Bürgerkrieg in Syrien:UN zählen 5000 Tote im Monat

A Free Syrian Army fighter mourns at the grave of his father in a public park that has been converted into a makeshift graveyard in Deir el-Zor

Ein Kämpfer der Freien Syrischen Armee am Grab seines Vaters in einem Park der Stadt Dair az-Zur.

(Foto: REUTERS)

"Extrem hohe Tötungsrate": Der Bürgerkrieg in Syrien hat einem Bericht der Vereinten Nation zufolge bisher mindestens 93.000 Menschen das Leben gekostet. Die Dunkelziffer könnte allerdings noch viel höher liegen.

Im syrischen Bürgerkrieg sind nach jüngsten Angaben der Vereinten Nationen bis Ende April mindestens 93.000 Menschen getötet worden. Neben diesen belegten Todesfällen gebe es eine potenziell erheblich höhere Dunkelziffer, erklärte das Menschenrechtsbüro der Weltorganisation in Genf.

Seit Juli 2012 sind im Monatsdurchschnitt mehr als 5000 Menschen zu Tode gekommen. Die meisten Opfer seien seit November im Umland der Hauptstadt Damaskus und in der Millionen-Metropole Aleppo gezählt worden. "Diese extrem hohe Tötungsrate reflektiert die dramatische Verschlechterung der Lage", sagte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay. Die Liste der UN führt nur Tote auf, deren Namen und Sterbeorte bekannt sind.

Es gebe gut belegte Fälle von Folter und Tötung von Kindern sowie von Massakern an ganzen Familien. "Das ist eine schreckliche Erinnerung, wie teuflisch dieser Konflikt geworden ist", sagte Pillay.

Ersatz für Österreich

Der Konflikt hatte in den letzten Wochen auch die Grenze nach Israel erreicht, Opposition und Regimetruppen hatten sich auf den Golanhöhen Gefechte geliefert. Die österreichische Regierung kündigte daher an, ihre 378 Soldaten abziehen, die im Auftrag der Vereinten Nationen das Waffenstillstandsabkommen zwischen Syrien und Israel auf den Golanhöhen überwachen.

Israelischen Regierungskreisen zufolge wird derzeit mit Schweden über einen Einsatz ihrer Blauhelmsoldaten verhandelt. Die Gespräche befänden sich allerdings in einem "sehr frühen Stadium", sagte ein Vertreter der israelischen Regierung der Nachrichtenagentur AFP. Die israelische Tageszeitung Haaretz berichtete, dass Schwedens Außenminister Carl Bildt die Entsendung von Soldaten erwäge. Allerdings solle dies nur in Zusammenarbeit mit Dänemark, Finnland und Norwegen geschehen. Zudem solle das Mandat der UN-Mission gestärkt werden, damit die Soldaten sich besser verteidigen können.

USA unterstützen Opposition

Die USA haben unterdessen zugunsten der syrischen Opposition einige Handelssaktionen gelockert. Die Regierung in Washington kündigte an, dass US-Industrieunternehmen künftig Lizenzen zum Export von Ausrüstung "für den Wiederaufbau der befreiten Zonen" in Syrien erhalten können. Damit könnten eine große Bandbreite von Produkten und Technologie, etwa Generatoren, sanitäre oder landwirtschaftliche Ausrüstung in "von der Opposition kontrollierte Gebiete" ausgeführt werden.

Auf diese Art erhielten Bewohner der betroffenen Regionen, die wiederaufgebaut werden müssten, "materielle und konkrete Vorteile", hieß es weiter. Die Opposition solle dadurch befähigt werden, "mit dem Privatsektor, internationalen Organisationen oder Nichtregierungsorganisationen zusammenzuarbeiten", sagte ein Mitarbeiter des State Department. Bei den interessierten Unternehmen wird von Fall zu Fall über ihre Lizenzanträge entschieden. Private Waffenverkäufe an die Aufständischen sind nach wie vor nicht erlaubt. Erst gestern hatte der französische Außenminister Laurent Fabius dies gefordert.

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