmächte einander den Krieg erklärten.
Manche Menschen sind einfach dumm und Gier ist geil? Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson produzierte während einer Thatcher-Gedenkfeier steile Thesen - und blamierte sich anschließend bei einem Intelligenztest. Bei einem Radioninterview, das live gesendet wurde, konfrontierte der Moderator des Senders LBC den Konservativen mit Fragen aus einem Intelligenztest. Das Ergebnis war für Johnson desaströs. Der Radiomann stellte dem Bürgermeister etwa eine Grundrechenaufgabe: "Ich nehme zwei von drei Äpfeln, wie viele habe ich dann?" Johnson stammelte: "Eine Menge Äpfel". Nächste Frage: "Ich gehe am Abend um acht Uhr zu Bett und stelle meinen Wecker auf neun Uhr am nächsten Morgen. Wie viele Stunden kann ich dann schlafen?". Johnson: "Ich schlafe wie ein Stein". Bei schwierigeren Fragen nach einem Bären und dem Preis eines Londoner U-Bahn-Tickets versagte Johnson ebenfalls. Die Fragen aus dem IQ-Test hatte ihm der Moderator gestellt, weil Johnson zuvor sich eine weitere Peinlichkeit geleistet hatte, bei der es um die Ungleichheit von Menschen, um Verdienst und Intelligenz ging.
Alle Welt schimpft auf gierige Banker. Da wird es doch Zeit, dass sie auch mal wieder jemand lobt. Das mag sich Londons Bürgermeister Boris Johnson, hier bei einer Demonstration, während einer Gedenkrede für die verstorbene britische Premierministerin Margaret Thatcher gedacht haben. "Gier ist ein wertvoller Ansporn für wirtschaftliches Handeln", sagte er. Und: "Ich glaube nicht, dass absolute Gleichheit möglich ist." Vielmehr brauche es Ungleichheit und einen gewissen "Geist des Neides", um die Wirtschaft am Laufen zu halten. "Wenn wir über Gleichheit reden, dann ist es sicher wichtig, dass 16 Prozent unserer Spezies einen Intelligenzquotienten von weniger als 85 hat", führte er weiter aus.
Eine Art "Best of Johnson" gab es während eines Talkshow-Auftritts des Bürgermeisters im März 2013: Moderator Eddie Mair führte ihn im Frühstücksfernsehen nach allen Regeln der Kunst vor - und erinnerte an zahlreiche Geschichten, die Johnson selbst wohl lieber vergessen würde. "Sie sind ein ziemlich widerlicher Typ, oder?", fasste Mair zusammen (hier mehr zu Johnsons blamablem BBC-Auftritt).
Mit der britischen Flagge in der Hand sauste "die blonde Gefahr", wie Medien Boris Johnson nennen, Anfang August 2012 an einer Seilbahn hängend durch den Victoria Park neben dem Londoner Olympiagelände. Für einige Minuten dürfte sich der Bürgermeister der britischen Hauptstadt wie James Bond gefühlt haben - bis er plötzlich mitten in der Luft hängen blieb. Minutenlang passierte nichts, Zuschauer knipsten begeistert Fotos, bis ihn jemand aus seiner unglücklichen Lage befreite und die Aktion ein glimpfliches Ende nahm.
Schon als der 50-Jährige 2008 vom damaligen IOC-Präsidenten Jacques Rogge die olympische Fahne überreicht bekam, war die chinesische Öffentlichkeit irritiert. Mit aufgeknöpftem Jackett schwenkte Johnson die Fahne, als stünde er unter Drogen.
Auch die Königin verschonte der studierte Altertumswissenschaftler nicht. Das 60. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II im Londoner Nieselregen kommentierte der Bürgermeister mit dem Satz: "Wie Dünkirchen, nur etwas spaßiger." Bei der Schlacht von Dünkirchen in Nordfrankreich wurden die Briten 1940 von den Deutschen ins Meer getrieben. In Großbritannien steht Dünkirchen für eine schmachvolle Niederlage gegen Hitler-Deutschland.
Selbst Barack Obama bekam bei einem Bankett in London einen echten Johnson ab. "Würden Sie mir bitte einen Scheck über fünf Millionen Dollar ausstellen?", fragte "Bo-Jo" den verblüfften US-Präsidenten. Damit spielte Johnson auf die Londoner Maut auf Diplomaten-Fahrzeuge an, die die US-Botschaft nicht zahlen wollte. Weil Johnson selber in Amerika geboren wurde, witzeln seine Freunde, könne er sogar als Nachfolger Obamas kandidieren.
Und auch der glücklose US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney wurde Opfer von Johnsons Spott. Der Republikaner hatte zuvor Zweifel an der Organisation der Olympischen Spiele in London geäußert. "Wie ich hörte, gibt es einen Typen namens Mitt Romney, der wissen möchte, ob wir bereit sind. Sind wir bereit?" verspottete Johnson bei einem Auftritt den US-Amerikaner. Die Menge antwortete mit einem vielstimmigen "Yes".
In seiner Heimat Großbritannien ist Johnson gerade wegen seiner Späße und seiner chaotischen Art bei vielen beliebt. Selbst Leute, die den Konservativen nicht gewählt haben, fangen laut Johnsons Biografen Andrew Gimson an zu lächeln, wenn sie ihn sehen - ob das für einen Politiker allerdings das beste Kompliment ist? Für seine Partei warb Johnson beispielsweise mit dem Versprechen: "Wenn Sie die Konservativen wählen, bekommt Ihre Frau größere Brüste und Sie haben bessere Chancen auf einen BMW M3."
Johnson und die Frauen, das ist sowieso eine eigene Geschichte. Seine erste Ehefrau Allegra bat er wegen einer Affäre um eine "schnelle Scheidung". Seine zweite Frau Marina (Bild) setzte ihn vor die Tür, nachdem eine Geliebte Johnsons ihr insgesamt fünftes Kind geboren hatte. Seine Antwort auf die Frage, ob er jemals Sex mit einem Mann hatte: "Bis jetzt noch nicht."
Viele Jahre arbeitete Boris Johnson als Journalist - was für Moderator Eddie Marr Anlass war, an eine unrühmliche Episode zu erinnern. Denn der junge Johnson verlor einst seinen Job bei der Times, weil er ein Zitat erfunden hatte. Dem Nachrichtenmagazin The Spectator, dessen Herausgeber Johnson mehrere Jahre war, verpassten die Briten den Spitznamen "Sextator" - wegen der Eskapaden des Politikers. Dass diese dem Bürgermeister bisher politisch kaum geschadet haben, liegt wohl auch daran, dass er nie versucht hat, die Menschen über Moral zu belehren.
Auch als Buchautor versucht sich Johnson immer wieder - sein jüngstes Werk "Another Story of London" ist eher von der harmlosen Sorte. Für mehr Aufsehen sorgte seine Terrorismus-Satire "72 Jungfrauen", in der chaotische Selbstmordattentäter das britische Parlament stürmen.
Johnson hat viele Visionen für seine Stadt. Nachdem er sich bereits eine neue Version der legendären Doppeldecker-Busse (den "Boris-Bus") ausgedacht und die chronisch verstopfte Stadt mit Leihfahrrädern (den "Boris-Bikes") ausgestattet hat, will er nun den überlasteten Flughafen von Heathrow ersetzen. Mit einer in der Themse künstlich aufgeschütteten Insel - "Boris Island".