Süddeutsche Zeitung

Bürgerkrieg in Syrien:Iran beliefert Assad über irakischen Luftraum

Nachschubroute für Assad: Nach einem Medienbericht versorgt Iran das Regime in Syrien durch Hilfsflüge, bei denen möglicherweise auch Waffen transportiert werden. Sie führen über irakisches Gebiet - und lassen sich kaum unterbinden.

Syrien ist international isoliert. Einer der wenigen Verbündeten, die dem Assad-Regime noch geblieben sind, ist Iran. Die dortige Regierung hat in der Vergangenheit offenbar auch mehrfach Waffen nach Syrien geliefert.

Einem Bericht der New York Times zufolge nutzt der Iran dazu den irakischen Luftraum. Das Blatt beruft sich dabei auf Angaben aus ranghohen US-Regierungskreisen. Demnach waren die Lieferungen im März 2012 eingestellt worden, nachdem die USA Druck auf den Irak ausgeübt hatten. Im Juli seien die Flüge allerdings wieder aufgenommen worden.

Welche Güter bei den Lieferungen genau transportiert würden, sei nach Angaben eines ehemaligen US-Regierungsvertreters nicht vollständig klar. Angesichts der eingesetzten Transportflugzeuge und der Weigerung des Irans, die Maschinen im Irak inspizieren zu lassen, gehe man aber davon aus, dass es sich um Waffen handele.

Wie die Zeitung schreibt, habe US-Vizepräsident Joe Biden bei einem Treffen mit dem irakischen Präsidenten Nuri al-Maliki seine Besorgnis über die iranischen Transportflüge zum Ausdruck gebracht. Verhindern lassen sich die Hilfsflüge seitens der Regierung in Washington jedoch kaum. Seit dem Abzug haben die USA keine Truppen mehr im Irak - und der Irak selbst verfügt nicht über eine funktionsfähige Luftwaffe. Einzige Möglichkeit wäre, dass Bagdad auf Zwischenlandungen auf seinem Hochheitsgebiet dringt, bei denen die Flugzeuge dann inspiziert werden könnten.

Gefechte in Aleppo

Unterdessen sind in der nordsyrischen Stadt Aleppo Dutzende Menschen durch heftigen Granat- und Raketenbeschuss getötet worden. Die Truppen des Assad-Regimes hätten seit dem Morgengrauen mit ihrer schweren Artillerie etliche Wohnviertel beschossen. "Aleppo brennt", sagte ein Aktivist der Deutschen Presse-Agentur am Telefon.

Aleppo, eine strategisch wichtige Handelsmetropole an der Grenze zur Türkei und die größte Stadt des Landes, ist seit anderthalb Monaten zwischen Regimetruppen und Aufständischen umkämpft. Regime-Militärs hatten zuletzt mehrfach behauptet, dass die syrische Armee den Widerstand der Rebellen bald brechen würde.

Tausende Menschen versuchen noch immer, aus dem Bürgerkriegsland zu fliehen. Allein im August hätten 100.000 Menschen aus Angst das Land verlassen, erklärte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) in Genf. Allein an einem der syrisch-türkischen Grenzübergänge harren nach Angaben von Aktivisten derzeit etwa 4000 Menschen aus und warten auf eine Möglichkeit zur Einreise in das Nachbarland. Die Türkei hat bisher mehr als 80.000 Flüchtlinge aufgenommen.

Inzwischen gibt es auch in Deutschland immer mehr Forderungen, Flüchtlinge aus Syrien einreisen zu lassen. Die Bunderepublik sei ein wohlhabender Staat und dürfe sich nicht verweigern, sagte der außenpolitischer Sprecher der Union im Bundestag, Philipp Mißfelder. Allerdings forderte der CDU-Politiker vorrangig Christen aufzunehmen - "wegen der Akzeptanz in Deutschland und wegen der Verbundenheit zu den Christen in Syrien".

Auch der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok sprach von einer "humanitären Pflicht" zu helfen. "Wenn der Bürgerkrieg länger dauert, dann wird es keine andere Wahl geben, als sie bei uns aufzunehmen", so Brok im Südwestrundfunk. Die Hilfsorganisation Care warnte, dass Nachbarländer wie Jordanien bereits an ihre Kapazitätsgrenze stoßen.

Es gibt weiterhin keinen Konsens der internationalen Gemeinschaft im Umgang mit dem Syrien-Konflikt. Die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton hat bei ihrem Besuch in Peking keine Einigung erzielt. "Es ist kein Geheimnis, dass wir enttäuscht sind von den Entscheidungen Russlands und Chinas, schärfere Sanktionen des Weltsicherheitsrats zu blockieren", erklärte Clinton.

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