Konsequenz der Loveparade-Katastrophe:Duisburg wählt Oberbürgermeister Sauerland ab

Hartnäckig hatte sich Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland dagegen gesperrt, persönliche Konsequenzen aus der Loveparade-Katastrophe zu ziehen. Jetzt zwingen ihn die Bürger, sein Amt niederzulegen. Mit großer Mehrheit stimmten die Duisburger für die Abwahl ihres umstrittenen Stadtoberhauptes.

Die Duisburger haben sich entschieden: Anderthalb Jahre nach dem Loveparade-Unglück zwingen sie Oberbürgermeister Adolf Sauerland, sein Amt niederzulegen. Etwa 129.000 Bürger votierten für die Amtsenthebung des CDU-Politikers, teilte die Stadt Duisburg am Sonntagabend mit. Die Wahlbeteiligung lag bei 41 Prozent. Damit wurde erstmals in Nordrhein-Westfalen ein Oberbürgermeister abgewählt.

Bei der Loveparade in Duisburg im Juli 2010 waren 21 Menschen tödlich verletzt worden, als es an einer Rampe zu dem Veranstaltungsgelände zu einer Massenpanik kam. Es gab mehr als 500 Verletzte. Sauerland steht seit der Katastrophe in der Kritik. Neben Fehlern bei der Genehmigung der Loveparade wird ihm Versagen im Umgang mit den Angehörigen der 21 Todesopfer vorgeworfen. Einen freiwilligen Rücktritt hatte Sauerland stehts abgelehnt.

Der nordrhein-westfälische Landtag hatte 2011 eine "Lex Sauerland" für ein erleichtertes Abwahlverfahren beschlossen. Ein Schritt, der von Sauerland selbst immer wieder als parteipolitisches Kalkül kritisiert wurde. Dennoch war die Abwahl-Abstimmung nach Inkrafttreten des Gesetzes von einer Bürgerinitiative mit der Sammlung von knapp 80.000 Unterschriften erzwungen worden.

Wahlberechtigt waren am Sonntag 365.000 Einwohner. Mindestens 91.250 Menschen - das entspricht einem Viertel der Wahlberechtigten - mussten für eine Abwahl stimmen, um den Oberbürgermeister zur Räumung seines Amtes zu zwingen.

Sauerland war seit 2004 Oberhaupt der Stadt Duisburg. Am kommenden Mittwoch wird der Wahlausschuss der Kommune das Ergebnis des Bürgerentscheids offiziell feststellen. Danach muss Sauerland sein Amt abgeben. Die Amtsgeschäfte übernehmen bis zur Neuwahl des Rathauschefs Stadtdirektor Peter Greulich (Grüne) sowie der ehrenamtliche Bürgermeister Benno Lensdorf (CDU). Innerhalb von sechs Monaten müssen in Duisburg Neuwahlen stattfinden. Theoretisch könnte Sauerland dabei sogar erneut für das Amt kandidieren.

Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht laufen noch

Dem Abgewählten steht zunächst ein Ruhegehalt in Höhe von 71,75 Prozent seiner Dienstbezüge bis zum Ende der Wahlperiode 2015 zu. Anschließend erhält der 56-Jährige monatliche Bezüge entsprechend seiner Pensionsansprüche.

Gegen Sauerland laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Duisburg wegen Korruptionsverdachts. Es besteht der Anfangsverdacht, dass der CDU-Politiker Bau-Großprojekte nach einer Spende an seine Partei vergeben hat. Wegen der Loveparade ermittelt die Justiz nicht gegen Sauerland persönlich, wohl aber gegen Bedienstete der Stadt.

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