Bürgerkrieg zwischen Regierung und Farc:Waffenstillstand in Kolumbien gilt bis Ende des Jahres

Bürgerkrieg zwischen Regierung und Farc: Eine Frau demonstriert in Cali in Kolumbien mit einem Schild mit der Aufschrift: "Ja zum Frieden".

Eine Frau demonstriert in Cali in Kolumbien mit einem Schild mit der Aufschrift: "Ja zum Frieden".

(Foto: AFP)

Präsident Santos will, dass Soldaten und Farc-Guerilla trotz der Ablehnung des Friedensabkommens in einem Referendum "keinen Schuss mehr abgeben" müssen.

Der Waffenstillstand zwischen Regierung und den Farc-Rebellen in Kolumbien wird bis Ende des Jahres verlängert. Das gab Präsident Juan Manuel Santos in einer Fernsehansprache bekannt.

Es gilt als möglich, dass in diesem Zeitraum ein neuer Friedensvertrag zwischen den beiden Kriegsparteien ausgehandelt wird. Die alte Version, auf die sich Regierung und Farc-Rebellen geeinigt hatten, war vor zwei Wochen in einem Referendum durch das kolumbianische Volk abgelehnt worden.

Danach hatte die Regierung den Waffenstillstand zunächst nur bis Ende Oktober verlängert. Das hatte große Unsicherheit darüber ausgelöst, wie es mit dem kolumbianischen Friedensprozess weitergehe. Ein Scheitern der Friedensverhandlungen galt als möglich.

Mehr Zeit für Verhandlungen

Mit der Verlängerung bis Ende Dezember sinkt die Wahrscheinlichkeit dafür zumindestens etwas, da die Parteien nun weitere Monate zum Verhandeln haben.

Für sein mehrjähriges Engagement im kolumbianischen Friedensprozess hatte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos vor einer Woche den Friedensnobelpreis erhalten. Das Nobelkomitee wollte damit nach eigener Aussage ein Zeichen setzen, dass die Verhandlungen auch weitergehen müssten, nachdem eine hauchdünne Mehrheit der Kolumbianer den Friedensvertrag abgelehnt hatte.

Einer der Hauptkritikpunkte an der bisherigen Version des Friedensvertrages ist, dass die Farc-Rebellen eine auf zwei Legislaturperioden angelegte dauerhafte Vertretung im kolumbianischen Parlament bekommen sollen. Aufgrund ihrer Kriegsverbrechen halten dies viele Kolumbianer für inakzeptabel. Zudem wird kritisiert, dass für viele Verbrechen eine Höchststrafe von nur acht Jahren vorgesehen ist.

Nach dem ursprünglichen Zeitplan sollten die Farc-Rebellen eigentlich derzeit in von den UN überwachten Zonen ihre Waffen abgeben. Dazu konnte es wegen des Neins im Referendum nicht kommen.

Santos setzt ungeachtet dessen seine Bemühungen um den Frieden in Kolumbien fort. Zuletzt hat er sich mit Studenten getroffen, die für die Umsetzung des Friedensvertrags demonstriert hatten. "Einer der Studenten erinnerte mich daran, dass es in der Armee und bei der Guerilla junge Menschen gibt, die hoffen, dass sie keinen Schuss mehr abgeben müssen", zitiert ihn die BBC. Deshalb und "auf Bitte der Studenten" habe er entschieden, die Waffenruhe bis 31. Dezember zu verlängern.

Die Farc-Führung hat ihre Bereitschaft zu einer raschen Einigung auf einen neuen Vertragstext signalisiert.

Zehntausende Menschen demonstrierten in dieser Woche für die Umsetzung des Friedensvertrages. Der Konflikt zwischen Guerilla, Militär und rechten Paramilitärs hat seit 1964 mehr als 220 000 Menschenleben gefordert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: